Vor 27 Jahren fuhr der Österreicher Heini Staudinger per Autostopp nach Dänemark, um dort zu fragen, ob er nicht «Earth Shoes» in Österreich verkaufen dürfe. Sein Trampergepäck versteckte er im Park, um einen einigermassen geschäftsmässigen Eindruck zu machen. Nachdem die Hersteller Ja sagten, bestellte er viele Schuhe für Geld, das er nicht hatte und wurde Schuhhändler. Dann «schlitterte» er, wie er sagt, in die «Waldviertler Schuhwerkstatt», die er als einzige Schuhfabrik in der ehemaligen Branchenhochburg Niederösterreich am Leben erhalten konnte. Möbel kamen dazu, die Ladenkette «GEA» entstand mit 22 Geschäften in Österreich, Deutschland, Luxemburg und der Schweiz.

Staudinger hielt Werbung immer für «Blödsinn», erkannte aber immerhin, dass auch er ohne nicht auskommt. So entstand «brennstoff», ein vierteljährlich erscheinendes Magazin, das in einer Auflage von 60 000 in den Läden aufliegt und an Abonnenten verschickt wird. So viel intelligente Konsum- und Wirtschaftskritik gibt es nicht einmal im Zeitpunkt zu lesen. In der Ausgabe mit dem Schwerpunktthema «Die Macht der Bedürfnisse» lesen wir von der Friedensforscherin Marianne Gronemeyer (die Staudinger auf seinem Trip nach Dänemark in ihrem Institut für Friedensforschung der Universität Bochum besucht hatte): «Alle müssen bedürftig werden. Warum das? Nur wer bedürftig ist, ist beherrschbar. Moderne Macht, Machtgebaren, das auf der Höhe der Zeit ist, ist nicht tyrannisch oder diktatorisch. Moderne Macht ist elegant, von souveräner Unauffälligkeit. Sie wandert in die Bedürfnisse ein, sodass die Unterworfenen wollen, was sie sollen, ihre Unterworfenheit leugnend, befangen im Freiheitswahn.» Wer den ganzen anregenden Text lesen will, bestelle sich den «brennstoff» oder suche unter www.gea-brennstoff.at.
 
Mit einem solchen Heft, auch wenn es so sorgfältig redigiert und gepflegt gestaltet daherkommt wie der «brennstoff», lassen sich leider nicht genügend Produkte verkaufen, um die Löhne einer ganzen Firmengruppe zu bezahlen, selbst wenn die Produkte viele Auszeichnungen erhalten. Dazu gibt es den fast ebenso anmächeligen Katalog, der allerdings nur in Österreich verschickt wird. Dafür kann man ihn sich als pdf herunterladen und sich an den originellen Möbeln, schönen Bildern und zeitlosen Zitaten ergötzen. Und sich daran freuen, dass es noch Unternehmer gibt, die verstanden haben, dass der einzige Zweck der Wirtschaft darin besteht, dem Leben zu dienen.                                                   cp


Kontakt: GEA, lange Gasse 24, 1080 Wien, Tel. 0043 1 408 36 26. www.gea.at
GEA Zürich, St. Peterhofstatt 11, 8001 Zürich, Tel. 044/211 45 58