Genug Nahrung, aber zu wenig Marktchancen für Kleinbauern

Welt-Landwirtschaftsbericht: Trendwende ist dringend nötig – und möglich!

"Wir können nicht weiter machen wie bisher!", so fasst der Schweizer Welternährungspreisträger Dr. Hans Rudolf Herren den ersten globalen Bericht zu Handen von Regierungen und Entscheidungsträgern zur Lage der Landwirtschaft zusammen. Dr. Herren präsidierte zusammen mit der Kenianerin Prof. Dr. Judi Wakhungu während 4 Jahren ein weltweites Netz von über 400 WissenschaftlerInnen, welche die Landwirtschaft und deren Auswirkungen, Chancen und Risiken evaluierten.

Der jetzt vorliegende Schlussbericht wurde von den Regierungen von rund 60 Ländern gut geheissen und enthält u.a. 22 Kernaussagen, welche für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft Empfehlungen formulieren, wie Nahrungsproduktion sowie Armuts- und Hungerbekämpfung auf eine nachhaltige Basis gestellt werden kann.

Der Welt-Landwirtschaftsbericht IAASTD hält fest, dass weltweit rund 2,6 Milliarden Menschen von der Landwirtschaft leben. Die grosse Mehrheit der Ärmsten und Hungernden leben in ländlichen Verhältnissen und sind grossteils von der Landwirtschaft abhängig. „Dass in der Vergangenheit immer weniger für die Kleinbauern in den Entwicklungsländern getan wurde, ist fatal“, so Dr. Herren, „wir müssen Ausbildung, Zugang zu Information, Kleinkrediten und Land für die Bauern fördern und auch Marktstrukturen schaffen, die diesen vielen Menschen eine Chance geben, sich und ihre Familien zu ernähren!“ Der IAASTD Bericht belegt, dass weltweit genug Nahrung produziert wird, um die Weltbevölkerung zu ernähren. Hauptprobleme sind laut Welt-Landwirtschaftsrat Verteilung und  


Nachhaltigkeit. Der Bericht hält fest, dass die zunehmende Chemisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft sowie die mangelnde Ausbildung und Forschung für nachhaltige Landbaumethoden dazu geführt haben, dass natürliche Ressourcen übernutzt wurden und heute viele Böden ausgelaugt sind „Wenn wir die Böden und die Anbaumethoden nicht verbessern, dann nützen die besten Samen und modernsten Technologien nichts,“ bringt es Dr. Hans Rudolf Herren auf den Punkt und fügt an dass eine Trendwende dringend nötig sei. „Die Landwirtschaft muss menschlicher und nachhaltiger werden, sagt der Schweizer Welternährungspreisträger „und wir haben gute Beispiele, gerade auch in Afrika, die zeigen, dass angepasste Technologien und angewandte Forschung zu Lösungen führen, die den Kleinbauern und der Umwelt helfen“.

Quelle:
Biovision – Stiftung für ökologische Entwicklung, Am Wasser 55, 8049 Zürich, Tel. 044 341 97 18. www.biovision.ch

Dr. Hans Rudolf Herren (60) gehört zu den weltweit führenden Wissenschaftlern in der biologischen Schädlingsbekämpfung. Er lebte und forschte während 27 Jahren in Afrika. Von 1994 bis 2005 leitete er das internationale Institut für Insektenforschung icipe in Nairobi, Kenia. icipe spielt eine zentrale Rolle in der Bekämpfung von Schädlingen, Parasiten und Krankheiten in Entwicklungsländern. Dr. Herren wurde für seine Forschung zum Wohl der Menschheit mit mehreren renommierten Preisen ausgezeichnet. 1995 erhielt er als erster Schweizer den Welternährungspreis. 1998 gründete Dr. Herren die gemeinnützige Stiftung BioVision zur Förderung einer nachhaltigen, ökologischen Entwicklung.Seit 2004 leitet Dr Herren ehrenamtlich als Ko-Präsident von IAASTD (The International Assessment of Agricultural Science and Technology) die Erarbeitung des ersten globalen Bericht zu Handen von Regierungen und Entscheidungsträgern zur Lage der Landwirtschaft.Hauptberuflich ist Dr. Hans R Herren Leiter des international tätigen Millennium-Institutes in Washington DC. Dieses Institut unterstützt die Regierungen von Entwicklungsländern im Mitteleinsatz für eine nachhaltige Entwicklung.
16. April 2008
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