Artus: Christianisierung und Hierarchisierung
Die Artussage geistert immer wieder durch unsere Köpfe und über die TV-Bildschirme – ein gutes Beispiel, wie die christlich-patriarchalische Herrschaft die ausgeglichene heidnische Erlebniswelt dämonisiert und bekämpft hat.
„Excalibur“ ist der Name des zauberkräftigen Schwerts der frühmittelalterlichen britischen Königinnen und Könige und der Titel eines Films von John Boorman aus dem Jahr 1981 nach der Artussage. Dort werden, gemäss der christlichen Überformung der keltischen Sage und der damaligen Gesellschaft, die heidnischen Figuren Morgane, Mordred und teilweise auch König Uther Pendragon (Vater von Artus und Morgane) zu egoistischen, machtgierigen und brutalen Subjekten gemacht, die christlichen zu edlen Wohltätern der Menschheit, deren grausame Massaker einem höheren Ziel dienen. Merlin und Artus (engl. Arthur) hingegen sind relativ differenziert gezeichnet.
Lichtgestalten sind Kampfsäue
Die Ritter der Tafelrunde sind in im Film gemäss der christlichen Propaganda Lichtgestalten im Kampf für Ritterlichkeit und Moral, allen voran Lancelot. Dabei sieht es eher so aus, dass sie die Anführer von schlagkräftigen Elitetruppen waren, die überall dort auf den britischen Inseln einfuhren, wo die weltanschaulichen, strategischen und wirtschaftlichen Interessen des Königshauses und ihrer Verbündeten verletzt oder in Frage gestellt wurden.
Machtkampf statt Integration
In der keltischen Tradition waren die Königin oder der König mehr spirituelle als weltliche Figuren, die gute Vibrationen im Allgemeininteresse machten und gleichberechtigter zusammenlebten als die Besatzer. Die christlich-römischen Kolonialherren setzten vor ihrem Abrücken aus Britannien Artus nach römischem Vorbild als christlichen (männlichen) König in einem weltlichen Reich ein, das auf die Schlagkraft und Repression seiner Truppen baute und Partikularinteressen von Eliten durchsetzte.
Verdrängung der Frau aus der Öffentlichkeit
Artus’ Schwester Morgane war eine geachtete Priesterin, Heilerin und die legitime Thronfolgerin. Sie repräsentierte die auf Ausgleich der Kräfte und der Geschlechter bedachte Naturreligion und exponierte sich als Frau im erstarkenden Patriarchat in religiösen und weltlichen Fragen anstatt sich auf Keuschheit und häusliche Aufgaben zurückzuziehen. So wird sie in der christlichen Perspektive zur fürchterlichen Hexe mit dem krankhaften Ehrgeiz, ihren Sohn Mordred anstelle von Artus auf den Thron zu putschen. Er war der Sohn ihres Bruders Artus. Dieser Inzest war in den Augen der Christen eine grosse Sünde und Schande (nur für die Frau!), die gerade recht kam, um Artus als christlichen König zu installieren und Morgane und ihrem Sohn den Platz zu verweigern.
Inzest und Initiation
Inzestuöse Verbindungen aber waren im alten Armorica laut dem Mythenforscher Jacques Brosse nicht dämonisiert, sie kamen vor, meist in derselben Generation, und waren weder Frevel noch Sünde noch patriarchale Ausbeutung, sondern ganzheitlich institutionalisiert und ritualisiert zur sexuellen Initiation und für andere spirituelle Zwecke. Diese Unterscheidung ist nicht neu, aber für viele ungewohnt; eine gut ausbalancierte und übersichtliche Gesellschaft können sich die meisten Angehörigen der heutigen patriarchalen Gesellschaft mit ihren versteckten und geschönten Machtmechanismen und Exzessen schlecht vorstellen.
Mehr über vorchristliche Spiritualität in Europa:
Jacques Brosse: Mythologie der Bäume, Patmos Verlag, 308 S.
Mehr über das Patriarchat
KLARTEXT LYRIKPROSA
„Excalibur“ ist der Name des zauberkräftigen Schwerts der frühmittelalterlichen britischen Königinnen und Könige und der Titel eines Films von John Boorman aus dem Jahr 1981 nach der Artussage. Dort werden, gemäss der christlichen Überformung der keltischen Sage und der damaligen Gesellschaft, die heidnischen Figuren Morgane, Mordred und teilweise auch König Uther Pendragon (Vater von Artus und Morgane) zu egoistischen, machtgierigen und brutalen Subjekten gemacht, die christlichen zu edlen Wohltätern der Menschheit, deren grausame Massaker einem höheren Ziel dienen. Merlin und Artus (engl. Arthur) hingegen sind relativ differenziert gezeichnet.
Lichtgestalten sind Kampfsäue
Die Ritter der Tafelrunde sind in im Film gemäss der christlichen Propaganda Lichtgestalten im Kampf für Ritterlichkeit und Moral, allen voran Lancelot. Dabei sieht es eher so aus, dass sie die Anführer von schlagkräftigen Elitetruppen waren, die überall dort auf den britischen Inseln einfuhren, wo die weltanschaulichen, strategischen und wirtschaftlichen Interessen des Königshauses und ihrer Verbündeten verletzt oder in Frage gestellt wurden.
Machtkampf statt Integration
In der keltischen Tradition waren die Königin oder der König mehr spirituelle als weltliche Figuren, die gute Vibrationen im Allgemeininteresse machten und gleichberechtigter zusammenlebten als die Besatzer. Die christlich-römischen Kolonialherren setzten vor ihrem Abrücken aus Britannien Artus nach römischem Vorbild als christlichen (männlichen) König in einem weltlichen Reich ein, das auf die Schlagkraft und Repression seiner Truppen baute und Partikularinteressen von Eliten durchsetzte.
Verdrängung der Frau aus der Öffentlichkeit
Artus’ Schwester Morgane war eine geachtete Priesterin, Heilerin und die legitime Thronfolgerin. Sie repräsentierte die auf Ausgleich der Kräfte und der Geschlechter bedachte Naturreligion und exponierte sich als Frau im erstarkenden Patriarchat in religiösen und weltlichen Fragen anstatt sich auf Keuschheit und häusliche Aufgaben zurückzuziehen. So wird sie in der christlichen Perspektive zur fürchterlichen Hexe mit dem krankhaften Ehrgeiz, ihren Sohn Mordred anstelle von Artus auf den Thron zu putschen. Er war der Sohn ihres Bruders Artus. Dieser Inzest war in den Augen der Christen eine grosse Sünde und Schande (nur für die Frau!), die gerade recht kam, um Artus als christlichen König zu installieren und Morgane und ihrem Sohn den Platz zu verweigern.
Inzest und Initiation
Inzestuöse Verbindungen aber waren im alten Armorica laut dem Mythenforscher Jacques Brosse nicht dämonisiert, sie kamen vor, meist in derselben Generation, und waren weder Frevel noch Sünde noch patriarchale Ausbeutung, sondern ganzheitlich institutionalisiert und ritualisiert zur sexuellen Initiation und für andere spirituelle Zwecke. Diese Unterscheidung ist nicht neu, aber für viele ungewohnt; eine gut ausbalancierte und übersichtliche Gesellschaft können sich die meisten Angehörigen der heutigen patriarchalen Gesellschaft mit ihren versteckten und geschönten Machtmechanismen und Exzessen schlecht vorstellen.
Mehr über vorchristliche Spiritualität in Europa:
Jacques Brosse: Mythologie der Bäume, Patmos Verlag, 308 S.
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16. Februar 2009
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