Mastaba-Grab des Alten Reiches entdeckt

Das neu entdeckte, reich verzierte Mastaba-Grab stammt aus der späten 5. oder frühen 6. Dynastie (ca. 2300 v. Chr.) und umfasst sieben Grabschächte und eine Kultkammer. Das Grab ist Teil eines weitläufigen Friedhofs in Dahschur, südlich von Saqqara, der seit 2002 vom DAI Kairo erforscht wird.
Veröffentlicht: 27. Mar 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 27. Mar 2024

Die bei Ausgrabungen des DAI Kairo neu entdeckte Grabanlage gehörte nach den Inschriften auf einer massiven Scheintür aus Kalkstein einem Mann namens Seneb-nebef. Er war in verschiedenen Ämtern in der Leitung der Verwaltung der Bewohner des Palastbezirks (Chentiu-sche) tätig, sowie seiner Frau Idut, einer Priesterin der Hathor, der Herrin des (Heiligtums der) Sykomore. Nach Form, Inschriften und Bildern, aber auch nach der charakteristischen Keramik eines in der Mastaba gefundenen Ritualdepots datiert das Grab aus dem Ende der 5. oder dem Beginn der 6. Dynastie (ca. 2300 v.Chr.).

Das Mastaba- (d.h. Bank-) Grab besteht aus einem ca. 8 x 12 m großen Baublock aus ungebrannten Lehmziegeln. Durch den Eingang im Norden der Ostfassade wurde ein langer Korridor betreten, der zur Kultkammer im Süden führte. Im Baublock selbst sind sieben Grabschächte und ein Schacht zur Aufnahme der in den Totenritualen und vielleicht im Kontext der Mumifikation benutzen Keramikschüsseln und anderer Materialien angeordnet.

Korridor und Kultkammer waren mit subtiler Malerei auf Lehmputz geschmückt – eine Seltenheit in der Nekropole von Dahschur. Trotz ausgedehnter Zerstörungen sind zahlreiche Bilder erhalten. Sie zeigen Bilder des Grabherrn und seiner Frau vor dem Opfertisch, Szenen aus dem täglichen Leben – Esel auf der Dreschtenne, Schiffe auf dem Nil, einen Marktplatz – und Diener, die Gaben für den Totenkult bringen. In ihren vornehmen Formen, in der Sicherheit und Eleganz der Ausführung bieten die Bilder ein gültiges Zeugnis des künstlerischen Milieus der Hauptstadtregion des entwickelten Alten Reiches.

Das Grab ist Teil eines weitläufigen Friedhofs der Bewohner der Pyramidenstadt der Roten Pyramide, der seit 2002 durch das DAI Kairo in Kooperation mit der Freien Universität Berlin und zeitweise gefördert durch Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter der Leitung von Stephan Seidlmayer erforscht wird. Die Gräber erlauben es, Bestand und Geschichte dieser Siedlungsgemeinschaft nachzuzeichnen und sie in ihrer sozialen Differenzierung und kulturellen Teilhabe im Gesamtgefüge der pharaonischen Gesellschaft zu profilieren.

Dahschur, südlich von Saqqara gelegen, ist die südlichste der großen Pyramidennekropolen des Alten Reiches im Umfeld der Hauptstadt Memphis. Der Platz ist geprägt durch zwei große Pyramiden des Königs Snofru (ca. 2650 v.Chr.), des Vaters des Königs Cheops, die sogenannte Knickpyramide und die Rote Pyramide.