Zeitenblicke

Das Neue von Übermorgen

Fensterlose Flugzeuge: Fliegen wird real
Fliegen ist mühsam. Es ist eng, man steckt in einer fliegenden Sardinenbüchse und durch die kleinen Fenster ist wenig zu sehen. Trotzdem besteigen jedes Jahr 3,1 Milliarden Passagiere ein Flugzeug und stossen dabei 705 Millionen Tonnen CO2 aus.

Bald wird das Fliegen bequemer und umweltfreundlicher. Und: Fliegen wird zu einem Erlebnis für die Sinne.  Mehrere Firmen in Europa und den USA entwickeln Konzepte für fensterlose Flugzeuge mit riesigen, flexiblen Bildschirmen an den Innenwänden. Die Kameras aussen am Flugzeug machen es möglich: Anstatt einen Ausblick aus dem Fenster, könnten Echtzeitkameras Bilder von der Umgebung auf die Panoramabildschirme einspielen, sodass Passagiere das Gefühl haben, auf einem fliegenden Teppich zu sitzen.
Ein Rumpf ohne Fenster bringt produktionstechnisch Vorteile. Damit sparen die Airlines Sprit und Gewicht. Mit jedem Prozent Gewicht, das man bei einem Flugzeug verringert, spart die Gesellschaft ein halbes Prozent Treibstoff ein. Zudem beeinträchtigen die Ausschnitte für die Fenster die Festigkeit des Rumpfes.
In etwa zehn Jahren, so schätzen Experten, könnten die ersten fensterlosen Jets über die Startbahnen rollen. Sie gehen jedoch davon aus, dass es sich dabei um Privatflugzeuge handeln wird. Denn: So sehr das «durchsichtige» Flugzeug ökonomisch Sinn macht, so sehr ängstigt es die Passagiere. Das neue Flugerlebnis ist nur etwas für Menschen ohne Höhenangst.



Nostalgist – Therapeut der Dementen
Sie kennen dieSechzigerjahre Jahre noch aus eigener Erfahrung und haben ein Flair für Wohnkultur? Dann sehen Sie beruflich einer goldenen Zukunft als Nostalgist entgegen.

Unsere Lebenserwartung steigt gemäss Bevölkerungswissenschaftlern täglich um vier bis fünf Stunden. Zwischen 2000 und 2013 hat sich die Zahl der Hundertjährigen in der Schweiz fast verdoppelt – von 787 auf 1500. Die Kehrseite der Medaille: Die Zahl der Demenzkranken wird in Zukunft drastisch zunehmen. In Deutschland werden bereits Schein-Bushaltestellen in der Pflege von Demenzkranken eingesetzt, die unter Störungen des Kurzzeitgedächtnisses leiden und am liebsten in die alte vertraute Umgebung zurückkehren möchten.
Hier kommt der Nostalgist zum Zuge. Er ist eine Mischung aus Therapeut, Historiker und Innenarchitekt und erweckt in Altersresidenzen längst vergangene Welten wieder zum Leben. Zum Beispiel die moderne Küche aus den Fünfzigerjahren mit Stühlen mit abwaschbarem Vinylbezug, praktischem Plastikgeschirr und dem Küchenturm. Oder das Wohnzimmer aus den Sixties, mit Teakholz-Wohnwänden, üppigen Polstergarnituren und dem Wandtelefon mit Wählscheibe. Sie erinnern sich? Wer in den Achtzigerjahren Mitte zwanzig war, wird 2020 mit einer Wahrscheinlichkeit von acht Prozent an Demenz erkranken – und träumen von Skyline-Wohnwänden mit beleuchteter Vitrine und Sofas in grau-flieder-lila-mint Leder.


Roboter – Vertrauen ist gut, Kontrolle 
ist besser
Nach den Ferien ist die Waage mein Feind. Kein Roboter oder keine intelligente Software versteht diesen Satz. Die Maschine mag sagen: «Sie sind dick, das sehe ich.» Das wars dann aber schon. Künstliche Intelligenz in Form von Software und Sensoren mag lesen können – allerdings nur die Zeilen, nicht dazwischen. In unserem Kopf werden wesentlich komplexere Vorgänge als in einem Rechenchip gesteuert. Noch, muss man dazu sagen, denn künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch.
Computer besiegen uns heute im Schach und in Quizshows: Wissenschaftler glauben, dass Computer schon bald intelligenter als wir Menschen sein könnten. Heute gibt es lernende Computer und erste Chips, die sich selbst verändern und neu organisieren können. Der US-Wissenschaftler Ray Kurzweil sagt voraus, dass im Jahr 2045 ein Computer bereits die Rechenleistung der gesamten Menschheit übertreffen könnte. Schliesslich könnte auch die Entwicklung von den Maschinen selbst übernommen werden: Computer bauen mittels künstlicher Intelligenz Computer – die immer intelligenter werden. Diesen Zeitpunkt nennt man in der Fachwelt «technologische Singularität». Das Problem: Maschinen kennen keine Ethik. Damit diese eines Tages nicht Dinge tun, die sie nicht sollten, müssen sie überwacht werden – bevor sie auf die Idee kommen, uns Menschen abschaffen zu wollen.

27. Januar 2015
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