Intervention: Kriegsgebiet Kinderzimmer

Es gibt die hässliche Schweiz die Kriegsmaterial exportiert. Allein von 1975-2008 exportierte die Schweiz für 12,7 Milliarden Franken Kriegsmaterial, laut der offiziellen Statistik des Bundes. Diese Rüstungsgüter wurden zu einem grossen Teil in Spannungsgebiete geliefert und an Staaten die Kriege führten. Waffen verkaufte unser Land auch an Regimes die foltern liessen und in Länder in denen die Menschen im Elend leben und hungerten.

Die humanitäre Schweiz rettete die Bourbaki Armee vor der Vernichtung
Es gibt aber auch eine Schweiz die sich humanitär engagiert, die versucht bei Konflikten zu vermitteln. Gerade Genf ist das Zentrum dieser besseren Schweiz, die international ein grosses Ansehen geniesst. Auch vor 138 Jahren setzte die humanitäre Schweiz ein Zeichen des Friedens und der Solidarität: Sie entwaffnete die französischen Bourbaki Armee im Jura bei ihrem Übertritt in die Schweiz. Unser damals armes Land versorgte die Soldaten mit Nahrung und gewährte ihnen Asyl. Im eisigen Winter des Waadtländer und Neuenburger Juras retteten sich 1871 87'000 Soldaten vor der Verfolgung und Vernichtung durch die deutschen Armeen. In Luzern wurde diese Entwaffnungsaktion 1881 von Eduard Castres mit einer Gruppe hervorragender Künstler – darunter Ferdinand Hodler - in einem riesigen Panorama dargestellt. Castres hatte 1871 den Übertritt der Bourbaki Armee als Mitarbeiter des Roten Kreuzes miterlebt. Das Bourbaki Panorama in Luzern ist ein Rundgemälde das rund 15 Meter hoch ist und einen Umfang von 112 Meter hat. (www.bourbakipanorama.ch)

Interpixel: Entwaffnungsaktion in Schulklassen
Für die Aktionskünstler Eva-Maria Würth und Philippe Sablonier von „Interpixel“ war die Entwaffnung der Bourbaki Armee für ihre Entwaffnungsaktion in Schulklassen ein Vorbild. Sie lancierten 2006 das Kunstprojekt Mega Buster. Sie entwaffneten in acht Deutschweizer Kantonen rund tausend Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie besuchten über fünfzig Schulklassen aller Stufen. In Gesprächen versuchten sie Kleine und Grosse davon zu überzeugen, ihre Waffen, Killer Games usw. im Tausch gegen ein Entwaffnungs-Zertifikat abzugeben. Die Entwaffnungsaktion hatte das Ziel, Kinderzimmer zu befrieden. Kinder und Erwachsene wurden aufgerufen, ihre Waffen abzugeben – egal ob Airguns, Computerspiele mit gewalttätigen Inhalten, Messer oder Giftpfeile, Steinschleudern, Panzer, Splitterbomben, Taser uns so weiter. Das eingesammelte „Kriegsgut“ präsentierten Interpixel nachher in der Kunsthalle Luzern im Rahmen einer Installation. Anschliessen wurde das „Kriegsgut" mit einem Bulldozer öffentlich zerquetscht. (www.interpixel.com)


Ein Buch zum Thema Kriegsgebiet Kinderzimmer
Gewalt und Krieg wird heute als Unterhaltung konsumiert, auch von Kindern. Schon kleine Kinder hantieren mit Imitationswaffen, führen virtuelle Schlachten, foltern, vergewaltigen und morden zum Spass mit Killer Games. Diese Entwicklung thematisierte das Künstlerpaar Eva-Maria Würth und Philippe Sablonier jetzt in ihrem Buch „Mega Buster, Kriegsgebiet Kinderzimmer, eine Intervention zu Gewalt, Gesellschaft und Entwaffnung“. Das Thema wird in der Publikation von Fachleuten aus verschiedenen Perspektiven diskutiert. Es finden sich Beiträge aus Medizin, Ethik, Recht, Neurobiologie, Psychologie, Soziologie, Geschichte, Medienwissenschaft und Kunst.
 
„Mega Buster, Kriegsgebiet Kinderzimmer, eine Intervention zu Gewalt, Gesellschaft und Entwaffnung“ Interpixel (Eva-Maria Würth und Philippe Sablonier), edition fink, Fr. 28.-/€ 17.-. ISBN 978-3-03746-130-3
22. November 2009
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