Tag des guten Lebens – warum nur in Köln?

Das Jahr 2013 könnte als historischer Wendepunkt in die Kölner Annalen eingehen. Seitdem wird in der Domstadt jährlich der «Tag des guten Lebens» zelebriert, eine Initiative, die von den Anwohnern jeweils eines Stadtbezirks getragen wird. Das Projekt hat sich umgehend als grosser Erfolg erwiesen.

Initiant ist der Sozialwissenschaftler Davide Brocchi, der 1992 aus Italien nach Deutschland zog. Politisch-gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen brachten ihn zu der Einsicht, dass eine zukunftsfähige Entwicklung nicht mehr «von oben nach unten» zu erwarten sei. Er wollte gelebte Demokratie und ein neues Verhältnis zwischen Bürgern und städtischen Institutionen fördern.
Die Idee: Während 24 Stunden sollte ein ganzer Stadtteil autofrei sein, von der Nachbarschaft «regiert» und im Sinne eines «guten Lebens» umgestaltet werden. Nichts Kommerzielles ist dabei erlaubt, also kein Strassenfest im herkömmlichen Sinne mit Verkaufsangeboten. Vielmehr geht es darum, zusammenzukommen, sich zu vernetzen und Zukunftspläne für das eigene Viertel zu schmieden.

Binnen Kurzem unterzeichneten sechzig Kölner Organisationen, Institutionen und Initiativen Brocchis Konzept und schlossen sich in dem Bündnis «Agora Köln» zusammen. Mittlerweise gehören 130 Organisationen dazu. Der erste «Tag des guten Lebens» fand im Bezirk Ehrenfeld statt.
In den Folgejahren waren die Bezirke Lindenthal und Sülz Veranstalter. «Es herrschen paradiesische Zustände auf den Strassen», befand die Bezirksbürgermeisterin, und der Kölner Stadtanzeiger lobte die «entschleunigte Atmosphäre». Dieses Jahr findet der «Tag des guten Lebens» in Deutz statt, einem Bezirk, der von gesellschaftlichen Gegensätzen geprägt ist und bislang mit Demonstrationen und dem entsprechenden Polizeiaufgebot von sich reden machte. Auch dazu soll der «Tag des guten Lebens» einen Gegenentwurf liefern.

www.agorakoeln.de
01. April 2017
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