Die Hamas würde die Regierung von Gaza einem palästinensischen Gremium übergeben...
... sagt der Israeli mit den besten Verbindungen zur Hamas. Es wäre Teil eines kurzfristigen Friedensplans für Gaza, den die Hamas-Führung ihm zugesichert hat. Netanyahu hat ihn abgelehnt.
Gershon Baskin, der eine Schlüsselrolle bei der Befreiung des von der Hamas entführten Gilad Shalit im Jahr 2011 spielte, sagte in dem Interview, dass die Hamas einem Friedensplan für Gaza zugestimmt hat. Der politische Aktivist, der wahrscheinlich der Israeli mit den besten Beziehungen zur Hamas ist, fügt jedoch hinzu, dass Premierminister Benjamin Netanjahu den Vorschlag torpediert habe. Offensichtlich war ihm der Angriff auf den Libanon wichtiger. Kurz vor dem ersten Jahrestag des Krieges besteht Baskin darauf, dass Israel die Verantwortung für seine Fehler und das darauf folgende Blutvergiessen in Gaza übernehmen muss.
Drei-Wochen-Friedensplan
Laut Baskin, der in regelmässigem Kontakt mit dem Hamas-Chefunterhändler Ghazi Hamad steht, habe die Hamas einen «Drei-Wochen-Friedensplan» akzeptiert und sich bereit erklärt, die Regierungsgewalt an eine «professionelle, technokratische Regierung zu übergeben, die für alles verantwortlich ist – auch für die Sicherheit».
Auf Bitten der Familien der 101 Geiseln, die noch immer von der Hamas festgehalten werden, sondierte er eine mögliche Vereinbarung zur Verbesserung des «schlechten Deals», den Israel und die USA im Mai vorgelegt hatten.
Baskin hatte Hamad daraufhin gefragt, ob die Hamas den Krieg innerhalb von drei Wochen beenden würde, mit einem israelischen Rückzug aus dem Gazastreifen, der Freilassung palästinensischer Gefangener und der Rückkehr der Geiseln.
«Nach dreitägigen Beratungen kam Ghazi Hamad zu mir zurück und sagte: Ja, wir akzeptieren. Ich fragte: Die gesamte Führung? Er sagte: Ja, die gesamte Führung. Das bedeutete, dass Hamas-Führer Yahya Sinwar zustimmte.»
US-Beamte wollten wissen, ob die Hamas die Macht abgeben würde, und Hamad habe durch den Unterhändler geantwortet, dass sie die Regierungsgewalt an ein palästinensisches Gremium übergeben würden.
Auf die Frage nach der inneren Sicherheit und den Waffen habe die Hamas erklärt, sie sei bereit, diese der neuen Regierung zu übergeben. «Sie waren bereit, viel aufzugeben», sagte Baskin, «wollten dies aber nicht öffentlich machen, weil es ihre Position schwächen würde».
Es wäre «ein Deal, den sogar Netanyahu als Sieg präsentieren kann», sagte Baskin. «Ein Ende des Krieges, eine neue Regierung in Gaza und die Heimkehr der Geiseln: Wie kann das ein Verlust für Netanyahu sein?»
Seit 18 Jahren spricht Baskin mit der Hamas, die von Israel als Terrororganisation verboten ist. Doch die Behörden lassen ihn gewähren.
Gershon Baskin: «Die Israelis müssen verstehen, dass der Angriff vom 7. Oktober 2023 der Höhepunkt eines jahrzehntelangen israelisch-palästinensischen Konflikts gewesen sei. «Er ist uns um die Ohren geflogen», sagte Baskin. «Man kann das nicht ignorieren oder unter den Teppich kehren.» Interessant sei es, dass in Friedenskreisen auf einmal die Zweistaatenlösung wieder auf den Tisch käme, die lange als tot galt. Wenn der Krieg endlich vorbei sei, so Baskin, müssten immer noch «sieben Millionen palästinensische Araber und sieben Millionen israelische Juden zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer» leben.
«Für einen dauerhaften Frieden müssen wir herausfinden, wie wir miteinander leben können. Wir können kein Interesse daran haben, noch mehr Palästinenser zu töten, denn sie sind unsere Nachbarn».
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