«Genozid» in der Kleinstadt Butscha nahe Kiew – es gibt heikle Fragen
Am 30. März zog sich die russische Armee aus Butscha, rund 25 Kilometer nördlich von Kiew, zurück. Vier Tage später sprechen die Weltmedien von einem «Genozid» mit über 300 Todesopfern und zeigen schreckliche Bilder. Warum so spät und was geschah in der Zwischenzeit?
In Kriegszeiten ist es schwierig, sich ein realistisches Bild der Ereignisse zu machen. Praktisch sämtliche Informationen stammen von Kriegsparteien, ihren Informationsagenturen oder von Journalisten, die mit ihnen zusammenarbeiten müssen.
Was wissen wir mit Sicherheit über die Vorgänge in Butscha?
- Am Abend des 30 März zieht sich die russische Armee nach rund einmonatiger Besatzung aus Butscha zurück.
- Am 31. März verbreitet ein sichtlich gut gelaunter Bürgermeister die frohe Botschaft des Rückzugs als historisches Ereignis. Auch ohne ukrainische Sprachkenntnisse wird ersichtlich, dass von einem Genozid keine Rede sein kann.
- Drei Tage später wird er den Medien sagen, die russischen Soldaten hätten die Zivilisten mit Schüssen in den Hinterkopf» getötet.
- Am 3. April vermelden die internationalen Nachrichtenagenturen erstmals eine hohe Zahl von zivilen Opfern, wie diese Übersicht von Reuters (in englisch) zeigt.
- Sofort wird die Forderung nach einer weiteren Verschärfung der Sanktionen laut. Deutschland weist 40 russische Diplomaten aus. Kanzler Scholz beruft sich dabei nicht auf geprüfte, unabhängige Berichte, sondern auf «Grauen erregende Aufnahmen» aus Butscha. Russland dementiert die Tötung von Zivilisten und fordert eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Eine solche wird von Grossbritannien abgelehnt. Boris Johnson erklärt aber gemäss BBC, sein Land werde nicht ruhen, bis den Opfern Gerechtigkeit widerfahre.
Zu den Ereignissen von Butscha stellt sich eine Reihe von Fragen:
- Warum dauerte die Verbreitung der Bilder der getöteten Zivilisten so lange?
- Warum wurden die Opfer tagelang in den Strassen liegen gelassen, wo doch die russische Armee den Ort längst verlassen hatte?
- Welche ukrainischen Truppen haben den Ort nach dem Rückzug der Russen übernommen? Gemäss der New York Times waren es Mitglieder des berüchtigten Asov-Bataillons, das zwei Tage nach Abzug der Russen in Bucha eintraf. Augenzeugen aus Mariupol berichten, dass Mitglieder des Asov-Bataillons auf fliehende Zivilisten geschossen haben – die man natürlich auch als Feindpropaganda bezeichnen kann.
Mitglieder des Asov-Bataillons scheinen auch gegen die Genfer-Konvention zum Schutz Kriegsgefangener zu verstossen. Es sind verschiedene Videos im Umlauf, die zeigen, wie russische Kriegsgefangene gefoltert oder in die Knie geschossen werden.
Das ukraninische Nachrichtenportal lb.ua veröffentlichte am 2. April einen Artikel unter dem Titel «Das Regiment SAFARI der Spezialeinheiten beginnt mit Säuberungsaktion in Butscha von Saboteuren und Komplizen Russlands – Nationale Polizei». Wie die Aktion ablief, wird nicht beschrieben; aber dass es eine Säuberungsaktion war, scheint ausser Zweifel.
In einem Artikel des Center for European Policy Analysis (CEPA), ein Think.Tank für transatlantische Partnerschaft, heisst es über die Special Forces der Ukraine:
«Ein geheimes, von den USA geführtes Ausbildungsprogramm für ukrainische Spezialeinheiten wurde 2015 auch von der CIA in den USA gestartet. Ziel war die Schaffung einer hochprofessionellen Truppe, die sich radikal von ihren sowjetisch ausgebildeten Vorgängern unterscheidet und die Aufstandstaktiken schärfen und ‹Russen töten› sollte, wie es ein Ausbilder ausdrückte.»
Es steht ausser Frage, dass es sich bei dieser Einheit um eine äusserst unzimperliche Truppe handelt, die auch schon die Befolgung der Genfer Konvention in Frage gestellt hat (hier Beispiele von Hinrichtungen auf RT deutsch). Unmissverständlich Klartext spricht auch dieses Mitglied der Special Forces in einem Interview auf Instagram.
Dieses Video von ukrainischen Soldaten, die durch Butscha patrouillieren, zeigt Erstaunliches: Ein Soldat fragt: «Diese tragen kein blaues Armband [das Erkennungszeichen der ukrainischen Armee und ihrer Sympathisanten, Red.], können wir die erschiessen?» Ebenfalls erstaunlich: Ukrainische Soldaten treiben Menschen mit weissen Armbändern, dem Erkennungszeichen der Russland-Sympathisanten oder Neutralen zusammen. Viele Tote tragen weisse Armbänder.
Ein russischer Journalist, der einen Monat lang im Gebiet war, berichtet auf RT deutsch von zunehmender Sympathie zwischen der Bevölkerung und den russischen Besatzern, die auch für das Lebensnotwendige sorgten. Einwohner, die mit den russischen Soldaten auf gutem Fuss standen, trugen als Erkennungszeichen weisse Armbinden
Schliesslich stellt sich auch die Frage, wem dieses ungeklärte Massaker nützt? Sicher ist, dass die Ukraine mit unerklärlicher Verspätung und ohne Aufklärung des Vorfalls maximalen Nutzen daraus gezogen und bereits eine weitere Eskalation bewirkt hat. Dabei helfen der ukrainischen Regierung übrigens weltweit über 150 PR-Firmen.
Laut der offiziellen Stellungnahme des Kremls bestreitet die russische Regierung kategorisch jegliche Beteiligung ihrer Streitkräfte am Massaker. Pressesprecher Dmitri Peskow erklärte am Montag, den 4. April, dass Moskau sofortige Ermittlungen auf höchster Ebene unterstützt.
Falls sich die Hinweise verdichten, dass das Massaker von Butscha von Mitgliedern des Asov-Bataillons verübt wurde, stellt sich die Frage, ob nicht weitere false flag-Operstionen folgen werden, mit denen Russland beschuldigt und die Eskalation weiter angeheizt wird. Das russische Verteidigungsministerium befürchtet biologische, chemische oder gar atomare false-flag-Attacken.
Die Ukraine ist militärisch in einer sehr schwierigen Lage. Die russischen Truppen wurden nicht zur Unterstützung der Friedensverhandlungen aus der Region Kiew abgezogen – wie von Russland behauptet –, sondern um die Einheiten im Osten des Landes zu verstärken, wo sie grosse ukrainische Verbände eingekesselt haben.
Erstaunlich ist auch, dass die Mainstream-Medien bis jetzt noch kein Wort des Zweifels an der ukrainischen Darstellung geäussert haben, obwohl die Lücken gross und die Fragezeichen nicht zu übersehen sind.
von:
Über
Christoph Pfluger
Christoph Pfluger ist seit 1992 der Herausgeber des Zeitpunkt. "Als Herausgeber einer Zeitschrift, deren Abobeitrag von den Leserinnen und Lesern frei bestimmt wird, erfahre ich täglich die Kraft der Selbstbestimmung. Und als Journalist, der visionären Projekten und mutigen Menschen nachspürt weiss ich: Es gibt viel mehr positive Kräfte im Land als uns die Massenmedien glauben lassen".
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