Ein Spiel ums grosse Ganze

«Mensch ärgere dich nicht», der Klassiker unter den Brettspielen, ist nicht ohne: Es überzeugt durch einfachste Regeln und lässt sich auch noch im betrunkenen Zustand spielen. Was es nicht kann: Lösungen für globale wie auch individuelle Anliegen zeigen und so den Weg für eine neue Zukunft bereiten. Kein geringeres Spielziel als dieses verfolgt dagegen das «Planetary Game» der Findhorn Foundation, das aus dem «Transformation Game», dem «Spiel der Wandlungen», entstanden ist. Und dieses bezeichnet die spirituelle Gemeinschaft in Schottland als den kreativsten Impuls, der je von ihr kam und die Welt eroberte. Nun ist der Weltraum dran.

Das Transformation Game wurde vor 40 Jahren vom Workshop zum Brettspiel entwickelt. Wer sich aufrichtig darauf einlässt, gewinnt hier immer: nämlich an Erkenntnis über das eigene Sein und Tun. Das Spiel will abbilden, wie man sich in Findhorn dem Leben nähert, mit Rückschlägen, Blockaden und Erfahrungen umgeht – und wie man sich dabei von «Engeln» (in der Spielvariante für Geschäftsleute sind es «Mentoren», im Grunde menschliche Tugenden) helfen lassen kann. Maximal vier Spieler sind hier, für einen Abend, drei Tage oder eine ganze Woche, unter Anleitung eines Spielleiters mit Selbstreflektion auf physischer, emotionaler, mentaler und spiritueller Ebene beschäftigt. Nach Spielende darf dann darüber gestaunt werden, wie die gewonnenen Einblicke Bezug auf die individuelle Spielabsicht nehmen, die man eingangs formuliert hat.

Die aktuelle «Erweiterung» breitet den bewährten Ansatz auf kosmische Dimensionen aus. 60 bis 120 Spieler benennen ihre Spielabsicht, wählen eine Rolle (als Spieler, Einsicht, Rückschlag, Engel oder Zeuge) und eins von fünf Spielfeldern: Beziehung und Identität, Natur und Ökologie, Gemeinschaft und Systeme, feinstoffliche Welten, entstehende Zukunft. Ihre Bewegungen auf dem lebensgrossen Spielplan, der in Bereiche wie Interaktion, Wachstum und Durchbruch aufgeteilt ist, erfolgen dabei intuitiv – und teilweise in Kostümen, was noch mehr Spass macht. Das Besondere daran: In der gemeinsamen kreativen Arbeit gelingt es den Teilnehmern im Spielverlauf, die rein persönliche Ebene zu sprengen und so die kollektive Weisheit anzuzapfen. Persönliche und gemeinschaftliche Anliegen können auf diese Weise gelöst, geheilt oder in eine neue Richtung gelenkt werden. Die Spieler lernen voneinander; sie lernen auch, sich als Teil des Ganzen wahrzunehmen und in den Mitspielern wiederzuerkennen. Indem sie ihre individuellen Wege als Teil des «Grossen Ganzen» gehen, bringen sie sich selbst bewusst in die Gestaltung der kollektiven Zukunft mit ein.

So erfüllt dieses Spiel einen grösseren Anspruch, als die meisten Menschen an sich selbst stellen: Es fordert dazu auf, engagiert Verantwortung als schöpferische Angehörige einer Ganzheit zu übernehmen, die grösser ist als man selbst. Man kann hier nicht nur zum Kanal der aktuellen Zeitqualität, sondern auch zum Katalysator der Veränderung werden. Fast wie im richtigen Leben.

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Mehr zum Thema allein - zusammen finden Sie im Zeitpunkt 145 "allein - zusammen"
23. September 2016
von:

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Martina Pahr

Submitted by admin on So, 02/12/2017 - 12:56
Martina Pahr

Martina Pahr ist Magister der Literaturwissenschaft, verausgabte Fernsehredakteurin, ehemalige Reiseleiterin und leidenschaftliche Schrebergärtnerin. Nebenher veranstaltet sie diverse Lesebühnen in München (wo sich kaum jemand etwas unter diesem Begriff vorstellen kann - im Grunde «Poetry Slam» ohne Wettbewerb.) Im Sommer schreibt sie gern in Schottland, im Winter in Asien und zwischendrin im Garten - wo sie sich überlegt, warum sie nichts Anständiges gelernt hat. 

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