3 Fragen zur Schweizer Solarenergie

Solaranlagen installieren, optimieren, verschicken. Der Bieler Stefan Grünig befasst sich täglich mit Solarlicht und all dem Drum und Dran. Seine Firma ist auch im Kontakt und Austausch mit Universitäten, mit Professoren und Studenten. Er möchte sich aber lieber nicht einen Solarexperten nennen, denn das Denken in Disziplinen, was die heutige Zeit oft ausmache, so der 56-Jährige, möge er nicht: «Mir geht es um ganzheitliche Prozesse, um Kreisläufe.» Am Ende würde es also um alle Ressourcen gehen, auch um Wasser, um Luft – um Energie generell. Der Unternehmer lebt in Safnern bei Biel, wo er selbstverständlich auf seinem Wohndach Solarzellen installiert hat. Er hofft, dass in Zukunft noch mehr Solarenergie in der Schweiz produziert wird.

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Zeitpunkt: Energiewende, Umwelt, Nachhaltigkeit. Man denkt an diese Worte und schaut um sich herum: Sollten heutzutage nicht auf allen Hausdächern Solarzellen glänzen?

Stefan Grünig: Die Rechnung ist einfach, auch bei kleinen Solaranlagen mit einer Leistung von zirka 30 Kilowatt-Peak erreichen wir einen Strompreis, den keine andere Energiequelle erreicht. In diesem Fall zwischen 5 und 6 Rappen. Die Differenz zum Strompreis inklusive Netznutzung wären zwischen 16 bis 30 Rappen, und das wäre der Reinertrag. Damit lässt sich eine heutige Solaranlage innert wenigen Jahren amortisieren. Das allerdings ganzheitlich anzugehen, also alles in einem Kreislauf zu betrachten und umzusetzen, das macht niemand mehr. Der Schlüssel ist nicht die Produktion, sondern die Verteilung, die Verwendung und die Speicherung der Energie.

Aber nun gut, das grösste Problem ist nicht die Solarzelleninstallation. Die Hindernisse sind eher administrativer Natur. Erstens leben wir in einer Welt des kollektiven Egoismus. Bei Mehrfamilienhäusern geht es also um Investitionsanteile, es könnte ja auch sein, dass der Nachbar mehr vom Solarstrom profitiert als ich. Zweitens sind viele Installationen, weil sie überholt sind, nicht fähig den Solarstrom optimal zu nutzen.

Inwiefern hilft die Schweizer Politik und Wirtschaft mit, dass mehr Solarzellen installiert werden?

In der Schweiz haben wir das Problem, dass die Stromlobby politisch sehr stark positioniert ist. Sie verkauft sich als Innovator, ist aber eher darauf aus, Aktiengewinne zu realisieren und so dem Staat – in vielen Fällen dem Mehrheitsaktionär – zu gefallen, statt echte Innovation zu liefern. Der Bürger, notabene faktisch der Besitzer des Stroms, wird aber «gemolken».

Könnte Solarenergie zum Beispiel in einem Dorf mit Hilfe zuständiger Stellen, etwa einer Gemeinde, nicht besser verteilt werden?

Das mit dem Verteilen ist ein Wunschdenken, die Elektrizitätswerke sind beeinflusst vom Stromlieferanten, und die sind traditionell in Produzenten und Konsumenten unterteilt. Die vielen EWs sind schlicht und einfach mit der neuen Rolle eines Prosumers (Anmerk. der Redaktion: zugleich Produzent und Konsument zugleich) überfordert und lehnen es ab, gmeinsam das Netz von unten bis oben zu optimieren. Das vielzitierte SmartGrid – das intelligente Stromnetz, das Erzeugung, Speicherung und Verbrauch kombiniert – wird ohne den «Prosumer» und Konsumeten im Boot nicht funktionieren. Es gilt, wie ein Schwarm zu denken und den Verbrauch und die Möglichkeiten von Speicherung zusammen mit der Produktion zu optimieren.