Auch Mikronährstoffe helfen bei Burnout

150 Ärztinnen und Ärzte aus fünf Ländern diskutieren am 2. Ärztekongress für Mikronährstoffe in Brunnen über neue Erkenntnisse und Lösungen rund um das Burnout- Syndrom. Fazit: Neben einer Umstellung der Lebensgewohnheiten können Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente eine Verbesserung bringen.


Besprochen wurden umfassende ganzheitliche Präventions- und Therapiemassnahmen. Dazu gehören nebst den klassischen schulmedizinischen Medikamenten insbesondere auch Verhaltensänderungen, Zeit- und Stressmanagement, körperliche Aktivität, gesunde Ernährung und der gezielte Einsatz von lebensnotwendigen Mikronährstoffen, also von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Amino- und Fettsäuren. Der begleitende therapeutische Einsatz von Mikronährstoffen hat sich in den letzten Jahrzehnten in seriösen klinischen Studien bei den meisten alltäglichen Erkrankungen als äusserst erfolgreich und wirksam erwiesen. Auch bei psychiatrischen Krankheitsbildern wie Depressionen, Verhaltensstörungen oder dem Burnout- Syndrom. Dies ist darum besonders bemerkenswert, da sich gerade bei diesen Krankheitsbildern die klassische Schulmedizin mit Erfolgen oft recht schwer tut.


Das Burnout-Syndrom – einfach nur leere Batterien?

Als Burnout-Syndrom bezeichnet man ein komplexes, noch nicht offiziell medizinisch anerkanntes Krankheitsbild, das – akzentuiert durch den gesellschaftlichen Umbruch – rasch zunimmt und immer mehr Führungs- und Leistungsträger, aber auch aus dem Arbeitsprozess ausgeschiedene Menschen zwischen 45 und 60 Jahren erfasst.

Das Burnout-Syndrom kann für die Gesellschaft, die Wirtschaft, das Gesundheitssystem, vor allem aber für die betroffenen Menschen verheerende Folgen haben. Lange Zeit versuchen Betroffene, die berufliche Überforderung durch Zugeständnisse im privaten Bereich auszugleichen – ohne zu realisieren, dass sie sich dem psychischen und körperlichen Zusammenbruch immer mehr nähern.


Welches sind die Behandlungsansätze – und was kann vorbeugend getan werden?

Die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass interdisziplinäre, ganzheitliche Behandlungsstrategien, die das gesamte Umfeld sowie auch den Stoffwechsel des Patienten mit einbeziehen, beachtliche Therapieerfolge ergeben. Über diese neuen Behandlungsansätze – aber auch über mögliche Vorbeuge- und Früherkennungsstrategien wurde in Brunnen ausführlich gesprochen.

Prof. Dr. med. Volker Faust vom Psychiatriezentrum Weissenau der Universität Ulm zeigte, wie das «Auspowern» bereits in einem frühen Stadium erkannt und verhindert werden kann. Ein wichtiger Punkt ist dabei, dass man das Problem bei sich und auch bei anderen rechtzeitig erkennt und anerkennt. Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Veränderung. «Nein» zu sagen und etwas weniger perfekt zu sein, muss wieder gelernt werden. Es soll überlegt werden, was für einen selbst Begriffe wie «Ziele», «Glück» und «Zufriedenheit» bedeuten. Eine gesunde Lebensführung muss nicht nur in der Vorstellung, sondern auch im täglichen Leben umgesetzt werden. Dazu gehören ausreichend Schlaf, eine Essensweise, wo Gemüse, Früchte, sowie eine von der Industrie möglichst wenig veränderte Nahrung eine wichtige Rolle spielen.

Burnout heilt nicht von allein
Sich Zeitinseln zu verschaffen und wieder «leben lernen» ist von allergrösster Bedeutung. Entspannungstechniken erlernen, Hobbys praktizieren, im privaten Umfeld Kontakte pflegen, soziales Engagement sind ganz wichtige Bausteine, um aus dem Teufelskreis herauszufinden, erklärte auch Dr. med. Barbara Hochstrasser, Chefärztin der Privatklinik Meiringen. Auch regelmässige, körperliche Aktivität – täglich etwa 30 Minuten, dem körperlichen Fitnesszustand angepasst, hat sich als hilfreich erwiesen. Dabei sollte sowohl dem Ausdauer- wie auch dem Krafttraining Beachtung geschenkt werden. Der Patient muss aber auch ein neues Stressmanagement erlernen. Zusammen mit dem betreuenden Arzt muss der Umgang mit den Gefühlen, mit Lebenswerten und Lebenszielen neu definiert werden. Der Patient muss sich bewusst werden, dass Burnout nicht von alleine heilt, sondern dass er selbst zum oft langen Heilungsprozess einen ganz wesentlichen Teil beitragen muss. Auch der Arbeitgeber sollte bei der Rehabilitation miteinbezogen werden.

Stress-Reaktionen sind auch biochemisch erkennbar

Dr. med. Alexander Römmler, Arzt im Hormonzentrum München, zeigte auf, dass bei Burnout-Patienten in den verschiedenen Stress-Stadien typische Veränderungen von Cortison, den Nervenüberträgersubstanzen Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin, von gewissen Sexualhormonen (Testosteron, DHEA, Gelbkörperhormon usw.) sowie auch von Melatonin im Blut gemessen werden können. Dr. Römmler empfiehlt, die herunterregulierten Hormone in einer physiologischen Form zuzuführen. Daneben sollen auch insbesondere antioxidativ wirksame Nährstoffe empfohlen werden. Weiter können im Einzelfall auch gezielt Beta-Blocker, Serotonin / Melatonin (bei Depressionen bzw. Schlafstörungen) oder Abkömmlinge der Aminosäure Tryptophan eingesetzt werden.


Mikronährstoffe als neue, physiologische Strategie beim Burnout-Syndrom sinnvoll

Die begleitende Einnahme von lebensnotwendigen Mikronährstoffen, also Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Amino- und Fettsäuren haben sich gemäss Uwe Gröber, einem der führenden Mikronährstoff-Experten Deutschlands, als äusserst sinnvoll erwiesen. Eine nicht ausreichende Versorgung des Körpers mit Mikronährstoffen kann sich in vielfältigen psychischen Symptomen (Depressionen, Verhaltensstörungen, Burnout-Syndrom usw.) äussern. Eine konsequente und möglichst gezielte Optimierung der Mikronährstoff-Versorgung trägt dazu bei, die individuelle körperliche und psychische Leistungsfähigkeit, deutlich zu verbessern, und den Teufelskreis von Schwäche und Demotivation beim Burnout-Syndrom zu durchbrechen. Ideal ist es dabei, die Art und Menge der vom einzelnen Patienten benötigten Mikronährstoffe mittels spezieller Laboranalysen (z.B. Mineralstoff-, Spurenelement-, Vitamin-Analysen) zu bestimmen. Die entsprechenden Mikronährstoffe werden dann individuell zusammengestellt und verabreicht. Die folgenden Mikronährstoffe kommen dabei häufig zum Einsatz:

• Coenzym Q10
• L-Carnitin
• Vitamin C, E, Vitamin-B-Komplex

• Magnesium, Zink, Selen, Eisen
• Omega-3-Fettsäuren (z.B. als Fischöl-Kapseln)
• Aminosäuren
• alpha-Liponsäure

Zu Beginn der Therapie kann der Arzt parallel zur Einnahme dieser lebensnotwendigen, körperfreundlichen Nährstoffe die Verabreichung gewisser Mikronährstoffe mittels Infusion veranlassen. Damit kann eine Beschleunigung und Verstärkung des Therapieeffektes erzielt werden.

Hugo Schurgast, Rapperswil