Immer geradeaus, zu sich selbst
Peter Egger umrundete zu Fuss die Welt, das Gepäck in einer einfachen Tasche, schlief fast immer draussen und erreichte schliesslich sein Ziel: inneren Frieden, Freiheit und seine Heimat. (Ein weiterer Schnupperbeitrag aus dem neuen Zeitpunkt-Magazin)
Die Vorbereitung: Drei Jahre lange sparte er für seine lange Wanderung, zwei Jahre lang lebte er zur Abhärtung im Zelt. Seine Freundin nähte ihm eine passende Hose, den Mantel und eine einfache Umhängetasche machte er sich selber, dann zog er an einem kalten Novemberabend des Jahres 2007 los, ohne Sprachkenntnisse, ohne Karte, ohne Schlafsack und ohne Zelt, nach Deutschland, durch Polen, Weissrussland, Russland, das endlose Sibirien, die menschenleere Mongolei, das unbegreifliche China, dann über den Pazifik in die USA und schliesslich durch Frankreich zurück zum Startpflock auf einem Feld in der Nähe von Aarwangen im Oberaargau.
Dazwischen liegen 511 Tage und 18 000 Kilometer auf unendlichen Landstrassen, Fieberattacken in Frostnächten, hilfsbereite Menschen, Lebensmittelvergiftungen, offene Herzen, mörderische Räuberbanden, starrköpfige Polizisten und ein endloses Selbstgespräch über die eigene Existenz.
Obwohl abgehärtet und durchtrainiert, konnte Peter die ersten sieben eisigen Nächte wegen des Frosts nicht schlafen. In den ersten paar Wochen nahm Peter die Umgebung kaum wahr, so sehr war er mit sich selber beschäftigt. Einladungen schlug er aus, um seine Geschichte nicht immer wieder mit Handzeichen und Skizzen erzählen zu müssen. Er führte nicht nur Tagebuch, sondern schrieb auch seine «Sünden, Geheimnisse und seelischen Verletzungen» auf, schickte seine Aufzeichnungen von Polen aus nach Hause und bat Familie und Freunde um Vergebung, die sie ihm auch gewährten. Nach dem harten Teil der inneren Abenteuer war er nun bereit für die äusseren, und die sollten intensiver werden, je weiter er nach Osten kam. Sie sind so zahlreich, dass sie den Umfang dieses Artikels bei weitem übersteigen. Nur so viel: In keinem Land wurde Peter Egger so oft verhaftet wie in den USA.
von:
Über
Christoph Pfluger
Christoph Pfluger ist seit 1992 der Herausgeber des Zeitpunkt. "Als Herausgeber einer Zeitschrift, deren Abobeitrag von den Leserinnen und Lesern frei bestimmt wird, erfahre ich täglich die Kraft der Selbstbestimmung. Und als Journalist, der visionären Projekten und mutigen Menschen nachspürt weiss ich: Es gibt viel mehr positive Kräfte im Land als uns die Massenmedien glauben lassen".
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