Am Bericht aus Brüssel Nr. 1/2025 zum Stand der Beratungen zur Einführung des digitalen Euro ist auffällig, dass an keiner Stelle ein (Haupt-)Ziel der Einführung eines digitalen Euro genannt wird. Dem Bericht zufolge hat sich wenig getan, seit die EU-Kommission im Juni 2023 ihren Verordnungsvorschlag zum digitalen Euro vorgelegt hat, schreibt Norbert Häring auf seinem Blog Geld und mehr. Und auch in nächster Zeit seien keine bedeutenden Änderungen zu erwarten. Anscheinend würden die Beratungen zum digitalen Euro in der EU sogar ganz von vorn beginnen.
Vom Treffen der Finanzminister der Euro-Länder (Euro-Gruppe) heisst es, dass es «grundlegende Differenzen» zwischen den Mitgliedstaaten gebe. Zur Frage, welche Kompetenzen die EZB haben solle, gebe es ebenfalls keine Einigkeit. Auch bei der Obergrenze für das Halten von digitalem Euro gebe es Uneinigkeit. Der Schutz der finanziellen Privatsphäre sei ein weiterer Streitpunkt. Sogar in der Frage, wer über die Einführung des digitalen Euro entscheiden darf, streiten sich EZB und Regierungen. Die EZB meine, sie könne das allein entscheiden. Die Regierungen dagegen, die EZB brauche ihre Zustimmung.
Dazu komme, dass die neue US-Regierung eigene Pläne zur digitalen Währung in Europa habe. Ausserdem sei das Verhältnis des digitalen Euro zum Euro-Bargeld ungeklärt. Könnte der digitale Euro – absichtlich oder unabsichtlich – die Verdrängung und letzlich Abschaffung des Bargelds beschleunigen oder erst ermöglichen? Die Bevölkerung sei auf alle Fälle skeptisch gegenüber dem digitalen Euro, so Norbert Häring. Die Digitalwährungen ermöglichen seiner Meinung nach eine radikale Digitalisierung und Automatisierung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Der Bürger werde darin immer mehr zum Rädchen einer automatisch ablaufenden Maschinerie, das jederzeit umfassend automatisiert überwacht und gesteuert werden kann.
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