Steuerwettbewerb: nur die Reichen profitieren

Der Steuerwettbewerb schadet den Kantonsfinanzen. Das zeigt eine Studie des Lausanner Ökonomen Marius Brülhart anhand der Erbschaftssteuer. Steuersenkungen für Reiche lassen die Einnahmen schrumpfen, statt – wie Bürgerliche gerne argumentieren – sie zu erhöhen. Brülhart hat die Entwicklung der Erbschaftssteuer zwischen 1982 und 2005 dokumentiert, um sie dann mit den Schwankungen der Steuereinnahmen zu vergleichen. Das Ergebnis: Die Senkung oder Abschaffung der Erschaftssteuer zog kaum Vermögende an. Einzig die Einnahmen veränderten sich; zwischen 1990 halbierte sich der Anteil der Erbschaftssteuer an den Gesamteinnahmen der Kantone von 2.5 Prozent auf 1.2 Prozent. Jene Kantone, welche die Steuer unverändert liessen, mussten kaum Abwanderungen hinnehmen. «Die Steuereinnahmen der Kantone schrumpfen nach der Senkung längerfristig und können nicht durch Zuzüge wettgemacht werden», sagt Brülhart gegenüber dem Tages-Anzeiger. «Die Steuerzahler sind weniger mobil als vermutet.» Kantone wie Zug und Schwyz seien Sonderfälle, die vor allem von ihrer Pionierrolle und von der Nähe zu Zürich profitierten. Bürgerliche misstrauen der Studie, die Sozialdemokratische Partei (SP) nimmt sie als Argument für ihre Initiative «Für faire Steuern», die einen Mindeststeuersatz von 22 Prozent für Vermögen von über zwei Millionen vorsieht und Ende November an die Urne kommt.

Die Studie: Marius Brülhart & Raphaël Parchet: Alleged Tax Competition. The Mysterious Death of Inheritance Taxation in Switzerland. Lausanne 2010. http://www.hec.unil.ch/deep/textes/10.04.pdf
21. Juli 2010
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