Solothurn goes Locarno

Vom 1. bis 11. August bietet das Spezialprogramm «Panorama Suisse» am 71. Locarno Festival Höhepunkte des aktuellen Schweizer Filmschaffens. Zehn Filme sind zu entdecken, ausgewählt von den Solothurner Filmtagen, der Schweizer Filmakademie und SWISS FILMS.

Die vierte Gewalt

Spurensuche

Sieben Dokumentarfilme zeigen die thematische und formale Vielfalt des Schweizer Filmschaffens. In seinem Essay «Die Vierte Gewalt» beobachtet und kommentiert Dieter Fahrer den Wandel in der Schweizer Medienlandschaft und trifft dabei auf seine eigenen Eltern. Auch Markus Imhoofs Migrations-Doku «Eldorado» geht von einer persönlichen Begegnung des Regisseurs aus: mit dem italienischen Flüchtlingskind Giovanna verband ihn im Zweiten Weltkrieg eine tiefe Freundschaft. Im animierten Dokumentarfilm «Chris the Swiss» ist der Protagonist der Cousin der Regisseurin Anja Kofmel. Als junger Journalist wurde er 1992 im Jugoslawienkrieg unter ungeklärten Umständen getötet. Auch Christian Freis «Genesis 2.0» erzählt von einer «Jagd» nach mysteriösen Zeichen des Vergangenen – allerdings nach denjenigen des Wollhaarmammuts, das dank moderner Genetik wieder auferstehen soll. Eine doppelte Spurensuche ist schliesslich Georges Gachots «Where are you, João Gilberto?». Der Film folgt den Spuren des deutschen Schriftstellers Marc Fischer, der seinerseits obsessiv nach dem Begründer des Bossa Nova, João Gilberto, gesucht hatte. 

Die Filme «Les Dames» von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond sowie «À l’école des Philosophes» von Fernand Melgar zeigen intime Alltagseinblicke. «Les Dames» porträtiert Frauen, die an der Schwelle zum Rentenalter ihren Alltag neu gestalten müssen. Die fünf Kinder in Fernand Melgars Film müssen dagegen in einer Schule das Zusammenleben lernen. Eine grosse Aufgabe bei den individuellen Grenzen, die jedes Kind für sich zu bewältigen hat.

Liebesgeschichten

In den drei Spielfilmen sind die Protagonistinnen und Protagonisten mit schwierigen Beziehungssituationen konfrontiert. In «Mario» von Marcel Gisler muss ein Profi-Fussballer seine Gefühle für den neuen Sturmpartner verbergen. In «Fortuna» von Germinal Roaux bedroht ein offener Asylentscheid die Liebe zwischen Fortuna und Kabir, die sich in einem Schweizer Alpen-Hospiz entwickelt hat. Und die Pubertierende Mia entdeckt in «Blue my Mind» von Lisa Brühlmann überhaupt erst so etwas wie Körperbewusstsein – in ihrem eigenen, sich radikal verändernden Organismus.

11. Juli 2018
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