Vertrauen verloren

Der einstige Stolz der Schweiz, die Credit Suisse, am 5. Juli 1856 von Alfred Escher gegründet, wurde vor einigen Tagen im «Eilverfahren» von der UBS übernommen. Notrecht wurde angewandt und zum zweiten Mal innert 15 Jahren muss eine systemrelevante Bank der Schweiz gestützt werden. 

Credit Suisse, Foto: Wikimedia

Die Schweizerische Nationalbank, der Bund, der Steuerzahler, alle müssen in die Tasche greifen. Wir sprechen von Abermilliarden Schweizer Franken … ob sich die Finanzmärkte weltweit damit wirklich beruhigen lassen, steht noch in den Sternen. 
Die Politik, die Medien, die Gläubiger, die Aktionäre und auch die verärgerten Bürger, sie alle suchen nach den Schuldigen. Jeder zeigt mit dem Finger auf die andern, aber sind wir auch bereit, für unser eigenes Verhalten Verantwortung zu übernehmen? 

Wer ist schuld an dem Debakel?
Es wird Zeit zu erkennen, dass ein Finanzsystem, dass auf Gier und kurzfristigen Profit ausgerichtet ist, langfristig nicht überleben kann. Warum? Weil es auf Egozentrik und damit auf Angst basiert und dadurch grundsätzlich gegen die Natur – ganz besonders gegen unsere eigene Wesensnatur – gerichtet ist. Denn die Natur ist eine grosse Symbiose, in der jeder Teil dem andern dient. Da herrscht keine Angst und damit auch kein egozentrisches Verhalten … die Natur kennt nur das Wohl des Ganzen.
Jedes System, das diesem Grundsatz nicht Rechnung trägt, wird früher oder später scheitern. Ganz besonders für eine systemrelevante Firma sollte ein entsprechend verantwortungsvolles Verhalten, nämlich stets das Gesamtwohl vor Augen zu haben, die oberste Prämisse sein.

Die Natur kennt keine Schuld
… sie gehorcht einfach dem unabänderlichen Gesetz von Ursache und Wirkung! Die richtige Fragestellung ist also nicht «Wer ist schuld an diesem Debakel?», sondern vielmehr «Welche Ursachen haben wir individuell aber auch kollektiv gesetzt, dass so etwas (schon wieder) passieren konnte?»
Denn der Aktionär, der CS Aktien allein mit der Absicht kaufte, sie sofort wieder abzustossen und den Gewinn mitzunehmen, nachdem die SNB ihr Unterstützungspaket bekannt gegeben hat, trägt eine Mitverantwortung. Der Spekulant, der auf sinkende Preise wettete, trägt eine Mitverantwortung. Die Pensionskasse, die das Vermögen ihrer Kunden in eine Bank investiert, die in vielerlei Skandale verwickelt ist, trägt eine Mitverantwortung. Der Mitarbeitende, der nur an einem hohen Jahresend-Bonus interessiert ist, trägt eine Mitverantwortung. Die Politikerin, die ihren Wahlkampf von einer Firma finanzieren lässt, die nicht dem Allgemeinwohl verpflichtet ist, trägt eine Mitverantwortung. 
Selbst diejenigen von uns, die scheinbar überhaupt nichts mit diesem Fall CS zu tun hatten und sich primär als Opfer sehen, sollten sich fragen: «Wo neige ich dazu, nicht so genau hinzuschauen, wenn es mir finanzielle oder andere Vorteile bringt?» Wenn wir uns diese Frage rechtzeitig stellen und entsprechend handeln, hilft dies unter Umständen, eine nächste persönliche oder kollektive Krise zu vermeiden.

Schreien wir also nicht lauthals nach Schuldigen. Fangen wir stattdessen an, unsere Lehren aus diesem Debakel zu ziehen, Verantwortung zu übernehmen und durch unsere eigene Verhaltensweise sicherzustellen, dass so etwas in Zukunft nicht wieder passiert.

Und wir sollten endlich eine ethische, regenerative Wirtschaft einfordern und bereit sein, unseren individuellen Beitrag dazu zu leisten. Genau dafür stehen SunHeart Business Leaders ein. 

Firmen, ob systemrelevant oder nicht, die nicht dem Wohl des Ganzen verpflichtet sind, haben in dieser neuen Wirtschaftsordnung und dem künftigen Finanzsystem keine Daseinsberechtigung mehr.

Wenn Sie die SunHeart Business Leaders kennenlernen wollen, sind Sie herzlich eingeladen, am kostenlosen Event «Join Forces to promote Ethics» teilzunehmen.
Er findet am 27. April 2023, von 10.30 bis 12.00 Uhr im Freiraum der Zürcher Kantonalbank, Bahnhofstrasse 9, 8001 Zürich statt. 
Mehr dazu: sunhearts.org/veranstaltungen/join-forces-to-promote-ethics-2