Selbstgespräche
Wer ist hier verrückt?
Im Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, gab es einen alten Mann, der auf dem Trottoir Selbstgespräche führte. In meinem jugendlichen Übermut hielt ich ihn für etwas verrückt. Wer führt schon Selbstgespräche?
Wenige Jahre später war es völlig normal, Gespräche führend durch die Bahnhofstrasse zu schlendern, mit einem kleinen Kästchen am Ohr. Wer zu den ersten Handybesitzern gehörte, stolzierte dementsprechend damit herum. Dafür machten wir uns als Jugendliche noch über die ersten Handys lustig, indem wir mit der flachen Hand am Ohr ebenfalls durch die Bahnhofstrasse spazierten und taten, als würden wir telefonieren. Also auch so eine Art Selbstgespräche.
Inzwischen haben sich die Handys nicht nur längst eingebürgert, sondern es geht auch ohne: Ein älterer Freund von mir besitzt Hörgeräte mit eingebauten Mikrofonen, mit denen er via Bluetooth telefonieren kann. Mit anderen Worten: Es sieht aus, als würde er Selbstgespräche führen. Ob man ihn deswegen manchmal für leicht verrückt hält?
Völlig normal ist es hingegen, wenn man im Auto per Freisprechanlage kommuniziert. Wobei es mit der Sicherheit nicht mehr weit her ist, wenn man vor lauter Eifer die Hände verrührt, wie ich kürzlich auf der Autobahn beobachtet habe. Ich war gerade unterwegs, um ein Spielhaus für unsere beiden Buben zu kaufen. Im Warenhaus begegnete ich einem Security-Mann, der Selbstgespräche führte, also, er redete in einen Knopf an seinem Hemd ...
Nachdem ich das Spielhaus zusammengebaut und unter den Kirschbaum gestellt hatte, beobachtete ich unseren knapp vierjährigen Junior, der mit der flachen Hand am Ohr darin herumspazierte und die längste Zeit Selbstgespräche führte. Später behauptete er, Grossvater habe ihn angerufen ... Bereits unsere 16 Monate alte Tochter «telefoniert», lustige Geräusche machend, mit sich selber.
Ich führe keine Selbstgespräche. Ob ich ein wenig verrückt bin …?
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Stefan Heimoz ist Lehrer im Berner Oberland und im Nebenberuf Liedermacher. Mehr Informationen: www.stefanheimoz.ch
Wenige Jahre später war es völlig normal, Gespräche führend durch die Bahnhofstrasse zu schlendern, mit einem kleinen Kästchen am Ohr. Wer zu den ersten Handybesitzern gehörte, stolzierte dementsprechend damit herum. Dafür machten wir uns als Jugendliche noch über die ersten Handys lustig, indem wir mit der flachen Hand am Ohr ebenfalls durch die Bahnhofstrasse spazierten und taten, als würden wir telefonieren. Also auch so eine Art Selbstgespräche.
Inzwischen haben sich die Handys nicht nur längst eingebürgert, sondern es geht auch ohne: Ein älterer Freund von mir besitzt Hörgeräte mit eingebauten Mikrofonen, mit denen er via Bluetooth telefonieren kann. Mit anderen Worten: Es sieht aus, als würde er Selbstgespräche führen. Ob man ihn deswegen manchmal für leicht verrückt hält?
Völlig normal ist es hingegen, wenn man im Auto per Freisprechanlage kommuniziert. Wobei es mit der Sicherheit nicht mehr weit her ist, wenn man vor lauter Eifer die Hände verrührt, wie ich kürzlich auf der Autobahn beobachtet habe. Ich war gerade unterwegs, um ein Spielhaus für unsere beiden Buben zu kaufen. Im Warenhaus begegnete ich einem Security-Mann, der Selbstgespräche führte, also, er redete in einen Knopf an seinem Hemd ...
Nachdem ich das Spielhaus zusammengebaut und unter den Kirschbaum gestellt hatte, beobachtete ich unseren knapp vierjährigen Junior, der mit der flachen Hand am Ohr darin herumspazierte und die längste Zeit Selbstgespräche führte. Später behauptete er, Grossvater habe ihn angerufen ... Bereits unsere 16 Monate alte Tochter «telefoniert», lustige Geräusche machend, mit sich selber.
Ich führe keine Selbstgespräche. Ob ich ein wenig verrückt bin …?
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Stefan Heimoz ist Lehrer im Berner Oberland und im Nebenberuf Liedermacher. Mehr Informationen: www.stefanheimoz.ch
09. April 2015
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