Deutschland hat Japan als größten Gläubigerstaat der Welt überholt – ein Triumph mit Schattenseite
Während Milliarden ins Ausland fließen, bröckelt die Heimat, schreiben die Deutschen Wirtschaftsnachrichten

(auszugsweise)
Laut neuen Zahlen des japanischen Finanzministeriums stiegen Japans Nettoauslandsvermögen im vergangenen Jahr auf umgerechnet rund 3,35 Billionen Euro. Wesentliche Faktoren sind eine schwache Landeswährung Yen sowie eine anhaltend hohe Nachfrage japanischer Unternehmen nach Übernahmen im Ausland.

Trotz dieses Zuwachses hat Japan die Spitzenposition als weltweit größter Kreditgeber eingebüßt – erstmals seit 34 Jahren. Deutschland führt nun das globale Ranking an. Auf Platz drei folgt China.

Der Wechsel an der Spitze ist ein ökonomischer Meilenstein mit weitreichender Symbolkraft und wirtschaftspolitischer Relevanz. Das Ranking basiert auf den Nettoauslandsvermögen eines Landes, also dem Saldo aus Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland.

Dass Deutschland nun an der Spitze steht, ist Ausdruck seiner anhaltend hohen Exportüberschüsse, seiner internationalen Investitionen sowie der kontinuierlichen Kapitalbildung im Inland.

Deutsche Unternehmen, Banken und institutionelle Investoren sind international stark engagiert und verfügen über umfangreiche Forderungen gegenüber anderen Staaten, Konzernen und Finanzinstituten.

Andererseits zeigt die Verschiebung auch, dass in Deutschland selbst zu wenig investiert wird. Während das Kapital ins Ausland abfließt, bleiben im Inland große Investitionslücken – etwa in Infrastruktur, Digitalisierung, Energiewende und Bildung.

Die Rekordhöhe der Nettoauslandsvermögen ist daher auch ein Indiz für strukturelle Schwächen im deutschen Wirtschaftsmodell.

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