Unter-Grundhof: grüne Insel in Emmen
In Emmen kreuzen sich die Autobahnen A1 und A12, über Emmen dröhnt der Lärm der Patrouille Suisse. Schlagzeilen machte das Dorf, weil es bis 2003 über die Einbürgerung von Ausländern an der Urne abstimmte. Zwischen Hochhaussiedlungen, Geranien und Militärflugplatz würde man nicht nach einer Ökosiedlung suchen, aber man findet eine: den Unter-Grundhof, ein Areal aus Häusern, Gärten und Spielplätzen, bewohnt von nicht weniger als 160 Menschen. «Wir sind die grüne Insel im bürgerlichen Emmen, eine Hochburg der Linken», sagt Beat Rölli, der dem Zeitpunkt bereits als ein Pionier der Permakultur in der Schweiz bekannt ist (siehe ZP 105).
Die wildesten Gerüchte gingen um im Dorfe, als die Nachbarschaft vor 25 Jahren gegründet wurde. Von Hippie-Kommune war die Rede, und von freier Liebe. Alles falsch, sagt Rölli, aber ganz so bürgerlich geht es in der Siedlung doch nicht zu und her.
Auf sieben Familien in Röllis Haus kommen drei Fahrzeuge; statt überfüllter Garagen haben die Bewohner einen Velo-Reparatur-Platz. «Auf den angrenzenden Grundstücken dürfen die Mieter nicht einmal Hochbeete anlegen – wir haben Hühner und Schafe!» Die Siedlung, hauptsächlich von Familien bewohnt, ist ein Paradies für Kinder, und für den Permakultur-Spezialisten: Rölli hat Insektenhotels kreiert, einen Kompost angelegt, Moorbeete und einen Waldgarten gebaut. «Ich habe hier viel mehr Freiheiten als in einem herkömmlichen Quartier.» Freiheiten mit Verantwortung. «Wer sich nicht engagieren will, darf zwar auch hier leben, aber wenn das alle täten, würde die Siedlung zusammenbrechen.» Die Schafe und die gemeinsame Kinderbetreuung verbinden. «Manchen ist das zu viel Gemeinschaft, und manchmal gibt es bei so vielen Engagierten auch Streit. Ich wollte zum Beispiel letztens eine essbare Landschaft anlegen; die Schafgruppe fühlte sich bedroht und lobbyierte dagegen.» Es klingt wie im Parlament, Getreideproduzenten gegen Viehzüchter, nur ein feiner, aber entscheidender Unterschied bleibt bestehen: Im Unter-Grundhof ist der Konflikt überschaubar, die Interessengruppen sind Nachbarn.
Kontakt: www.untergrundhof.ch
Weitere spannenden Geschichten, Beispiele und interessante Essays zum Thema «Nachbarschaft» im nächsten Zeitpunkt Ende April.
Mit einem Schnupperabo (drei Ausgaben für Fr. 20.-) verpassen Sie dieses Heft garantiert nicht: http://www.zeitpunkt.ch/abonnements/schnupperabo.html
Die wildesten Gerüchte gingen um im Dorfe, als die Nachbarschaft vor 25 Jahren gegründet wurde. Von Hippie-Kommune war die Rede, und von freier Liebe. Alles falsch, sagt Rölli, aber ganz so bürgerlich geht es in der Siedlung doch nicht zu und her.
Auf sieben Familien in Röllis Haus kommen drei Fahrzeuge; statt überfüllter Garagen haben die Bewohner einen Velo-Reparatur-Platz. «Auf den angrenzenden Grundstücken dürfen die Mieter nicht einmal Hochbeete anlegen – wir haben Hühner und Schafe!» Die Siedlung, hauptsächlich von Familien bewohnt, ist ein Paradies für Kinder, und für den Permakultur-Spezialisten: Rölli hat Insektenhotels kreiert, einen Kompost angelegt, Moorbeete und einen Waldgarten gebaut. «Ich habe hier viel mehr Freiheiten als in einem herkömmlichen Quartier.» Freiheiten mit Verantwortung. «Wer sich nicht engagieren will, darf zwar auch hier leben, aber wenn das alle täten, würde die Siedlung zusammenbrechen.» Die Schafe und die gemeinsame Kinderbetreuung verbinden. «Manchen ist das zu viel Gemeinschaft, und manchmal gibt es bei so vielen Engagierten auch Streit. Ich wollte zum Beispiel letztens eine essbare Landschaft anlegen; die Schafgruppe fühlte sich bedroht und lobbyierte dagegen.» Es klingt wie im Parlament, Getreideproduzenten gegen Viehzüchter, nur ein feiner, aber entscheidender Unterschied bleibt bestehen: Im Unter-Grundhof ist der Konflikt überschaubar, die Interessengruppen sind Nachbarn.
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11. April 2011
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