Über den journalistischen Blackout bezüglich der Klimakonferenz

«Grüner wird’s nicht» (Taz), «Für die Menschheit» (SZ), das «Wunder
von Paris» oder »Historischer Weltklimavertrag» (Spiegel Online)
lauten die Schlagzeilen nach dem Klimadeal in Paris. Wir sahen in der
Tagesschau einen mit den Tränen kämpfenden Laurent Fabius, französischer
Außenminister und COP-21-Präsident, eine innerlich bewegte deutsche
Umweltministerin oder einen jubelnden Klimavorkämpfer wie Al Gore. Der
Produzent des Dokumentarfilms «Eine unangenehme Wahrheit» klatschte
ergriffen in der ersten Reihe dem Abkommen zu, perfekt inszeniert für die
Fernsehkameras. Der Saal der Delegierten aus fast 200 Staaten schien in
einen kollektiven Taumel zu verfallen und mit ihm die komplette
Medienöffentlichkeit, die den «historischen Moment» dann jedoch schnell ad
acta legte und aus den Nachrichten verdrängte. Der Polit-Zirkus hat
geliefert, die Presse kann sich anderen Dingen zuwenden.

Dass die Mächtigen in Paris eine PR-Show inszenieren, war erwartbar. Der
journalistische Blackout und die Schamlosigkeit der medialen Propaganda um den UN-Klimagipfel ist jedoch selbst für einen langjährigen Medienbeobachter ein Schock. Wäre es nicht zu pathetisch, würde ich mich beim Publikum für meine Zunft entschuldigen. Betrug ist ein hartes Wort, aber so ist es nun einmal. Während die Presse munter die Ergebnisse der Erwärmungsszenarien des Paris-Deals manipulieren und den Phantasiewelten vom zukünftigen "Umsteuern" der selbsterklärten «Klimaretter» folgen, wollen auch einige Umweltverbände mit butterweichen Statements die Show nicht weiter stören. Willkommen in der Klimagipfel-Truman-Show.

Man kann die Augen vor der Realität verschließen, aber dadurch verschwindet sie nicht. Die sogenannten «Intended Nationally Determined Contributions»  (INDCs), also die unverbindlichen Absichtserklärungen der Länder über ihre Emissionsreduktionen beim Pariser Klimagipfel, werden, unter der
Voraussetzung, dass alle erreicht werden, den Planeten um 3 bis 4 Grad
erwärmen. Das ist der Durchschnitt einer Reihe von klimawissenschaftlichen
Berechnungen zu den INDCs. «Die versprochenen Emissionsreduktionen der
Länder sind vollkommen unzureichend», sagt Corinne Le Quere von der
University of East Anglia, die die globalen Emissionen berechnet. Da hilft
auch kein Nachbessern später, wie es im Paris-Abkommen vorgesehen ist - ein
«Mechanismus», der mit glänzenden Augen von der Presse goutiert wurde. «Es
ist zu spät, wenn wir bis 2020 warten», so Klimawissenschaftler Kevin
Anderson, Co-Direktor des renommierten «Tyndall Centre for Climate Change
Research» in Großbritannien. «Wir haben nur noch ein sehr kleines
Zeitfenster.»

Die unangenehme Wahrheit des britischen Klimawissenschaftlers ist: EU, USA, Japan, Kanada, Australien und Co. müssten bis spätestens 2035 komplett dekarbonisiert sein, also keine Treibhausgase mehr ausstoßen, um die
Erwärmung auf 2 Grad zu beschränken. Es bräuchte einer «wahrhaften
Weltrevolution», so Piers Forster der «University of Leeds». «Selbst der
internationale Flugverkehr und die Schifffahrt, die nicht in den Bericht
aufgenommen wurden, müssten in den nächsten Jahren angegangen werden.»

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www.kontext-tv.de/node/502