Nato-Länder sollen jetzt fünf Prozent ihres Bruttoinlandprodukts (BIP) für die Verteidigung aufwenden, sagt Trump. Bisher genügten zwei Prozent des BIP, die aber von den Nato-Staaten oft nicht bereitgestellt wurden. Die von Trump geforderten fünf Prozent des BIP für die Verteidigung werden angesichts der aktuellen Wirtschaftslage als ehrgeizig und sogar unrealistisch eingeschätzt. Sogar in den USA wäre das Fünf-Prozent-Ziel eine grosse Herausforderung. Das Budget des Pentagons liegt bei etwa 3,5 Prozent des BIP und damit weit unter den geforderten fünf Prozent.
Aufgrund des Ukrainekriegs wurde das Verteidigungsbudget in vielen europäischen Ländern erhöht. «Alle europäischen Länder haben ihre Ausgaben stark erhöht», sagt Jean-Marc Rickli, Sicherheitsexperte am Geneva Center for Security Policy (GCSP).
Polen verfügt mittlerweile über die grösste Armee Europas, während acht Mitgliedsstaaten noch keine zwei Prozent für ihr Militär ausgeben: Italien, Spanien, Belgien, Litauen, Kroatien, Slowenien, Luxemburg und Kanada. In Deutschland würde die Fünf-Prozent-Forderung Ausgaben von über 200 Milliarden Euro bedeuten, fast die Hälfte des Bundeshaushalts, der bei weniger als 500 Milliarden Euro liegt. Die zunehmenden Aufrüstungsbemühungen der Nato-Staaten bringen den USA Vorteile. «Schaut man sich an, wo europäische Staaten ihre Rüstungsgüter kaufen, sieht man, dass es insbesondere amerikanische Unternehmen sind, die profitieren», betont Jean-Marc Rickli.
Die Schweiz ist nicht Mitglied in der Nato und gibt 0,75 Prozent ihres BIP für das Militär aus. «Wir versuchen, bis 2030 auf ein Prozent zu kommen, aber das ist noch weit von den Zielen entfernt, die von Nato-Mitgliedern gefordert werden», sagt Jean-Marc Rickli.
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