Strommarkt: Sparer belohnen, Verschwender bestrafen

In der Schweiz erhöhen Kraftwerke ihre Profite, wenn sie möglichst viel Strom verkaufen. Wirtschaftlich haben sie keinen Anreiz, ihre Stromproduktion zugunsten der Umwelt zu drosseln. Die ökologische Verantwortung wird alleine auf die Konsumenten abgewälzt. In Kalifornien funktioniert das System andersrum: Stromverkäufer verdienen nicht an verkauften, sondern an eingesparten Kilowattstunden. Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) fordert die Umstellung auch für die Schweiz.


Das kalifornische Konzept hat Erfolg: Seit 1978 ist der Stromverbrauch im amerikanischen Bundesstaat konstant geblieben – in der Schweiz ist er seither um 48 Prozent gestiegen. «Wir brauchen Energieversorger, statt Energieverkäufer», fordert Sabine von Stockar, Projektleiterin der SES. In Kalifornien wird anfangs Jahr eine maximale Strom-Menge festgelegt. Liegen die Unternehmen Ende Jahr darunter, erhalten sie ihre Einsparung zurückerstattet. Der Kilowatt-Preis wird dann leicht erhöht, was die Konsumenten nicht allzu stark belastet, weil auch sie weniger Strom verbraucht haben. Den restlichen Ausfall bezahlen Anbieter, die über das Maximum hinaus Strom verkauft haben. Durch diese und weitere, kompliziertere Regelungen haben die Stromverkäufer den Anreiz, möglichst wenig Strom zu verkaufen. Investitionen in neue Kraftwerke lohnen sich nicht mehr.


«Die Schweiz sollte das Modell überprüfen und anpassen», sagt von Stockar. «Heute ist es, als würde man einem Autohersteller sagen, verkaufe weniger Autos!» Das kalifornische System ist zwar für alle Anbieter gleich, trotzdem ist es ein starker Staatseingriff in den Markt. In Zeiten neoliberaler Politik wird es schwierig sein, die Idee im Parlament durchzubringen. «Ich rechne nicht damit, dass eine Motion reichen wird, aber vielleicht wird es im Zeitraum von fünf Jahren klappen», sagt von Stockar. Ein Argument könnte auch neoliberale Politiker überzeugen: «Kalifornien hat das System nicht aus ökologischen Überlegungen eingeführt, sondern aus wirtschaftlichen.» Strom sparen bedeutet gleichzeitig Geld sparen.



Weitere Informationen: http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2009/11/04/managing-energy-demand.html

13. November 2009
von: