Schwitzen für den Frieden
In Bern feierten die «FriedensFrauen Weltweit» ihre
zehnjährige Nominierung für den Friedensnobelpreis.
zehnjährige Nominierung für den Friedensnobelpreis.
Es war die Sauna gewesen! Beim Jubiläum der 1000 FriedensFrauen Weltweit Ende Oktober in Bern ist uns endlich das Geheimnis enthüllt worden, an welchem Hotspot die Idee zu diesem weltumspannenden Netzwerk entstanden war. Drei Frauen waren an einem kalten Tag des Jahres 2002 in einem Appenzeller Wellnesshotel zusammengesessen und hatten sich darüber aufgeregt, dass ständig Männer den Friedensnobelpreis bekommen, dazu noch als einsame Individuen, obwohl Frieden doch ein zutiefst gesellschaftlicher Prozess ist.
Die Zürcher Stadträtin Monika Stocker und die Fernsehkommentatorin Eva Mezger schwitzten und nickten kräftig, als Nationalrätin Gaby Vermot-Mangold eher beiläufig davon sprach, dass doch eigentlich 1000 Frauen gemeinsam für den Preis nominiert werden müssten. Zum Beispiel jene, die sie als Europarätin in den Flüchtlingslagern von Tschetschenien oder Bosnien kennengelernt hatte, die für das Überleben ihrer Gemeinschaft sorgten, unter Lebensgefahr Dokumente über Kriegsverbrechen sammelten oder erste Schritte zu Dialog und Versöhnung organisierten.
13 Jahre später bin ich beim Festakt im Berner Schloss Bümpliz mit dabei. Um mich herum strahlende weisse, schwarze, braune Gesichter aus allen Kontinenten, Frauen in prächtigen afrikanischen Kleidern, Frauen in bunten Stoffen aus Indonesien, Indien oder Afghanistan, Frauen mit festlichem Schmuck aus allen Herren und Damen Länder.
Rednerinnen erinnern daran, dass es nach dem Saunabesuch doch noch etwas dauerte, bis die unermüdliche Gaby Vermot und ihre ebenso unermüdlichen Mitstreiterinnen einen weltweit aktiven Verein mit 20 Regionalkoordinatorinnen aufgebaut hatte. Der schlug dem Osloer Nobelpreiskomitee im Jahr 2005 tausend Frauen gemeinsam vor – deshalb zehn Jahre später nun das Fest. Das Komitee schreckte damals angesichts von so viel Frauenpower zurück und verlieh den Nobelpreis erneut an einen Mann – in den Folgejahren jedoch an so viele Frauen wie nie zuvor. Auch indirekte Wirkungen sind Wirkungen.
Auch wenn sich etliche FriedensFrauen inzwischen mit mehr Menschenrechtspreisen schmücken könnten als mit Halsketten – der Akt in Oslo war nie zentral. Es geht dem internationalen Netzwerk um die Sichtbarmachung weiblicher Friedensarbeit und um einen erweiterten Friedensbegriff. Frieden ist ein sozialer Prozess, der Gerechtigkeit und Geschlechtergleichheit umschliessen muss, wenn er nachhaltig sein will; Frieden ist die stete Bemühung, physische, psychische und strukturelle Gewalt durch zivile Aushandlungsprozesse zu ersetzen; Frieden ist die dünne Decke der Zivilisation, so wertvoll und kostbar wie die glitzernden Stoffe der Anwesenden.
Ich war nicht von Anfang an dabei, sondern bin seit etwa acht Jahren eine von zwanzig zumeist ehrenamtlichen Regionalkoordinatorinnen. Im vergleichsweise friedlichen Westeuropa habe ich zum Glück nicht viel zu koordinieren. Mein Schwerpunkt ist eher Medienarbeit, etwa die viersprachige Website www.visionews.net mit Geschichten des Gelingens aus aller Welt.
Mit den unglaublich mutigen Frauen im Netzwerk kann ich in keiner Weise mithalten. Da ist etwa Fadila Memisevic aus Sarajewo, die im Bosnienkrieg Aussagen von Kriegsopfern und Vergewaltigen sammelte und daraus trotz unzähliger Drohungen «Fadilas Liste» von mutmasslichen Kriegsverbrechern erstellte. Oder Alejandra Miller Restrepo, die als Mitglied der «Ruta Pacifica de las Mujeres» im kolumbianischen Bürgerkrieg Opferberichte dokumentierte. Oder Sima Samar aus Afghanistan, früher Frauenministerin, heute Chefin der Menschenrechtskommission, die in ihrem politischen Leben noch mehr Todesdrohungen als Auszeichnungen erhielt. Oder. Oder. Oder.
Es ist ein fröhlicher Abend, der in wilden Tänzen endet, und erneut wundere ich mich, wie diese Frauen es geschafft haben, so lebendig und lebensfreudig zu bleiben trotz der unzähligen Horrorgeschichten, die sie erlebt oder in der vagen Hoffnung auf ferne Gerechtigkeit gehört und gesammelt haben. Fadila Memisevic, die die Hungerblockade von Sarajewo überlebt hat, wirkt mit ihren 70 Jahren frisch wie ein junges Mädchen. Und Karen Tanada aus den Philippinen strahlt von innen, als sie über das Friedensabkommen zwischen Regierung und islamischen Rebellen berichtet. 17 lange Jahre haben sie verhandelt! Und ohne Frauen wie Karen wäre es niemals zustandegekommen.
Unglaublich, wie eine Idee aus der Sauna um die Welt gehen kann. Nun tanze und schwitze auch ich. Schwitzen für den Frieden, das tut frau doch gern.
www.1000peacewomen.org
Die Zürcher Stadträtin Monika Stocker und die Fernsehkommentatorin Eva Mezger schwitzten und nickten kräftig, als Nationalrätin Gaby Vermot-Mangold eher beiläufig davon sprach, dass doch eigentlich 1000 Frauen gemeinsam für den Preis nominiert werden müssten. Zum Beispiel jene, die sie als Europarätin in den Flüchtlingslagern von Tschetschenien oder Bosnien kennengelernt hatte, die für das Überleben ihrer Gemeinschaft sorgten, unter Lebensgefahr Dokumente über Kriegsverbrechen sammelten oder erste Schritte zu Dialog und Versöhnung organisierten.
13 Jahre später bin ich beim Festakt im Berner Schloss Bümpliz mit dabei. Um mich herum strahlende weisse, schwarze, braune Gesichter aus allen Kontinenten, Frauen in prächtigen afrikanischen Kleidern, Frauen in bunten Stoffen aus Indonesien, Indien oder Afghanistan, Frauen mit festlichem Schmuck aus allen Herren und Damen Länder.
Rednerinnen erinnern daran, dass es nach dem Saunabesuch doch noch etwas dauerte, bis die unermüdliche Gaby Vermot und ihre ebenso unermüdlichen Mitstreiterinnen einen weltweit aktiven Verein mit 20 Regionalkoordinatorinnen aufgebaut hatte. Der schlug dem Osloer Nobelpreiskomitee im Jahr 2005 tausend Frauen gemeinsam vor – deshalb zehn Jahre später nun das Fest. Das Komitee schreckte damals angesichts von so viel Frauenpower zurück und verlieh den Nobelpreis erneut an einen Mann – in den Folgejahren jedoch an so viele Frauen wie nie zuvor. Auch indirekte Wirkungen sind Wirkungen.
Auch wenn sich etliche FriedensFrauen inzwischen mit mehr Menschenrechtspreisen schmücken könnten als mit Halsketten – der Akt in Oslo war nie zentral. Es geht dem internationalen Netzwerk um die Sichtbarmachung weiblicher Friedensarbeit und um einen erweiterten Friedensbegriff. Frieden ist ein sozialer Prozess, der Gerechtigkeit und Geschlechtergleichheit umschliessen muss, wenn er nachhaltig sein will; Frieden ist die stete Bemühung, physische, psychische und strukturelle Gewalt durch zivile Aushandlungsprozesse zu ersetzen; Frieden ist die dünne Decke der Zivilisation, so wertvoll und kostbar wie die glitzernden Stoffe der Anwesenden.
Ich war nicht von Anfang an dabei, sondern bin seit etwa acht Jahren eine von zwanzig zumeist ehrenamtlichen Regionalkoordinatorinnen. Im vergleichsweise friedlichen Westeuropa habe ich zum Glück nicht viel zu koordinieren. Mein Schwerpunkt ist eher Medienarbeit, etwa die viersprachige Website www.visionews.net mit Geschichten des Gelingens aus aller Welt.
Mit den unglaublich mutigen Frauen im Netzwerk kann ich in keiner Weise mithalten. Da ist etwa Fadila Memisevic aus Sarajewo, die im Bosnienkrieg Aussagen von Kriegsopfern und Vergewaltigen sammelte und daraus trotz unzähliger Drohungen «Fadilas Liste» von mutmasslichen Kriegsverbrechern erstellte. Oder Alejandra Miller Restrepo, die als Mitglied der «Ruta Pacifica de las Mujeres» im kolumbianischen Bürgerkrieg Opferberichte dokumentierte. Oder Sima Samar aus Afghanistan, früher Frauenministerin, heute Chefin der Menschenrechtskommission, die in ihrem politischen Leben noch mehr Todesdrohungen als Auszeichnungen erhielt. Oder. Oder. Oder.
Es ist ein fröhlicher Abend, der in wilden Tänzen endet, und erneut wundere ich mich, wie diese Frauen es geschafft haben, so lebendig und lebensfreudig zu bleiben trotz der unzähligen Horrorgeschichten, die sie erlebt oder in der vagen Hoffnung auf ferne Gerechtigkeit gehört und gesammelt haben. Fadila Memisevic, die die Hungerblockade von Sarajewo überlebt hat, wirkt mit ihren 70 Jahren frisch wie ein junges Mädchen. Und Karen Tanada aus den Philippinen strahlt von innen, als sie über das Friedensabkommen zwischen Regierung und islamischen Rebellen berichtet. 17 lange Jahre haben sie verhandelt! Und ohne Frauen wie Karen wäre es niemals zustandegekommen.
Unglaublich, wie eine Idee aus der Sauna um die Welt gehen kann. Nun tanze und schwitze auch ich. Schwitzen für den Frieden, das tut frau doch gern.
www.1000peacewomen.org
25. Februar 2016
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