Subventionierte Überfischung der Meere

Rund ein Drittel der wirtschaftlich relevanten Fische auf dem Markt stammen aus illegaler Fischerei, schätzt die UNO-Organisation für Ernährung (FAO). «Die anderen zwei Drittel werden meist rücksichtslos gefangen und hoch subventioniert», sagt Oliver Seeger, Präsident des Vereins «fair-fish». Die grössten Fischereinationen, darunter China, Japan und die USA, subventionieren ihre Fischereiflotten. Auch die Europäische Union unterstützt die Branche von 2007 bis 2013 mit 3.8 Milliarden Euro. Fischereiflotten erkaufen sich mit dem Geld unter anderem Zugang zu Küstengewässern der Entwicklungsländer – und verdrängen so die lokalen Kleinfischer.



«Die Fischerei ist oft schwer kontrollierbar», stellt Seeger fest. Fisch aus nicht deklariertem Handel stammt mit grosser Wahrscheinlichkeit aus rücksichtsloser Fischerei. Deswegen hat der Verein fair-fish das gleichnamige Label entwickelt, das nachhaltige Fischerei vom Netz bis in den Laden dokumentiert. «fair-fish ist das einzige Label mit praktischer Erfahrung in der Dritten Welt», sagt Seeger. 2007 konnten im Senegal Produkte von Kleinfischern zertifiziert werden. Sie wurden nicht nur exportiert, sondern auch auf dem heimischen Markt verkauft. Hier stiess das Projekt aber auf eine kulturelle Schranke: Faire Fische mit Tötungsspuren gelten im Senegal als weniger frisch als äusserlich ungeschädigte Fische aus rücksichtsloser Fischerei. «Ein Umdenken wird noch etwas Zeit brauchen», steht im Infoheft von fair-fish.



Eine andere Barriere liegt nicht in der lokalen Kultur: Die Migros, ehemalige Partnerin, hat das Projekt zwar gelobt, trotzdem ist sie ausgestiegen. «Das wirtschaftliche Risiko war ihr zu gross», sagt Heinzpeter Studer von fair-fish. Die näheren Umstände kennt auch er nicht. «Die Migros hat nie auch nur ein Kilo zu verkaufen versucht. Ich vermute es hat interne Diskussionen gegeben, die Verantwortlichen für das Projekt sind immer wieder ausgetauscht worden.» Markus Fehr, ehemaliger Verantwortlicher bei der Migros, sagt: «Das Projekt war wohl zu risikoreich, nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht. Auch die Glaubwürdigkeit und die Kontrollen müssen stimmen. Die Migros kann keinen Handelspartner anders behandeln.» Auch nicht, wenn dieser fair handeln will. Weil fair-fish keinen neuen Grosspartner gefunden hat, sucht der Verein nun nach vielen kleineren Spendern.



Weitere Informationen: www.fair-fish.ch

28. November 2009
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