«Retten muss man erst, wenn die Menschen in Seenot sind»

Die Veranstaltung der Kirchlichen Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen (KKF) «Flüchtlinge in Seenot: Zwischen Verantwortung und Abwehr» zeichnet ein absurdes Bild der Realität



Weil Stefan Schmidt (Kapitän eines Transportschiffes unter deutschen Flagge) vierzig Menschen aus einem Schlauchboot in Seenot rettete, wurde er in Folge wegen bandenmässiger Beihilfe zur illegalen Einreise angeklagt.

Die Rettung von Flüchtlingen durch die Zivilschifffahrt bleibt  so die Ausnahme. «Beim Autostopp, wirst du mitgenommen. Auf hoher See, wo es um Leben und Tod geht, ignorieren sie dich!», sagt der eritreische Flüchtling Bemnet A., der die Überfahrt nach Europa in einem seeuntauglichen Boot überlebt hat. Mit achtzig Hoffnungsvollen trieb er auf einem überladenen Boot über Wochen ohne Wasser und Nahrung auf dem Mittelmeer. Es gab Menschen, die verhungerten, andere sprangen verzweifelt ins Wasser und ertranken. Überlebt haben nur Bemnet und vier weitere.

Rettung ist eigentlich Pflicht
Die Rettung von Schiffbrüchigen ist laut Seerecht zwar Pflicht, sie entsteht allerdings erst, wenn eine Seenotsituation eingetreten ist, erklärt Constatin Hruschka vom Schweizerischen Kompetenzzentrum für Menschenrechte (SKMR). Die Konsequenz: Schlepper schicken immer schlechter ausgerüstete Boote los, um Rettungsaktionen zu provozieren.

Bürokratie vs. Schlepperbanden
Warum setzen so viele Menschen ihr Leben aufs Spiel?  Und was tut die offizielle Schweiz dagegen. Hans-Peter Bläuer des Bundesamtes für Migration (BFM) spricht von gesamteuropäischen Gremien, bilateraler Zusammenarbeit, Lastenausgleich im Flüchtlingswesen und dem Interesse der Schweiz. Laut Constantin Hruschka aber vertrauen migrationswillige Personen den Informationen und Versprechen europäischer Staaten wenig, hingegen den Schlepperorganisationen sehr, denn diese würden ihre Versprechen einhalten.
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Mehr Information zum Thema
Kirchliche Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen KKF, Daphna Paz, 031 385 18 15, [email protected]. Fokus mit Hintergrundartikeln zum Thema Bootsflüchtlinge unter: asylnews

17. Juni 2014
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