Donbass: Wie ist das Leben in der Grauzone?
Die einen würden sagen, hier werde der wichtigste Zipfel Europas gegen russische Übergriffe verteidigt. In den Augen anderer wird exakt derselbe Landstrich vor den Faschisten der eigenen Regierung geschützt.
Viele wissen gar nicht mehr so recht, wieso der Krieg im Osten der Ukraine, im Donbass, bereits in sein fünftes Jahr geht, und wofür es sich überhaupt noch lohnt zu kämpfen, zu darben oder sogar zu sterben. Und doch ist dieser Konflikt harte Realität, besonders für jene Menschen, die in der «Grauzone» leben, in jenem Gebiet an der rund 450 Kilometer langen Grenze, die zur Frontline wurde und von beiden Parteien immer wieder umkämpft wird.
Die Journalistin Jutta Sommerbauer und der Fotograf Florian Rainer haben 2017 fast zwanzig Orte an diesem Grenzverlauf besucht. Herausgekommen ist ein in Wort und Bild selten derart feinabgestimmter Band voller Geschichten, in denen es nicht so sehr um den Donbass-Konflikt geht, sondern um die Menschen in diesem Konflikt – und um Orte, verlassene, verbrannte, verschmutzte, verzierte. Und doch ist der Konflikt immer ein ständiger Begleiter, «wie die Geschosse, auf die die Bewohner fast schon warten, wenn sie einmal länger ausbleiben». Tatsächlich sind viele der Geschichten traurig, sie erzählen von Aussichtslosigkeit und Verzagen. Doch es gibt auch welche, die schaurig Lustiges enthalten und in denen Hoffnung und unbändiger Wille aufblitzen.
Florian Rainer & Jutta Sommerbauer: «Grauzone», Bahoe Books: Wien 2018, CHF 27.90
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