Verkehrte Welt, verkehrter Zins

Je höher das Risiko eines Kredits, desto höher der Zinssatz. So steht es im Lehrbuch, doch die Realität sieht in den USA seit der Subprime-Krise anders aus: Reiche Schuldner lassen ihre Kredite häufiger platzen als Normalschuldner, trotzdem erhalten sie tiefere Zinssätze.

Das hat CoreLogic, eine Firma für Finanzanalysen, in Auftrag der New York Times herausgefunden. Bei nicht selbst bewohnten Häusern ist die Zahlungsmoral besonders schlecht. Seit die Immobilienblase geplatzt ist, haben geschätzte elf Millionen Amerikaner mehr Hypothekenschulden als ihre Häuser wert sind. Es kommt sie teurer zu stehen, die Schulden zu begleichen, als das Haus der Bank zu überlassen.
In den USA bestimmt demnach nicht das Risiko über die Höhe der Zinssätze, sondern der Reichtum – eine weitere ungerechte Umverteilung. Wie ist die Lage in der Schweiz? «Im Grundsatz gilt: grösseres Risiko, höhere Zinsen», erklärt Thomas Sutter von der Schweizerischen Bankiervereinigung. Ob das auch tatsächlich umgesetzt wird, kann oder will er nicht sagen. «Das entscheidet jede Bank selbst und von Fall zu Fall.» Die UBS antwortet ausweichend und rühmt ihre «nachhaltige Finanzierungspolitik». Ihre Kunden seien selten zahlungsunfähig.

Weitere Informationen: http://www.nytimes.com/2010/07/09/business/economy/09rich.html?_r=1
29. Oktober 2010
von: