Krisenexperte Hannich: "Langfristig hat der Euro keine Zukunft"

"Die Euro-Katastrophe steht bevor", schrieb der Finanzexperte Günter Hannich im Herbst 2009 in seinem Buch "Die Euro-Katastrophe" (FinanzBuch-Verlag, 2009). Zu diesem Zeitpunkt stand er mit seiner Meinung noch relativ isoliert da. Das hat sich mittlerweile geändert: Die US-Investoren-Legende Warren Buffett bezeichnet den Euro als "ein Experiment, das auch schiefgehen kann". Hier nun vier Antworten von Krisenexperte Günter Hannich auf drängende Fragen zur weiteren Entwicklung des Euro.

Frage: Ist der Euro jetzt noch sicher?
Günter Hannich: "Der Euro ist ökonomisch gesehen ein Problem. Die an ihm teilnehmenden Länder sind von der wirtschaftlichen Stärke sehr unterschiedlich. Früher, als die Staaten noch nationale Währungen hatten, gab es über die Wechselkurspuffer einen Ausgleich. Seit es den Euro gibt, bauen sich zunehmend immense Handelsbilanzungleichgewichte auf, die nicht mehr durch freie Wechselkurse eingedämmt werden.
Nun werden diese Spannungen so groß, dass der Euro in Gefahr kommt, an ihnen zu zerbrechen. Die Summen, die für seine "Rettung" gezahlt werden müssen, werden immer größer - langfristig wird der Euro daran zerbrechen. Dieser Zusammenbruch passiert jedoch nicht von heute auf morgen, sondern benötigt einige Zeit, deshalb rechne ich nun nicht unmittelbar mit einem Euro-Zusammenbruch, aber das Ende dieser Kunstwährung ist wohl mit den jetzigen Krisen eingeläutet."
Die Euro-Einführung und damit die Beseitigung der Wechselkurspuffer ist vergleichbar damit, wie wenn die Thermostate in einem Haus abgeschafft würden, aus dem Irrglauben dann würde überall im Haus die gleiche Temperatur herrschen.

Ist mit dem Hilfspaket die Krise des Euro vorbei?

Nein, wie in der Finanzkrise letztes Jahr wird damit nur Zeit gewonnen, da die grundlegenden Probleme nicht gelöst werden. Langfristig werden dadurch sogar die Probleme verschärft, weil sie zu einer zusätzlichen Schwächung und Verschuldung der starken Staaten führen.

Bietet der US-Dollar eine gute Alternative?
Leider nicht. In dem ganzen Gerede über den Euro geht völlig unter, dass der US-Dollar mit noch deutlich größeren Problemen zu kämpfen hat. Das Doppel-Defizit aus Haushalts- und Handelsbilanzdefizit bringt die US-Währung zunehmend unter Druck. Als es vor 12 Jahren zur Asienkrise kam, hatten die betroffenen südostasiatischen Länder im Schnitt ein Handelsbilanzdefizit von 3 Prozent - dies führte zu einer Währungsabwertung in der Krise von z.T. über 90 Prozent. Die USA haben heute ein Handelsbilanzdefizit von bis zu 7 Prozent - mehr als doppelt so viel wie damals die südostasiatischen Länder in der Asienkrise. Dies wird ebenso einen Absturz der US-Währung auslösen.

Gibt es attraktivere Währungen als den Euro und wie kann ich diese als Privatanleger nutzen?

Wenn der Euro in Probleme kommt und der US-Dollar ebenfalls, dann profitiert davon meist der Schweizer Franken. Die Schweizer Währung konnte bisher in allen Krisen und Kriegen gegen die meisten anderen großen Währungen gewinnen. Nicht umsonst steht er heute auf einem Rekordniveau zum Euro. Daneben ist auch die norwegische Krone interessant, da Norwegen nur gering verschuldet ist und über Erdöl-Vorkommen verfügt. Beide Währungen kann der Anleger bspw. über Fremdwährungskonten nutzen.


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Günter Hannich hat seit 1998 zehn populäre Bücher über Geldthemen geschrieben, darunter "Sprengstoff Geld" (1998), "Börsenkrach und Weltwirtschaftskrise" (2000), "Der Euro" (2001) und "Die Eurokatastrophe" (2009). Seit rund zwei Jahren bringt Hannich den Börsendienst "Crash-Investor" heraus.
21. Mai 2010
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