Wenn der Blog zum Buch wird

Sie ist Mutter, Mode-Expertin und Unternehmerin aber schreiben tat sie schon immer, zum Beispiel als Bloggerin; die Solothurnerin Daniela Jäggi. Nun publiziert sie eine Auswahl der Online-Texte als gedrucktes Buch. Ein Interview über die Gründe.

   Urs Heinz Aerni: Daniela Jäggi, nach Lebensjahren als Ehefrau, Mutter und Geschäftsfrau scheint es, dass das Schreiben Sie nun endgültig gepackt hat. Was passiert mit Ihnen, beim Verfassen von eigenen Sätzen?
Daniela Jäggi: Ich lebe in der Geschichte, die ich gerade schreibe. Dabei sehe ich mich durch die Sätze gehen und bin in der Buchstabenwelt, ziemlich weit weg von der Realität.

   Tschüss alte Welt?
Ja, das tut gut. Es fühlt sich an wie das Eintauchen in einen Film. Ich sehe was passiert und beschreibe es. Ich lebe in der jeweiligen Geschichte. Dieses Gefühl liebe ich, seit ich einen Stift in der Hand halten kann. Diese Bilder im Kopf und die Phantasie gehören beim Schreiben nur mir.

   Aber Sie schreiben es ja auf, so dass es andere mitlesen können...
Richtig, dabei überlege ich auch nicht, wer nun was denkt, wenn er meine Zeilen liest. Das würde den Schreibfluss blockieren. In meiner Buchstabenwelt gelten meine Regeln, und das ist gut so.

   Zuerst sind Ihre Texte digital als Blog erschienen und nun viele davon als gedrucktes Buch. Was kann ein Buch, was das Web nicht kann?
Das Buch kann in die Handtasche gepackt werden und es ist für jeden einfach zu handhaben. Es braucht weder Strom noch besondere Kenntnisse. Im Bett dient es als Abendlektüre, auf dem Liegestuhl zur Auflockerung. Es ist pflegeleicht, und wenn es gelesen ist, passt es perfekt ins Bücherregal. Dort steht es jederzeit bereit, um wieder als praktischer Begleiter in den Einsatz zu kommen.

   Das war eine Laudatio fürs Gedruckte...
Ach ja: Es macht dieses schöne Geräusch, wenn man darin blättert; eben anders, als das geräuschlose Surfen im Netz! Wer möchte, kann es ans Ende der Welt in den Dschungel mitnehmen – es braucht keinen Internetzugang, um gelesen zu werden. Es riecht nach Papier, und es kann wunderbar als Geschenk verpackt werden.

   Sie beobachten und kommentieren, manchmal zwinkernd, verärgert und kritisch, aber stets mit Eigenironie. Kann sich der Blick auf die Umwelt durch das Schreiben verändern?
Und wie! Für mich wird alles sehr viel einfacher, wenn ich schreibe. Und ich nehme das Leben viel gelassener. Dabei habe ich mich aber bewusst entschieden, aktuelle Schreckensnachrichten nicht zum Thema zu machen.

   Warum?
Das tun die Tagesmedien schon. Ich versuche Alltagsgeschichten so zu verpacken, dass sich jeder darin irgendwo wieder findet. Die Reaktionen zeigen, dass die Menschen diese Sicht auf die Welt offenbar genauso mögen wie ich. Man soll den Alltag schließlich nicht unnötig schlechter machen, als er ist. Und ein Augenzwinkern muss Platz haben, jeden Tag. Wie trist wäre unser Leben sonst.

   Sie tun es täglich, das Schreiben. So zu lesen auf Ihrem Blog, es mache Spaß und Sie würden gerne übertreiben. Beschreiben Sie uns Ihren Schreibort, wie sieht der aus?
Hell, zufrieden und gemütlich. Ich schreibe zu Hause, ab und an auch in den Ferien. Wichtig ist, dass ich mich beim Schreiben wohl fühle, egal wo dies gerade ist. Es kann schon mal vorkommen, dass ich stundenlang ohne das kleinste Nebengeräusch schreibe. In der Regel fällt mir das erst auf, wenn mich die Türklingel oder das Telefon zurück ins Wohnzimmer holt. Fast alle Geschichten entstehen schlussendlich nämlich genau dort: Im Wohnzimmer, am Esstisch, mit meinem Kaffee, einer Flasche Mineralwasser und meinen Notizen.

   Wenn ich ein Bild mit einem lesenden Menschen mit Ihrem Buch in den Händen malen würde, wie müsste es aussehen?
Hell und freundlich. Keine dunklen Farben. Vor meinem geistigen Auge sehe ich ein Haus im Chalet-Stil, vor welchem eine Sitzbank aus Holz steht. Dort sitzt ein zufriedener Mensch mit meinem Buch. Fernab von Lärm und Hektik. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Das Bild dürfte auf keinen Fall modern sein, das würde nicht zu mir passen. Mir ist bewusst, dass dies wie ein Widerspruch zum Thema Blog steht, aber gerade deswegen erscheinen meine Geschichten auch in Papierform.
 
Das Buch: Daniela Jäggi: "von süß bis ungenießbar", Der Blog, wie gedruckt, Rothus Verlag, 2015

Daniela Jäggi (geboren 1967) ist Familienfrau und Unternehmerin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren erwachsenen Kindern am schweizerischen Jurasüdfuß. Als Bloggerin lebt sie täglich ihre Liebe zum Schreiben aus. www.modepraline.com

Am 31. März 2015 wird das Buch in der RothusHalle in Solothurn vorgestellt. Mit dabei ist der Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart.
http://www.werliestwo.ch/4292/von-sue-bis-ungeniebar-der-blog-wie-gedruckt