Ex-US-General rät der Schweiz zur Kriegsvorbereitung
Der Abzug der US-Truppen aus Europa ist nach Ansicht des ehemaligen US-Generals Ben Hodges nur eine Frage der Zeit. Dann stehe Europa allein Russland gegenüber.

Jede Woche bringt der Sonntagsblick ein Interview mit einer Koryphäe, die der Schweiz die Aufgabe der Neutralität oder die Vorbereitung auf einen grossen Krieg empfiehlt.

Am vergangenen Sonntag war der ehemalige Dreisterne-General Ben Hodges an der Reihe. Er befehligte die US-Truppen in Europa und trat im Herbst 2022 mit einer katastrophalen Fehleinschätzung zum Krieg in der Ukraine an die Öffentlichkeit. Er prophezeite die Niederlage der Ukraine und der Zerfall Russlands.

Aber der Sonntagsblick schätzt offenbar seine Analyse und erlaubt ihm, der Schweiz die Vorbereitung auf einen grossen Krieg zu empfehlen.

Ein paar Aussagen aus dem Interview:


Jeder Krieg ist zu Beginn unwahrscheinlich. Vor drei Jahren glaubte niemand an einen Grossangriff Russlands auf die Ukraine. Auch die Schweiz sollte sich vorbereiten.

Ich denke, Russland respektiert die Schweizer Neutralität nicht. Das muss nicht gleich heissen, dass russische Panzer dereinst in die Schweiz rollen. Aber wir sehen zum Beispiel, wie Russland im Schwarzen Meer und in der Nordsee den Freihandel stört – also einen hybriden Krieg führt. Die Schweiz ist dagegen nicht immun.

Seine Empfehlung an die Schweizer Armee.


Erstens: Lernt, wie man breitflächig Drohnen einsetzt und abwehrt. Zweitens: Investiert massiv in die Luftabwehr. Russland nutzt eine enorme Zahl an Artillerie, Gleitbomben und Raketen, um die gegnerische Infrastruktur zu zermürben. Und drittens: Trainiert in gross angelegten Manövern. Die Zeit der kleinen, gezielten Einsätze ist vorbei. Wir müssen wie im Kalten Krieg wieder lernen, wie sich eine hochgerüstete russische Armee bekämpfen lässt. 


Ich denke, Trump möchte den Krieg wirklich beenden. Doch er übt nur Druck auf die Ukraine aus. Was das genau für eine Strategie sein soll, erschliesst sich mir nicht.


Sanktionen allein genügen nicht. Es braucht militärischen Druck, damit Putins Truppen die Waffen niederlegen. Nur wenn der Kremlherrscher denkt, dass er seine Ziele in der Ukraine nicht mehr erreichen kann, wird er den Vernichtungskrieg stoppen – sonst macht Putin weiter, bis er die Ukraine unterworfen hat. 


Vieles hängt derzeit von Trump ab. Wird er ernsthaft Druck auf Russland ausüben? Wenn ja, dann kann es schnell gehen. Doch wir befinden uns immer noch in der ersten Phase. All diese Gespräche in Riad, im Oval Office, in Moskau, Brüssel, Paris, London – das ist nichts als Vorbereitung auf einen allfälligen Waffenstillstand. Ein ernsthafter Frieden steht noch gar nicht zur Debatte.