Öko-Nazis – Biobauern wehren sich

Gibt es Nazi-Tomaten oder faschistischen Broccoli? Zumindest die Gesinnung der Bauern kann braun sein, mag er seinen Produkten auch ein grünes Ökosiegel anheften.

In Mecklenburg-Vorpommern hat sich seit den 90er-Jahren eine Gruppe, genannt «Völkische Siedler», breit gemacht. Etwa 60 Erwachsene, schätzt der «Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft» (BÖLW). Viele der Völkischen berufen sich auf die Tradition der Artamanen, eine nationale Siedlungsbewegung der 20er-Jahre, der auch Heinrich Himmler angehörte. Na und?, könnte man einwenden. Gemüse ist Gemüse. Wir wissen ja auch nicht, ob unser Bäcker Stalinist ist. Johannes Melchert vom Göttinger Institut für Demokratieforschung sieht diese Entwicklung durchaus als Problem. Einmal können Neonazis aus den Einnahmen politische Projekte finanzieren. Ausserdem «Man versucht durch die Produktion von hochwertigen Lebensmitteln aus kleinen Betrieben eine Normalisierung und Verharmlosung der politischen Einstellung zu erreichen.» Diese Strategie verfolgen NPD und andere rechtsradikale Organisationen schon lange. Durch Engagement in Vereinen und Bürgerinitiativen versuchen sie in der Mitte der Gesellschaft anzukommen. Beim netten «Nazi von nebenan» drückt man gern ein Auge zu. Auch könnte die Gentechnik- und Agrarlobby die Geschichte nutzen, um ihre Öko-Konkurrenz zu diffamieren. Der BÖLW hat nun erstmals eine Resolution gegen die Öko-Nazis verabschiedet. Der Verband wendet sich «gegen jeden menschenverachtenden und die Menschenwürde missachtenden Rassismus». Viel helfen wird es nicht, denn einem Apfel sieht man nicht an, wer ihn angebaut hat. Kommt jetzt nach dem «Gentechnikfrei»-Siegel auch noch die «Nazifrei»-Plakette?



Quelle: Freitag


12. September 2012
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