Risse zwischen Verteidigungs- und Aussenministerium in den USA?

Eine ganze Reihe fachkundiger Beobachter haben die verbreitete Darstellung widerlegt, dass Russland 1. mutwillig ukrainische Städte bombardiert und Zivilisten tötet, dass ihm Munition und Vorräte ausgehen und es schwere Verluste erlitten hat, und 2., dass dies «beweist», dass der Kreml sich jeden Moment auf den Einsatz chemischer oder biologischer Waffen verlegen könne.

Der Chefredakteur von Consortium News, Joe Lauria hält es für wahrscheinlich, dass die Lecks über Russlands tatsächliches Vorgehen in der Ukraine vom Pentagon kommen. Das Verteidigungsministerium führe «einen folgenreichen Kampf mit dem Aussenministerium und dem Kongress, um eine direkte militärische Konfrontation mit Russland, die einen unvorstellbar schrecklichen Krieg entfesseln könnte, zu verhindern».

In dem Artikel «Pentagon wirft Wahrheits-Bomben ab, um Krieg mit Russland abzuwenden» schreibt Lauria, Präsident Biden stehe in der Mitte zwischen beiden Fraktionen, sei aber bisher auf der Seite des Pentagons, was die Ablehnung einer Flugverbotszone in der Ukraine angeht.

Als Beleg führt Lauria einen Artikel vom 22.3. in Newsweek an, der nach seiner Einschätzung von einer undichten Stelle im Pentagon ausging. Der Autor, William Arkin, ist ein ehemaliger Geheimdienstoffizier der US-Armee, der den Ruf hat, Dinge zu enthüllen, die Militär und Geheimdienste lieber geheimhalten würden.

Die Überschrift von Arkins Artikel ist bezeichnend: «Putins Bomber könnten die Ukraine verwüsten, aber er hält sich zurück. Lesen Sie warum». Er zitiert US-Geheimdienst- und Militäranalysten, die unter Bedingung der Anonymität frei sprechen und der offiziellen Darstellung Washingtons über die Aktivitäten der Russen in der Ukraine nicht zustimmen.

Diese Analysten haben keine Sympathien für Wladimir Putin, sagen aber, dass die russischen Streitkräfte in der Ukraine viel weniger Schaden anrichten, als sie könnten, und nur militärische Ziele angreifen.

Um es ins Verhältnis zu setzen: In den ersten fünf Wochen der «Militäroperation» in der Ukraine hat Russland weniger Bombenabwürfe und Raketenangriffe durchgeführt als Bush und Cheney am ersten Tag des Irakkrieges!

Andere argumentieren, mehr Ehrlichkeit bei der Bewertung der russischen Militärkampagne in der Ukraine würde eine Einsicht ermöglichen, wie der Krieg beendet werden kann. Ein namentlich nicht genannter Offizier der US-Luftwaffe wird zitiert, er sei «frustriert» über die derzeitige Darstellung, dass Russland absichtlich Zivilisten angreift und Städte zerstört.

«Eine solch verzerrte Sichtweise steht einer Beendigung des Krieges im Wege, bevor es zu einer wirklichen Katastrophe kommt oder sich der Krieg auf das übrige Europa ausweitet.» Ein Analyst der Defense Intelligence Agency bestätigt: «Russland könnte Tausende von Zivilisten mehr töten, wenn es wollte.»

Der zweite Hinweis, auf den Lauria sich bezieht, ist die Aussage eines hochrangigen Verteidigungsbeamten, die USA hätten noch keine Beweise dafür gesehen, dass ein russischer Chemiewaffeneinsatz in der Ukraine unmittelbar bevorstehe, während sie sehr genau auf solche Anzeichen achten. Obwohl er dies in einem Hintergrundgespräch für die Medien sagte und die Abschrift auf der Webseite des Pentagons erschien, war Reuters die einzige grosse Nachrichtenagentur, die über die Aussage des Beamten berichtete...


Der Text stammt aus dem (kostenpflichtigen) Newsletter des Schiller-Instituts.