Luftalarm während des Besuchs einer afrikanischen Vermittlungsdelegation in Kiew
Bürgermeister dementiert vermeintlichen russischen Angriff auf Hauptstadt, schreibt Reinhard Lauterbach

Während des Aufenthalts einer hochrangigen afrikanischen Vermittlungsdelegation in Kiew hat es am Freitag vormittag Luftalarm gegeben. Am Stadtrand waren Explosionen zu hören. Der ukrainische Aussenminister Dmitro Kuleba erklärte seinen Gästen, das zeige, was Russland Afrika zu bieten habe: noch mehr Krieg und Zerstörung statt Brot.

Wenig später dementierte allerdings Hauptstadtbürgermeister Witalij Klitschko, dass es am Vormittag in der Stadt Einschläge oder neue Beschädigungen gegeben habe. Der Lärm am Stadtrand könne von der ukrainischen Flugabwehr verursacht worden sein. Klitschko liegt mit der Präsidentenadministration im Streit; diese versucht seit Monaten, ihn aus dem Amt zu drängen. Es ist nicht auszuschließen, dass er sich mit dem Dementi für diese Angriffe »revanchiert« hat.

Die afrikanische Delegation steht unter Leitung des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa. Weiter gehören ihr der senegalesische Staatschef Macky Sall, Sambias Präsident Hakainde Hichilema und der Staatschef der Komoren, Azali ­Assoumani, an. Ausserdem sollten Vertreter Ägyptens, von Kongo-Brazzaville und Uganda teilnehmen. Die Staatschefs dieser drei Länder, Abdel Fattah Al-Sisi, Denis Sassou Nguesso und Yoweri Museveni, hatten ihre Teilnahme abgesagt. An diesem Sonnabend soll die Delegation nach Gesprächen in Kiew den russischen Staatschef Wladimir Putin in Sankt Petersburg treffen.

Es dürfte neben dem Sondieren einer Verhandlungslösung für die Ukraine auch darum gehen, die Getreidelieferungen nach Afrika zu stabilisieren. Russland hat angedroht, aus dem vierseitigen Abkommen über den Transportkorridor über das Schwarze Meer auszusteigen, weil seine eigenen Handelsinteressen dabei nicht berücksichtigt worden seien. Für die EU erklärte der Sprecher der Kommission für Außenpolitik, Peter Stano, am Freitag schon vorab, die EU werde keine Lösung akzeptieren, die ein «Einfrieren» des Konflikts zum gegenwärtigen Stand der Frontlinien bedeute.

Unterdessen bot sich in Moskau ein weiterer Vermittler an. Die Vereinigten Arabischen Emirate seien bereit, die Bemühungen um eine Lösung des Konflikts in der Ukraine auf jede erdenkliche Weise zu unterstützen, erklärte der Präsident der VAE, Scheich Mohammed bin Sajid Al Nahjan, am Freitag bei Gesprächen mit Putin.