5G: Der Schweizer Ärzteverband fordert eine umweltverträgliche Lösung
Der Schweizer Bundesrat will die Lizenzen für neue, hohe Mobilfunkfrequenzen in den Bereichen 6 GHz, 26 GHz und 40 GHz – sogenannte Millimeterwellen – vergeben.
Damit würde die eigentliche 5G-Technologie eingeführt, denn derzeit werden, wie auch in Deutschland, maximal 3,5 GHz genutzt. Dazu lässt das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) ein öffentliches Konsultationsverfahren durchführen. Der Schweizer Verband Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) verfasste dazu eine Stellungnahme.
Verband Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) greifen in Debatte ein
In einer detaillierten Stellungnahme an das Bakom zum öffentlichen Konsultationsverfahren schreiben die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU): «Wir sind sehr besorgt, was die Nutzung von Millimeterwellen zu großräumigen Kommunikationszwecken angeht». Die Ärzteorganisation setzt sich seit 1998 aktiv mit den gesundheitlichen Risiken der Mobilfunkstrahlung auseinander, zu 5G in einer Ausgabe ihrer Zeitschrift Oekoskop. Der Protest der letzten Jahre von Bürgerinitiativen, Kantonen und des Ärzteverbandes scheint teilweise in der Regierung angekommen zu sein.
Das Online-Portal Infosperber schreibt dazu:
Vor vier Jahren forderten die Kantone Genf, Neuenburg und Jura mittels Standesinitiativen ein Moratorium für den Aufbau des 5G-Millimeterwellen-Netzes in der Schweiz «zum Schutz der Demokratie und zur Bekräftigung des Vorsorgeprinzips». Sie scheiterten im Parlament. Doch darauf musste der Bundesrat einen vor wenigen Monaten veröffentlichten Bericht über Millimeterwellen abliefern. Darin sagt er hauptsächlich, dass es diesmal mit rechten Dingen zugehen soll. Diesmal will der Bundesrat nämlich die «umweltrechtlichen Rahmenbedingungen» anpassen, bevor er die Frequenzen zur Nutzung vergibt. Zudem will er sichergehen, dass die Messvorschriften eingehalten werden. Beides heisst bloss: Es braucht zuerst eine Anpassung der Verordnung zum Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung (NISV) durch den Bundesrat.
AefU fordern die Anwendung des Vorsorgeprinzips und technisch sinnvolle Lösungen
Die Ärztinnen und Ärzte für Umwelt schreiben in ihrer Stellungnahme:
Für uns Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz ist bei Informations- und Kommunikationstechnologien Nachhaltigkeit ein grosses Anliegen. Bei der Vergabe von Mobilfunkfrequenzen umfasst dies nicht nur den vorsorglichem Schutz von Mensch, Tier und Pflanzen vor schädlicher Strahlung, sondern auch Zukunftstauglichkeit, Energie- und essourcenfragen. In den stattgehabten Grenzwertdebatten stellten wir fest, dass die technische Diskussion sehr rudimentär und einseitig geführt wurde.
Betreiber setzen Wirtschaft und Politik aggressiv unter Druck, um Grenzwertregelungen fallen zu lassen, und so die Schweiz vor der vermeintlichen digitalen Steinzeit zu bewahren. Dies obwohl sowohl die Behörden in ihren Situatonsanalysen wie auch renommierte Techniker - wenn man diese aktiv danach fragte - diesen Weg als nicht nachhaltig bewerteten. Stattdessen liessen die Telekomanbieter nicht ab, in ihrer kurzsichtigen Planung unaufhörlich mehr Leistung auf der Einzelanlage einzufordern.
Millimeterwellen für die Kommunikationsnutzung sollten erst zugelassen werden, wenn eine verlässliche Risikobeurteilung möglich ist. Hierfür gilt es die Ergebnisse der angelaufenen Studien abzuwarten und in einer Gesamtschau zu bewerten.» Als weitere Kriterien für eine energiesparende, strahlungsminimierte und gesundheitsverträglichere Infrastruktur fordern sie den lückenlosen Ausbau von Glasfaser und die Trennung der Indoor- und Outdoorversorgung.
Im Gegensatz zu Deutschland, wo sich die Behörden jeglicher Debatte über die Risiken und Alternativen verweigern und stattdessen Verharmlosungskampagnen inszenieren, scheint in der Schweiz der Gedanke, dass Prozesse demokratisch ablaufen sollten, doch noch nicht verloren gegangen zu sein. Wir danken den Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz für ihre profunde Stellungnahme. Deutsche Ärzteorganisationen müssten sich fragen, warum sie zu diesen Problemen immer noch schweigen.
(Quelle der Informationen: Pascal Sigg / 8.03.2024 www.infosperber.ch)
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