Macherinnen unter sich

Warum sprechen wir eigentlich nur von Karriere-Müttern, aber nie von Karriere-Vätern? Wer käme auf die Idee, erfolgreiche Männer zu fragen, wie sie Beruf und Familie unter einen Hut bringen? Dafür müssen sich Frauen mit Kindern, die wieder arbeiten, ständig rechtfertigen. Nicole Althaus, Chefredaktorin von «Wir Eltern», kann ein Lied davon singen. «Mit dem Kompositum Karriere-Mutter werden Mütter markiert. Es ist wohl nicht natürlich, dass wir Uterus und Hirn gebrauchen», sagte die ehemalige Mama-Bloggerin an der Tagung der «FrauenVernetzungsWerkstatt» in St. Gallen vergangenen Samstag. Althaus bekennt aber auch, dass das Hauptproblem gar nicht so sehr die Frage der Vereinbarkeit von Karriere und Familie sei, sondern die Frauen selber, ihr schlechtes Gewissen. Und sie berichtet, wie sie mit Bekanntwerden ihrer neuen Stelle als Chefredaktorin plötzlich Post von Versicherungen und Weinhändlern bekam – als ob sie erst mit ihrem neuen Posten wichtig genug für eine Lebensversicherung wäre oder in der Lage, guten von schlechtem Wein zu unterscheiden...


Von den Vorurteilen gegenüber arbeitenden Müttern berichtete auch Sonja Wiesmann, früher Baufrau, heute Gemeindepräsidentin im Thurgau. Als sie in ihrem altem Job als Baufrau ihrem langjährigen Chef erzählte, sie sei schwanger und werde nach dem Mutterschaftsurlaub zurückkehren, ihr Mann bleibe zuhause, erhielt sie als Antwort die Kündigung. Grund: Die Frau des Chefs war der Meinung, Frauen würden durch die Geburt weicher werden, und somit wäre Sonja Wiesmann nicht länger geeignet für die Baubranche. Es folgte ein zweijähriger Rechtsstreit, den die Baufrau zwar gewann, der aber sehr nervenaufreibend war. Ihre Botschaft an die Frauen: «Habt den Mut, Fehler zu machen, wieder hin zu stehen und es aufs Neue zu versuchen.»


Die Politologin Regula Stämpfli, in der Schweiz gern gesehener Gast wenn es um Frauenthemen geht, referierte über «Frauen zwischen Autonomie und Anerkennung» und beklagte, das weibliche Geschlecht habe Stimme und Körper verloren. Zu wichtig sei ihm die Anerkennung. Dabei wäre es so wichtig, hin zu stehen und auch einmal «Nein» zu sagen. Genauso, wie den Mut zum Scheitern zu haben: «Try and fail, try again und fail better – Versuche und scheitere, versuche nochmals und scheitere besser.»


Am Nachmittag moderierte Mona Vetsch eine angeregte Podiumsdiskussion. Viele Fragen blieben offen, doch es wird sicher neue Antworten geben an der nächsten Tagung der «FrauenVernetzungsWerkstatt» am 16. März 2013.


www.frauenvernetzungswerktstatt.ch