Prisma – Raum für Bewegung, Tanz und Begegnung: wie weiter?
Nach 33 Jahren denken die BetreiberInnen des traditionsreichen Berner Treffpunktes über seine Zukunft und ein Nachfolgeteam nach.
«Gerne informiere ich dich über die aktuelle Situation und den sich anbahnenden Wandel im Prisma. Vielleicht kennst du jemanden, der bei uns seine Arbeit anbieten oder mitgestalten möchte. Danke dir für das Weiterleiten der Info.»
Diese Mail erhielten der Zeitpunkt und einige Seminaranbietende im Juli. Was steckt wohl dahinter? wollten wir wissen.
Katharina Picard, die 1990 mit einer Gruppe experimentierfreudiger Freunde das Prisma gründete, blickt gerne zurück auf die reiche, bewegte Zeit mit viel Herz und Engagement: «Anfänglich wollten wir weiter erforschen und uns austauschen, was wir durch die Seminare in spiritueller Psychotherapie mit Peter Goldmann gelernt hatten. Einige suchten zudem einen Raum für ihre berufliche Arbeit.»
Katharina hatte dann einen Traum: «Darin sah ich einen Luftballon, der beim Klösterlistutz landete. Am nächsten Morgen ging ich hin und sah, dass da umgebaut wurde, fragte nach, wem das Haus wohl gehört – und tatsächlich konnten wir die Räume im Dachgeschoss zu akzeptablen Bedingungen von der Stadt mieten. Das war ein unglaublicher Glücksfall.»
Das «Prisma Chalice» – so der Anfangsname – hatte seinen Ort gefunden: einen grossen Raum mit Holzparkettboden und Blick auf Aare und Altstadt und einen kleineren Raum für individuelle Arbeit.
Daraus hat sich das Prisma entwickelt, wie es viele kennen: Ein Ort der Begegnung, an dem Kurse und Seminare angeboten werden im Bereich Bewegung, Tanz, Körper-, Stimm- und Klangarbeit, Trommeln; an dem Konzerte und Performances und die legendäre erste Barfussdisco der Stadt - mit Tanzextase ohne Alkohol - stattfinden. Zudem kann der zentral gelegene Raum gemietet werden.
«Damals waren wir weit entfernt von strukturellen Konzepten und Businessplänen. Wir waren überzeugt von unseren Ideen und deren Wirkkraft, gingen basisdemokratisch vor und erarbeiteten unser Vorgehen in einem Miteinander und eigenen finanziellen Mitteln. Unsere Infrastruktur wurde durch ehrenamtliches Engagement und die Einnahmen aus der Disco möglich.»
Mit den Jahren hat sich die persönliche und berufliche Situation für die meisten Genossenschaftsmitglieder verändert und sie haben sich anders orientiert. Das hat zu einer Vereinfachung der Organisationsform in einen Verein geführt.
Katharina Picard blieb. Sie gründete und leitete die Prisma Schule für Bewegung. Diese richtete sich an Menschen aus pädagogischen oder sozialen Berufen.
«Es ging darum, Wahrnehmung, Achtsamkeit und Kreativität über Bewegung, Tanz und Körperarbeit zu erforschen und ein solides Grundverständis zu erwerben. Nach zwölf Jahren tendierte die Entwicklung von Ausbildungen auf nationaler Ebene Richtung Vereinheitlichung. Da diese eher theoretische Arbeit einen grossen Teil meiner Arbeit beansprucht hätte, entschied ich mich – schweren Herzens und auch erleichtert - die Ausbildung nicht mehr weiterzuführen. Seither arbeite ich ausschliesslich als Bewegungpädagogin und Körpertherapeutin.»
Veränderungen brachte auch die Pandemie. Katharina: «Die Nachfrage nach vielen Kursen ging zurück, und für die freischaffenden Kursanbieter wurde die Situation oft prekär.»
Dazu kommt, dass Katharina und die anderen Anbieter alle im selben Alterssegment sind. «Für die meisten von uns ist offen, wie lange wir noch arbeiten möchten.»
So steht das Prisma vor einem grundlegenden Wandel. «Wir würden die Fackel gerne weitergeben, wie man so im Volksmund sagt – und wünschen uns, dass die Räume weiterhin für kreatives Schaffen genutzt werden. In den nächsten Jahren möchten wir den Lead übergeben an eine Gruppe jüngerer Menschen mit eigener Vision. Die Räume eignen sich vorzüglich für Bewegung, Tanz, Körperarbeit, Theater, gestalterische Projekte oder ähnliches. Wir sind offen für Neues, das den aktuellen Bedürfnissen und dem Zeitgeist entspricht. Falls erwünscht bin ich natürlich gerne bereit, mich beratend und unterstützend einzubringen.»
von:
Über
Christa Leila Dregger
Christa Dregger-Barthels (auch unter dem Namen Leila Dregger bekannt). Redaktionsmitglied des Zeitpunkt, Buchautorin, Journalistin und Aktivistin. Sie lebte fast 40 Jahren in Gemeinschaften, davon 18 Jahre in Tamera/Portugal - inzwischen wieder in Deutschland. Ihre Themengebiete sind Frieden, Gemeinschaft, Mann/Frau, Geist, Ökologie.
Weitere Projekte:
Terra Nova Plattform: www.terra-nova.earth
Terra Nova Begegnungsraum: www.terranova-begegnungsraum.de
Gerne empfehle ich Ihnen meine Podcast-Reihe TERRA NOVA:
terra-nova-podcast-1.podigee.io.
Darin bin ich im Gespräch mit Denkern, Philosophinnen, kreativen Geistern, Kulturschaffenden. Meine wichtigsten Fragen sind: Sind Menschheit und Erde noch heilbar? Welche Gedanken und Erfahrungen helfen dabei?
- Anmelden oder Registieren um Kommentare verfassen zu können