Zwischen Moral und Kommerz gedeiht der Schweizer Tabak

Aus Indonesien stammt nicht nur Palmöl aus fragwürdiger Herkunft, sondern auch Tabak aus Kinderarbeit. Wie immer die Abstimmung über das Freihandelsabkommen ausfällt: Es gibt Alternativen aus der Schweiz, jetzt auch zum Selberdrehen.

Tabakernte auf dem Hof von Thomas Kappeler in Attikon / August 2020 (Foto: zvg)

In einer Gegenwart, in der die politischen Gemüter sich um Palmöl erhitzen, rückt leicht in den Hintergrund, dass unser Land längst nicht allein mit Palmöl Produkte problematischer Provenienz importiert. So gibt zum Beispiel die Tabakproduktion in mehrfacher Hinsicht Anlass zur Kritik: in vielen Anbauländern ist Kinderarbeit fester Bestandteil des Tabakanbaus. Nebst den sozialen Schäden führt dieser zur Zerstörung der Lebensräume von Mensch und Tier.

Nach Auskunft des Vereins unfairtobacco zählt Indonesien zu den Ländern, in denen Kinder im Tabakanbau arbeiten. Das UN environment programme prognostiziert, dass bis im kommenden Jahr 2022  98 Prozent der Regenwälder Indonesiens zerstört sein werden. Im Jahr 2020 wurden rund 114 Tonnen Tabak und Tabakprodukte aus Indonesien in die Schweiz importiert.(Eidgenössische Zollverwaltung - Swiss Impex)

Es scheint, dass diese Missstände auch bei sonst bewusst konsumierenden Raucherinnen und Rauchern im Fall ihres Tabakkonsums unterdurchschnittlich Beachtung finden – obwohl es Alternativen zu ökologisch und sozial problematischen Tabakprodukten gibt.

Freilich lässt sich eine «Bewusstseinsarbeit» als Kleinstunternehmen im Tabakbereich nicht von unseren eigenen wirtschaftlichen Interessen trennen. Unbestritten bleibt auch, dass Tabakkonsum schädlich ist  für die Gesundheit. Dennoch braucht ein gesundheitlich problematisches Produkt nicht auch ökologische und soziale Schäden anzurichten.

____________________

 

Foto: ©Josephine Weber

Beat Geier (Nichtraucher) und Stefano Pibiri (Raucher) sind die Köpfe hinter der Sullana GmbH, der vermutlich jüngsten Zigarrettenfirma der Schweiz.
Sie haben am 1. März eine Tabakmischung zum Selberdrehen auf den Markt gebracht, die – gleich der Zigarette – nur aus Schweizer Tabak hergestellt wird, ohne Zusatzstoffe ist und aus fairer Produktion stammt.
Anstatt uns nur gegen den Abbau von Zollschranken im Handel mit Ländern am andern Ende der Welt ins Zeug legen, könnten wir uns auch die Alternativen vor der eigenen Haustür näher anschauen.

05. März 2021
von: