Filmtipp: «Freigestellt» von Arbeitszwang

Der neue Film von Claus Strigel («Der Schein trügt») wird im Herbst in den Kinos und auf DVD zu sehen sein. Hier schon mal ein Teaser:

In den Ruinen einer stillgelegten Fabrik vergnügen sich Menschen auf einem bunten Jahrmarkt. Wir könnten längst im Paradies leben, scheinen diese Bilder zu sagen: in einer Post-Arbeitszwang-Gesellschaft. Ein anderer Kurzfilm zeigt, wie uns Maschinen die Arbeit abnehmen: z.B. beim Brotbacken. Trotzdem quält der Staat die Arbeitslosen (die es geben muss) mit Hartz IV-Schikanen und Bewerbungstrainings: «Haben Sie sich mal überlegt, was Ihre Situation mit Ihnen zu tun hat?» Regisseur Claus Strigel, der mit «Der Schein trügt» einen klugen Beitrag über das Geldsystem vorlegte, nimmt sich in seinem neuen Werk der schönen neuen Arbeitswelt an. Dabei drängt uns Strigel keine Ideologie auf. Er montiert Szenen, die vom Zuschauer selbst gedeutet und in einen Zusammenhang gebracht werden müssen. Arbeitslose berichten, wie sie «trotzdem» etwas aus ihrem Leben zu machen versuchen. Niedliche Kinder erzählen von ihren Berufswünschen (Botschaft: Von Natur aus will jeder Mensch arbeiten). Der dm-Gründer Götz Werner wirbt für ein Bedingungsloses Grundeinkommen. Höhepunkt des Films ist eine satirische Talkshow mit animierten Figuren: Guido Westerwelle und Ursula von der Leyen konferieren u.a. mit Karl Marx und Paul Lafargue («Recht auf Faulheit»). Die gelungene Tricktechnik macht «Freigestellt» geradezu zu einem «Avatar» des Dokumentarfilms. Ein Film zum Selberdenken, der bewegt und erheitert. Eine «einzig wahre Lösung» hat er nicht parat. Die müssen wir erst zusammen erarbeiten.



Infos: www.denkmal-film.com

30. Mai 2012
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