Wissenschaftliche Bohrungen lösen historisches Rätsel um Santorini

Eine internationale Forschungsexpedition hat nun erstmals den Meeresboden rund um die griechischen Vulkaninseln mit einem Bohrschiff beprobt und untersucht. Dabei fanden die Forschenden Beweise für eine bislang nur aus historischen Aufzeichnungen bekannte Unterwasser-Eruption im Jahr 726 n. Chr.
Veröffentlicht: 26. Mar 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 26. Mar 2024

Ein internationales Team von Wissenschaftler:innen unter der Co-Leitung von Dr. Steffen Kutterolf vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel hat erstmals Beweise für einen historischen submarinen Ausbruch des Kameni-Vulkans auf Santorini gefunden. In ihrem heute in der Zeitschrift Nature Geoscience erscheinenden Aufsatz beschreiben die Forschenden neu entdeckte Bims- und Ascheablagerungen, die historische Aufzeichnungen über einen Unterwasserausbruch im Jahr 726 n. Chr. verifizieren.

An verschiedenen Stellen der Bohrkerne von innerhalb und außerhalb der Caldera konnte eine Eruption im Frühsommer des Jahres 726 nachgewiesen und rekonstruiert werden.
Historische Schriften berichten, dass damals das Meer kochte, „als würde es von einem Glutofen erhitzt“. Große Bimssteinblöcke seien in solchen Mengen ausgeworfen worden, dass sie die Meeresoberfläche in einem riesigen Gebiet bedeckten und vom Wind bis an die Küsten Kleinasiens und Makedoniens getragen wurden.

Das plötzliche Auftauchen von schwimmenden Felsen auf der Oberfläche der Ägäis soll Kaiser Leo III. von Konstantinopel damals dazu veranlasst haben, aus Angst vor göttlichem Missfallen den Ikonoklasmus zu verhängen, ein Verbot der Zurschaustellung religiöser Symbole, das im Byzantinischen Reich zu einer schweren sozioökonomischen Instabilität führte.