Der Drohnenangriff auf den Kreml eskaliert den Konflikt zwischen dem kollektiven Westen und Russland
Die russische Führung geht davon aus, dass der Angriff von Washington befohlen oder gutgeheissen wurde. Genauso wie die USA einen Drohnenangriff auf das Weisse Haus hart beantworten würden, wird auch Russland Vergeltung üben.
In den frühen Morgenstunden des 3.5. Moskauer Zeit wurden zwei ukrainische Drohnen, die sich der Residenz von Wladimir Putin im Kreml näherten, vor Ort neutralisiert, bevor sie größeren Schaden anrichten konnten.
Der Stellvertreterkrieg der NATO gegen Rußland damit eine neue Stufe erreicht. Die Russen machten sofort in der ersten Erklärung die ukrainischen Behörden für den «Terroranschlag und Mordversuch am russischen Präsidenten» verantwortlich. Aber wie Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am 4.5. erklärte: «Solche Entscheidungen - Wahl der Ziele, Wahl der Mittel usw. - werden Kiew aus Washington diktiert.»
US-Vertreter versicherten eilig, die Biden- Administration sei in keiner Weise an dem Angriff beteiligt, und der harte Kern der «Kriegspartei» behauptete, Putin habe ihn selbst inszeniert. Peskow verwarf alle derartigen Dementis ukrainischer und amerikanischer Beamter als «lächerlich». Der Kreml machte deutlich, daß Rußland zu gegebener Zeit entsprechend reagieren wird, jedoch nicht vor den Feierlichkeiten zum Sieg über den Nationalsozialismus am 9.5.
Amerikanern, die Moskau vor einer «Überreaktion» warnen wollen, stellte der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow, eine berechtigte Frage:
«Wie würden die Amerikaner reagieren, wenn eine Drohne das Weiße Haus, das Kapitol oder das Pentagon treffen würde? Die Antwort liegt für jeden Politiker wie auch für den Durchschnittsbürger auf der Hand: Die Strafe ist hart und unvermeidlich. Rußland wird auf diesen unverschämten und anmaßenden terroristischen Angriff reagieren.»
Auch der Ex-CIA-Mann Larry Johnson und Scott Ritter von den Geheimdienstveteranen für Vernunft (VIPS) zogen bei verschiedenen Gelegenheiten den Vergleich zu Angriffen auf das Weiße Haus. Dennoch werde Präsident Putin «kühl und gelassen» bleiben und nicht wild losschlagen, so Johnson.
Mögliche Vergeltungsmaßnahmen Moskaus könnten nach Ansicht verschiedener Quellen eine Eskalation der Militäroffensive, Zufügen noch höherer personeller Verluste und Angriffe auf den Präsidentenpalast und das Verteidigungsministerium in Kiew sein.
Große Sorge bereitet dem Westen die Frage, wie Peking reagieren wird. Einen Einblick in die Antwort gibt ein Kommentar in der halbamtlichen Global Times vom 4.5.,
«Drohnenangriff überschreitet stillschweigend die rote Linie zwischen Rußland und der Ukraine, was die Spannungen weiter verschärft». Die Schlußfolgerung darin lautet: «Moskau hat in der Tat eine ‹Überraschung› erlebt und wird sicherlich darauf reagieren. Die russische Einstufung dieser Aktionen als geplanter Terroranschlag wird den Charakter des gesamten militärischen Konflikts erheblich verändern und unweigerlich zu mehr Spannungen auf dem Schlachtfeld führen.»
Der russische stellv. Außenminister Rjabkow warnte in einem Fernsehinterview am 5.5.:
«Wir arbeiten daran, ein Abgleiten unserer Beziehungen zu den USA in den Abgrund eines offenen bewaffneten Konflikts zu verhindern. Wir stehen bereits am Rande dieses Abgrunds.»
Dies ist in der Tat der Knackpunkt der Angelegenheit.
Die Welt wurde an den Rand eines thermonuklearen Krieges gebracht, dennoch eskalieren die westlichen Regierungen weiter die Kriegsanstrengungen und hindern die Ukraine daran, eine Einigung zu suchen. Und während ihr Imperium zerfällt, erkennen sie nicht, daß sie ihren Kurs ändern müssen... und zwar schnell.
Der Text stammt mit Zustimmung des Verlags aus dem (kostenpflichtigen) Newsletter des Schiller-Instituts.
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