«5G – der Wind dreht»
1'450 Einsprachen und 120'000 Unterschriften gegen Baugesuche von 5G-Antennen in nur einem Jahr. Dies verkündet der Verein «Schutz vor Strahlung» in seinem Halbjahresbericht. Der Verein fordert ein nationales Moratorium gegen die neue Mobilfunkgeneration 5G: «Zum Schutz unserer Gesundheit, unserer Umwelt und unserer Nachkommen. Jetzt!»
Innerhalb kurzer Zeit entstand in der Bevölkerung eine Bewegung gegen 5G, die Info-Anlässe, Einsprachen und Sammelaktionen koordiniert. «Die Erfahrung zeigt: Gehen Betroffene Unterschriften für eine Einsprache an den Haustüren sammeln, dann unterschreiben neun von zehn Personen das Formular», sagt Rebekka Meier, Leiterin der Baurechtsabteilung des schweizerischen Vereins «Schutz vor Strahlung».
Im April 2020 hatte der Bundesrat entschieden, die Grenzwerte nicht zu erhöhen. Dies, nachdem sich der Ständerat – bereits zweimal innert knapp zwei Jahren – gegen eine Erhöhung aussprach. Der Widerstand aus der Bevölkerung hat sicher einiges dazu beigetragen, dass die Grenzwerte nun unverändert bleiben.
«Die Strahlung und Frequenzen von 5G sind viel höher als bei konventionellen Antennen», so Rebekka Meier.
Meier hatte im Juli 2019 ein Gutachten an die Baurechtskanzlei «Pfisterer&Fretz» in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten zeigt, dass eine Grenzwerterhöhung für 5G-Antennen unzulässig und der Vorsorgeschutz der Bevölkerung nicht gewährleistet ist. «Die Einführung von adaptiven Antennen – sprich 5G-Antennen – stellt ein grosses Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt dar, weil die Strahlung und die Frequenzen von 5G viel höher als bei konventionellen Antennen sind», so Meier.
Noch immer gibt es in der Schweiz keine Messgeräte, keine Berechnungsgrundlagen und keine Vollzugshilfen für adaptive Antennen. Erste Berichte und Studien zeigten das hohe Risiko: «Da 5G eine extrem grosse Bandbreite hat, gleichzeitig viele verschiedene Frequenzen benutzt und stark pulsiert, schliessen Forscher auf ein grosses Schädigungsrisiko durch adaptive Antennen» sagt Meier. Sogar das EU-Parlament warnte unlängst vor gesundheitlichen Schäden, die starke Pulsation habe negative Effekte auf die Gesundheit und das Immunsystem.
Meier: «Die Betreiber geben in den Baugesuchen realitätsfremde Sendeleistungen an und zeichnen kilometerlange Radien um die adaptiven Antennen ein. Gleichzeitig aber eine viel geringere Sendeleistung.» Tatsache ist, dass ein dermassen grosser Radius im Vergleich mit 4G+ mit solch niederer Leistung niemals erreicht werden könne. «Allein aufgrund der Frequenz müsste der Radius von 5G wesentlich kleiner sein.»
Die Mehrheit der Bevölkerung möchte gemäss Umfragen kein 5G. Trotzdem wurden – und werden noch immer – zahlreiche Antennen in Gemeinden aufgestellt und bewilligt. Aber nicht in allen: Mehr als zehn Gemeinden lehnen Baugesuche für adaptive Antennen ab. Die Kantone Zug, Genf, Jura und Waadt verfügen über ein Moratorium. Auch in Städten wie Bern, St. Gallen, Schwyz, Luzern, Schaffhausen und Chur werden Vorstösse diskutiert oder sind bereits eingereicht worden. Nach wie vor wollen die Mobilfunkbetreiber Swisscom, Salt und Sunrise über 15'000 Antennen der neuen Generation bis Ende 2020 aufstellen.
Bei der Bauabnahme von Mobilfunkantennen entscheiden als letzte Instanz die Gemeinden. Einige davon haben sich für nachhaltige und gesündere Glasfasernetze entschieden und übernehmen die Hälfte der Kosten. Die Stadt Chur hat kürzlich mit einer Planungszone den weiteren Ausbau von 5G gestoppt und will die Bevölkerung am Entscheid teilnehmen lassen. Einige Gemeinden sind der Ansicht, dass sie die Verantwortung auf die kantonalen Ämter abschieben können: «Weiss die Gemeinde über die Unmöglichkeit der Messung und der Kontrolle Bescheid, so hat sie von Amtes wegen die Baubewilligung zu verweigern oder ein Betriebsverbot auszusprechen», verdeutlicht Meier.
Für die «Mobilfunkinitiative» und die «Mobilfunkhaftungs-Initiative» können weiterhin Unterschriften gesammelt werden. Das sammeln von Unterschriften ist auch in der jetzigen Corona-Phase jederzeit erlaubt und kommt bei Interessierten gut an.
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