Frankreichs Atomtests im Südpazifik

Fast 200 Atomtests führte Frankreich zwischen 1966 und 1996 in Französisch-Polynesien durch. Dabei realisierte die ehemalige Kolonialmacht ihren ersten Atomwaffentest im Jahr 1960 in Algerien. Dessen 1962 erlangte Unabhängigkeit machte weiteren Planungen in der Sahara allerdings einen Strich durch die Rechnung. Frankreich suchte daraufhin nach einem neuen Testgebiet - und wurde in den Riffen im Südpazifik fündig.


Die Atomtests verursachten in der Folge Erdrutsche und einen Tsunami, 1974 kam es gar zu einem zweitägigen radioaktiven Regen. Während die französische Delegation bei grösseren Pannen jeweils abreisen konnte, blieb die lokale Bevölkerung den gravierenden Folgen ausgesetzt.


Erst im Jahr 2000 zog sich Frankreich endgültig vom Mururoa-Atoll und den weiteren Riffen zurück. Hinterlassen wurde Französisch-Polynesien und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern eine riesige Atommüllhalde sowie überdurchschnittlich viele Krebserkrankungen.


Die Atomtests seien auch heute noch immer ein Tabuthema, schreibt die «Association 193», welche die 193 Atomtests vor dem Vergessen bewahren will und von Frankreich eine juristische, medizinische und humanitäre Wiedergutmachung fordert. Laut Angaben des französisch-polynesischen Sozialversicherungsfonds erkrankten allein zwischen 1992 und 2015 insgesamt 7500 Menschen an einem strahleninduzierten Krebs. Zwar gibt es seit 2010 ein Entschädigungsgesetz, der Association 193 zufolge wurde dieses jedoch bisher nur auf ein Dutzend Betroffene angewendet.



Weitere Informationen: association193.org


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