Und wenn alles bachab geht?

Interview mit der Soziologin Veronika Bennholdt-Thomsen vom Institut für Theorie und Praxis der Substistenz in Bielefeld

Plötzlich ist die alte Frage wieder da: Angenommen, die Krise wird richtig schlimm, auf dem Arbeitsmarkt kracht es, vielleicht bricht sogar der Zahlungsverkehr zusammen - was dann? Was braucht es wirklich zum Leben? Langsam schleicht sich diese lange verdrängte Frage in die Köpfe zurück. So schwierig zu beantworten ist sie gar nicht: Wir brauchen Wärme, Nahrung, Zuwendung; Pflege, wenn wir krank sind, Betreuung für unsere Kinder und Hilfe im Alter. Musik, Geschichten und hin und wieder ein Fest sollte es auch geben, damit das Leben Freude macht.

Mit den meisten dieser Arbeiten ist kaum Prestige verbunden. Und wenig oder gar kein Lohn. Denn hier, beim wirklich Nötigen, lässt sich keine Rendite abschöpfen. In den ökonomischen Theorien kommen diese Arbeiten kaum vor, statistisch erfasst wird nur der bezahlte Teil. Dabei könnte die Gesamtwirtschaft gar nicht funktionieren ohne sie. Deshalb verdienten sie viel mehr Beachtung, sagt Veronika Bennholdt-Thomsen.

Die Soziologin und Ethnologin leitet das Institut für Theorie und Praxis der Subsistenz in Bielefeld. Seit den siebziger Jahren arbeitet sie mit den Soziologinnen Maria Mies und Claudia von Werlhof zusammen. Sie nennen ihren Ansatz Subsistenzperspektive.[3][4] Mies und Bennholdt-Thomsen verglichen das Wirtschaften einmal mit einem Eisberg: Die kapitalistische Lohnarbeit, also das, was «die Wirtschaft» genannt wird, ist nur die sichtbare Spitze. Unter dem Wasser liegt der ganze Rest: die Haus- und Heimarbeit, die informellen und illegalen Sektoren, die Selbstversorgung und die grosse Gratisarbeiterin Natur.

Zum Interview mit Veronika Bennholdt-Thomsen in der Wochenzeitung vom 27. Nov. 09:
http://www.woz.ch/artikel/rss/17199.html
28. November 2008
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