Sogar ein Gläschen Schnaps
Bei uns geht am Sabbat viel über den Magen. Er beginnt am Freitag Abend; da kommt die Familie zusammen. Ich koche etwas besonderes und wir essen zusammen. Ich zünde die Sabbatlichter an und sage den Segensspruch dazu. Wenn wir zu Tisch gehen, gibt es nochmals einen Segensspruch für den Wein und das Brot. Wir essen und reden, besprechen die Probleme. Danach sagen wir das Tischgebet, aber nicht immer. Manchmal sind wir auch schon zu müde dazu. Am Samstag ist der Gottesdienst in der Synagoge. Nach dem Gottesdienst versammeln wir uns in einem kleinen Saal, wo der Rabbiner den Kiddusch spricht, das ist ein Segensspruch. Der Kiddusch bedeutet aber auch gleichzeitig das darauf folgende Apéro. Wir stehen zusammen und trinken etwas, gerne ein Glas Wein oder sogar ein Gläschen Schnaps. Wir trinken mit Verstand, ein Trinkgelage gibt es nie.
Meistens habe ich das Mittagessen schon vorbereitet. Danach ist Ruhe. Wenn man den Sabbat so nimmt wie er gedacht ist, ist er wohl sehr ähnlich wie der christliche Sonntag.
Sabbat bedeutet für mich Ruhe und Beschaulichkeit. Reflektieren über die Woche, Besprechen mit dem Partner. Wir laden jemanden ein, der alleine ist oder wir gehen auf Besuch. Vielleicht lesen wir aus einem religiösen Buch. Das wäre der Sinn des Sabbats. Ich lese auch im jüdischen Wochenmagazin «Tachles». Oder ich lese all die Sachen, für die ich unter der Woche keine Zeit hatte.
Für mich ist absolut nicht störend, dass der Sabbat nicht an einem Ruhetag ist. Ich kann mich dem Rummel der Stadt entziehen. Wenn ich doch für eine Besorgung in die Stadt muss, kann ich trotzdem schnell in einen Laden gehen. Ich bin da nicht stur. Ich mache auch Licht und schaue Fernsehen, ich würde auch kochen wenn es denn notwendig wäre. Als Kind haben wir den Sabbat schon ähnlich gelebt. Strenger, aber auch da war es schon recht tolerant. Da ich am Sabbat nichts Handwerkliches mache, verschiebe ich das Malen und künstlerische Dinge auf einen regnerischen Sonntag. Für mich ist nicht langweilig, dass nach dem Sabbat der ruhige Sonntag kommt, im Gegenteil. Wir machen am Sonntag einen kleinen Ausflug, treffen Leute zum Mittagessen, sind einfach zu Hause und faulenzen. Da verhalten wir uns ganz ähnlich wie alle Leute rund um uns herum. Aber ich respektiere Dinge, die am Sonntag störend wären. Staub saugen oder Wäsche waschen. Das mache ich nicht.
Aufgezeichnet von Ondine Riesen
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Maryse Rom, 68, ist praktizierende Jüdin und lebt in Bern.
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Mehr über das Verschwinden des Sonntags im Schwerpunktheft «Am siebten Tag»
Meistens habe ich das Mittagessen schon vorbereitet. Danach ist Ruhe. Wenn man den Sabbat so nimmt wie er gedacht ist, ist er wohl sehr ähnlich wie der christliche Sonntag.
Sabbat bedeutet für mich Ruhe und Beschaulichkeit. Reflektieren über die Woche, Besprechen mit dem Partner. Wir laden jemanden ein, der alleine ist oder wir gehen auf Besuch. Vielleicht lesen wir aus einem religiösen Buch. Das wäre der Sinn des Sabbats. Ich lese auch im jüdischen Wochenmagazin «Tachles». Oder ich lese all die Sachen, für die ich unter der Woche keine Zeit hatte.
Für mich ist absolut nicht störend, dass der Sabbat nicht an einem Ruhetag ist. Ich kann mich dem Rummel der Stadt entziehen. Wenn ich doch für eine Besorgung in die Stadt muss, kann ich trotzdem schnell in einen Laden gehen. Ich bin da nicht stur. Ich mache auch Licht und schaue Fernsehen, ich würde auch kochen wenn es denn notwendig wäre. Als Kind haben wir den Sabbat schon ähnlich gelebt. Strenger, aber auch da war es schon recht tolerant. Da ich am Sabbat nichts Handwerkliches mache, verschiebe ich das Malen und künstlerische Dinge auf einen regnerischen Sonntag. Für mich ist nicht langweilig, dass nach dem Sabbat der ruhige Sonntag kommt, im Gegenteil. Wir machen am Sonntag einen kleinen Ausflug, treffen Leute zum Mittagessen, sind einfach zu Hause und faulenzen. Da verhalten wir uns ganz ähnlich wie alle Leute rund um uns herum. Aber ich respektiere Dinge, die am Sonntag störend wären. Staub saugen oder Wäsche waschen. Das mache ich nicht.
Aufgezeichnet von Ondine Riesen
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Maryse Rom, 68, ist praktizierende Jüdin und lebt in Bern.
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04. Januar 2014
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