Gedanken und Informationen zum heutigen Weltbodentag
Pestizide, Gülle und das giftige stickstoffhaltige Gas Ammoniak aus der übermässigen Produktion von tierischen Lebensmitteln zerstören unsere Böden – und damit unmittelbar unsere Ernährungssicherheit.
An der Medienkonferenz zur Volksinitiative «Für eine sichere Ernährung – durch Stärkung einer nachhaltigen inländischen Produktion, mehr pflanzliche Lebensmittel und sauberes Trinkwasser» hat der Bundesrat die niederschmetternde Bilanz der staatlichen Eingriffe in unser Ernährungssystem mit keinem Wort erwähnt. Die weitreichenden schädlichen Folgen der heutigen Agrarpolitik für unsere Ernährungssicherheit und Trinkwassersicherheit verschweigt er und lehnt unsere Initiative ohne Gegenvorschlag ab.
Gesunde Böden mit hoher Bodenfruchtbarkeit sorgen für hohe und stabile Ernten und sauberes Trinkwasser und sichern damit unsere Existenz und die Existenz unserer Bauernfamilien. Wie die Landwirtschaft die Böden bewirtschaftet, ob in Monokulturen oder mit nachhaltigen Anbausystemen wie Mischkulturen, Agroforstwirtschaft, regenerative Landwirtschaft ist entscheidend für die sichere Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und sauberem Trinkwasser. Nachhaltige Anbausysteme sind zudem resistenter gegen wachsende Produktionsunsicherheiten infolge von Klimaextremen wie Hitze und Wasserknappheit oder Starkregen.
Monokulturen sind von Pestiziden und Kunstdünger abhängig. Sie verringern die Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität immer mehr. Das wirkt sich negativ auf die Ernteerträge aus und gefährdet damit unsere Ernährungssicherheit.
Nachhaltige Anbausysteme hingegen produzieren mit einer hohen Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität über und im Boden. Sie sichern und steigern die Erträge mit einem natürlichen Pflanzenschutz und einer natürlichen Düngung und ersetzen so Pestizide und Düngemittel und sorgen für sauberes Trinkwasser.
Entscheidend für unsere Ernährungssicherheit ist zudem, welche Kulturen die Landwirtschaft auf unseren Ackerböden anpflanzt. Heute produziert die Landwirtschaft auf 60% von unseren Ackerflächen Futter für Nutztiere wie Mais, obschon sie mit dem Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln viel mehr Kalorien für die Menschen produzieren könnte. Dies ist auf die heutige Agrarpolitik zurückzuführen, die die Produktion von tierischen Lebensmitteln 5 mal mehr mit Steuergeldern fördert als pflanzliche.
Dieser Futteranbau steht in direkter Konkurrenz zur menschlichen Ernährung und ist die Hauptursache dafür, dass unsere Lebensmittelversorgung zur mehr als 50% vom Ausland abhängig ist. Wenn Importe wegfallen, ist die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln so nicht gewährleistet.
Davor warnt auch der Bauernverband:
Ein Krieg in einem wichtigen Exportland oder ein Jahr mit Wetterextremen reichen, damit die ausreichende Versorgung aller Menschen auf dieser Welt nicht mehr gewährleistet ist.
Doch damit nicht genug. Mit Importfutter wird die Produktion von tierischen Lebensmitteln zusätzlich angeheizt. 83 Millionen Nutztiere hat die Schweiz letztes Jahr geschlachtet, die zur Hälfte mit Futter aus dem Ausland ernährt werden.
Die Folgen sind verheerend: Die seit 16 Jahren in den Umweltzielen der Landwirtschaft festgelegten Höchstwerte für Dünger werden massiv überschritten. Riesige Güllemengen, das giftige stickstoffhaltige Gas Ammoniak und hohe Phosphoremissionen überdüngen flächendeckend die Schweiz und zerstören die Bodenfruchtbarkeit, die Biodiversität, die Gewässer, die Seen, das Trinkwasser und damit die Lebensgrundlagen der Landwirtschaft und unserer Gesellschaft.
Die Produktion von tierischen Lebensmitteln verursacht durch giftige Ammoniakemissionen mehr Luftschadstoffe als Verkehr, Industrie und Haushalte zusammen. Nach dem Baldegger-, Hallwiler-, Sempacher- und Greifensee muss dieses Jahr nur auch der Zugersee wegen zu viel Gülle auf die «Intensivstation» und künstlich beatmet werden. Und immer mehr Trinkwasserfassungen müssen wegen zu viel Nitrat und Pestizidrückständen geschlossen werden.
Die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz schreibt: «Um die Biodiversität, Waldfunktionen und Gewässerqualität zu erhalten, die menschliche Gesundheit zu schützen und den Klimawandel nicht weiter anzutreiben, müssen die Stickstoff- und Phosphorüberschüsse sowie -emissionen dringend deutlich reduziert werden». Dafür brauche es auch die Förderung pflanzlicher gegenüber tierischen Nahrungsmitteln sowohl beim Konsum als auch bei der Produktion.
Doch die Agrarpolitik sorgt für keine Anpassung der Produktion von tierischen Lebensmitteln. Im Gegenteil: In den letzten 16 Jahren wurde die Produktion von tierischen Lebensmitteln mit Importfutter weiter erhöht. Wurden 2008 noch eine Million Tonnen Futter importiert, sind es heute 1,3 Millionen Tonnen.
Heute zerstören wir unsere Ernährungssicherheit durch den Einsatz von Pestiziden, das Überschreiten der Höchstwerte für Dünger und durch die übermässige Produktion von tierischen Lebensmitteln.
Die Initiative «Für eine sichere Ernährung» verlangt daher vom Bund die Einhaltung der Höchstwerte für Dünger und dass er einen Netto-Selbstversorgungsgrad von mindestens 70% anstrebt. Dafür soll der Anbau von mehr pflanzlichen Lebensmitteln «aus der Region für die Region» auf unseren Ackerflächen gefördert werden statt Futtermittel. Ausserdem sollen die Produktionsgrundlagen der Landwirtschaft – Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität – sichergestellt werden.
Eine weitere Massnahme, die der Bund für die Erhöhung des Netto-Selbstversorgungsgrads berücksichtigen muss, ist die Reduktion von Lebensmittelabfällen. Man bedenke: Ein Drittel von unseren Lebensmitteln landet heute im Müll.
Mehr pflanzliche Lebensmittel selber anzubauen und zu verarbeiten, statt sie zu importieren, schafft Arbeitsplätze und Wertschöpfung vor Ort. Mit der Erhöhung des Selbstversorgungsgrads schafft die Initiative für die Bauernfamilien Produktionssicherheit und Rahmenbedingungen, unter denen sich die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln lohnt und die sie konkurrenzfähig zu Importen macht.
Die Agrarpolitik verhindert dies seit Jahrzehnten, indem sie mit unseren Steuergeldern die Produktion und den Konsum von tierischen Lebensmitteln 5 mal mehr fördert als pflanzliche: mit 2,3 Milliarden gegenüber 0,5 Milliarden Franken.
Das führt dazu, dass 64% der pflanzlichen Lebensmittel, die die Bevölkerung konsumiert, heute importiert werden müssen. Bei Pflanzenproteinen wie zum Beispiel Hülsenfrüchten und Nüssen sind es sogar 98%. Auch die pflanzlichen Rohstoffe für den Wachstumsmarkt von Fleisch- und Milchersatzprodukten werden fast ausnahmslos importiert.
Durch die Initiative wird keine Ernährungsform ausgeschlossen, doch zugunsten unserer Umwelt, unserer Ernährungssicherheit und des Tierwohls eine neue ausgewogene Balance zwischen der Produktion von tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln hergestellt.
Wie wichtig das ist, zeigt auch der hohe Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Es werden sogar Reserveantibiotika in der Nutztierhaltung eingesetzt, da herkömmliche Antibiotika nicht mehr wirken. Antibiotika also, die den Ärzten in der Humanmedizin als letztes Mittel gegen sonst tödliche Infektionen vorbehalten sind. Via Gülle gelangen dadurch lebensbedrohliche antibiotikaresistente Bakterien auf unsere Böden und so in unser Essen und in unser Trinkwasser.. Die Eidgenössische Fachkommission für biologische Sicherheit erklärte 2014 antibiotikaresistente Bakterien zur «grössten Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung in der Schweiz.»
Die Agrarpolitik 2030 (AP30+), mit der der Bundesrat laut Medienmitteilung unsere Anliegen angeblich aufgreifen will, ist kein Ersatz für unsere Initiative. Das zeigt sich schon daran, dass der Bundesrat der Presse und der Bevölkerung die niederschmetternde Bilanz der staatlichen Eingriffe in unser Ernährungssystem verschweigt und keine Verantwortung dafür übernimmt – trotz ihren weitreichenden schädlichen Folgen für unsere Ernährungssicherheit und unsere Trinkwassersicherheit und für die Produktionssicherheit der Bauernfamilien.
Die Initiative «Für eine sichere Ernährung» schafft eine Win-Win Situation für die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft, für die Bauernfamilien, die Umwelt, das Tierwohl, das Klima und bewirkt dadurch eine krisensichere Versorgung der Schweizer Bevölkerung mit Lebensmitteln und sauberem Trinkwasser.
Link zum Argumentarium und Initiativtext
Franziska Herren N 079 829 09 19
Initiative «Für eine sichere Ernährung»
Verein «Sauberes Wasser für alle»
Oeleweg 8, 4537 Wiedlisbach
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