Rooibos-Raub: Nestlé betreibt Biopiraterie mit südafrikanischen Pflanzen

Nachforschungen der Erklärung von Bern und Natural Justice zeigen, dass Nestlé kürzlich fünf Patente auf die Verwendung von Rooibos und Honeybush angemeldet hat, die südafrikanisches Recht wie auch die Biodiversitätskonvention (CBD) verletzen. Dieser Fall von Biopiraterie in Südafrika beweist einmal mehr, dass Grossunternehmen ihre Verpflichtung, erst eine Zustimmung einzuholen und dann die Herkunftsländer an den Erträgen ihrer genetischen Ressourcen zu beteiligen, immer noch sträflich vernachlässigen – trotz klarer Vorgaben der CBD.

Für saubere Kosmetik macht Nestlé dreckige Geschäfte: Vier der fünf kritisierten Patente betreffen nämlich die Anwendung von Rooibos und Honeybush zur Behandlung bestimmter Haut- und Haarkrankheiten. Das andere Patent beansprucht die Verwendung von Rooibos zur Verhütung von Entzündungen. Die Ansprüche sind sehr umfassend und betreffen eine breite Produktepalette, die von Cappuccino über Salatsauce und Zahnpasta bis zu Lippenstift reicht. Antragssteller ist die Nestec AG, eine Nestlé-Tochter . Sowohl Rooibos wie auch Honeybush kommen endemisch in der westlichen und östlichen Kapprovinz in Südafrika vor. Beide Arten werden seit dort seit jeher als Medizinalpflanzen verwendet.

Gemäss dem südafrikanischen Gesetz zur Biodiversität (das die CBD in nationales Recht umsetzt) benötigt ein Unternehmen eine Regierungsbewilligung , um genetische Ressourcen aus Südafrika zu erforschen, falls eine Kommerzialisierung oder Patentierung beabsichtigt ist. Diese wird nur erteilt, falls zuvor ein Abkommen über die Aufteilung daraus entstehender Gewinne ausgehandelt wurde. Laut dem südafrikanischen Umweltministerium hat Nestlé eine solche Bewilligung aber weder beantragt noch erhalten. Die Patentanmeldungen von Nestlé stehen daher in krassem Widerspruch zum südafrikanischen Gesetz und zur CBD.

Nestlé beabsichtigt mit diesen Forschungen sein Kosmetikgeschäft zu erweitern. Der Nahrungsmittelkonzern hält über 30 Prozent an L’Oréal und 50% an Innéov, einem Joint-Venture mit L’Oréal. Innéov wird vermutlich die Produkte vertreiben, welche auf den fraglichen Patenten basieren. François Meienberg von der Erklärung von Bern betont: „Nestlé baut sein Kosmetikgeschäft auf illegal erworbenem genetischem Material auf und beraubt damit Südafrika seines rechtsmässigen Anspruchs auf Aufteilung der Gewinne. Das Patentsystem muss solchen Praktiken einen Riegel schieben und die Regierungen dürfen solches Verhalten nicht länger tolerieren.“

Seit Jahren verhandeln die CBD-Unterzeichnerstaaten ein neues Protokoll, um die Einhaltung der Regeln über den Zugang zu genetischen Ressourcen und die Aufteilung der Gewinne endlich zu gewährleisten. Kabir Bavikatte von Natural Justice meint: „Nur ein strenges Protokoll kann die Entwicklungsländer vor der widerrechtlichen Ausbeutung durch Unternehmen schützen. Der Nestlé-Fall unterstreicht die Dringlichkeit dieses Anliegens.“

Mehr Informationen (inkl. Report „Dirty Business for Clean Skin“) auf www.evb.ch/roiboos
29. Mai 2010
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