Der massive Fall der Märkte bedroht die «Alles-Blase»

Der stark fremdfinanzierte US-Aktienmarkt schmilzt immer weiter dahin.

Der Fall der Börse ähnelt sehr dem von 2007, als sie Woche für Woche und Monat für Monat abrutschte, bis sie im Zuge der Lehman-Pleite abrupt zusammenbrach. Gerade hat der Dow Jones die siebte Woche in Folge mit Verlusten bei der Eröffnung wie auch bei Börsenschluß abgeschlossen. Das Wall Street Journal räumte am 14.5. ein, daß die Aktien trotz des steilen Falls immer noch überbewertet sind.

Parallel dazu stecken der US-Immobilienmarkt und die hypothekenbesicherten Wertpapiere in einer schweren Krise. Jeremy Grantham, der britische Fondsmanager und Oligarch, der damals das Platzen der Finanzblase voraussagte, ist der Ansicht, daß die Immobilienblase nun reif zum Platzen ist.

Das System könnte einen Zusammenbruch des US-Aktienmarktes überstehen, nicht aber einen Zusammenbruch des Immobilienmarktes. Grantham verweist darauf, daß die Zinsen für 30jährige Hypothekenkredite letzte Woche auf 5,27% gestiegen sind und weiter steigen werden, wenn die Fed die Zinsen anhebt.

Die US-Realwirtschaft schrumpft, und das gefährdet nicht nur einen konkreten Finanzmarkt, sondern die gesamte «Alles-Blase» auf der Welt. Dies spiegelt sich in der sinkenden Höhe der Margin-Schulden wider. Solche Schulden entstehen, wenn ein Anleger, der Aktien besitzt, einen Teil davon als Sicherheit verpfändet, um von einem Makler oder Finanzinstitut einen Kredit zu erhalten, mit dem er noch mehr Aktien kaufen kann.

Die als Sicherheit verpfändeten Aktien müssen einen bestimmten Wert behalten; andernfalls erhält der Anleger von seinem Makler eine Nachschußforderung, d.h. er muß mehr Aktien als Sicherheit für den Kredit hinterlegen. Die Margin-Schulden der US-Investoren erreichten im Oktober letzten Jahres mit 936 Mrd. $ einen Höchststand und trieb den Aktienmarkt in die Höhe. Seitdem sind sie jedoch um 163 Mrd. $ bzw. 17% auf 733 Mrd. $ gesunken, da die Makler mehr Sicherheiten verlangen oder Kredite kündigen. Das beschleunigt den Ausverkauf der Aktien. Seit im Oktober der Rückgang der Margin-Schulden begann, ist der stark fremdfinanzierte NASDAQ-Index der «Technologieaktien» um 27% gefallen.

Dutzende hochverschuldete Unternehmen haben bereits 70-95% ihres Wertes verloren, wie der Analyst Wolf Richter in einer Kolumne vom 13.5. – «Massive Fremdfinanzierung des Aktienmarkts wird mit einem Aderlaß abgewickelt» – berichtet.
Hier einige Beispiele für den Rückgang von ihren Höchstständen bis zum 13.5.:

  • Carvana, der am schnellsten wachsende Online-Autoverkäufer in den USA: -90%;
  • Zoom, eines der weltweit größten Unternehmen für Online-Telekonferenzen: -79%;
  • Coinbase, Betreiber einer der größten Plattformen für Handel mit Kryptowährungen: -83%;
  • Lyft, der zweitgrößte Fahrdienstvermittler in Amerika nach Uber: -77%;
  • Redfin, einer der größten Immobilienmakler Amerikas: -88 %.

Diese Liste ließe sich fortsetzen. Das Umfeld ist also reif für eine Häufung von Pleiten.

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Der Text stammt aus dem (kostenpflichtigen) Newsletter des Schiller-Instituts.