Auf der Schweibenalp entstand ein moderner Steinkreis

Von September 2021 bis April 2022 baute die Schweibenalp-Gemeinschaft einen «Steinkreis des Neuen Himmels und der Neuen Erde». Während der 40-Jahre-Feier der spirituellen Gemeinschaft wurde er eingeweiht. Sundar Dreyfus und die Schweibenalp-Gemeinschaft laden herzlich ein, den neuen Kraftplatz zu besuchen. Führungen sind geplant.

© Zur Verfügung gestellt von der Schweibenalphttps://www.tamera.org/de/steinkreis/

Der neue Steinkreis auf der Schweibenalp schliesst an eine uralte Tradition an. Weltweit gibt es Zehntausende historische Steinkreise. Unsere Vorfahren aus der Jung- und Mittelsteinzeit nutzten sie zu verschiedensten Zwecken: als astrologische Kalender, spirituelle Kraftorte, Landkarten, Treffpunkte, Heilstätten, Tempel, Einweihungsplätze oder Wissensspeicher. Oftmals haben ihre Erbauer dabei scheinbar Unmögliches geleistet. So gehören die teilweise 45 Tonnen schweren Megalithen von Stonehenge zu den grössten Felsblöcken, die je von Menschenhand bewegt wurden. Viele Steinkreise beruhen auf astronomischen Beobachtungen, die ohne Teleskop nicht möglich scheinen. Manche Steinkreise benötigten Jahrtausende, um fertig zu werden. Schriftliche Zeugnisse liessen ihre Erbauer nicht zurück. Doch die Art der Bauwerke, ihre Lage, ihr Verhältnis zueinander und an manchen Orten auch eingravierte Muster und Zeichen lassen auf ihre grosse Bedeutung für die damaligen Kulturen schliessen. Es waren zumeist Stämme aus Halbnomaden und Nomaden, die in der Jungsteinzeit etwa zwischen 5000 und 800 v. Chr. Europa sehr dünn besiedelten. Die Steinkreise sind ihr spirituelles Erbe an uns. 

 

Sundar Dreyfus, vor 40 Jahren Gründer des Ashrams auf der Schweibenalp, erhielt die Inspiration für einen modernen Steinkreis in der Tamera-Gemeinschaft in Portugal. Dort hatten Sabine Lichtenfels und Marko Pogacnik ein grosses Landschafts- und Gemeinschaftskunstwerk errichtet, das – nach dem Vorbild eines 10.000 Jahre alten Steinkreises bei Évora aus 96 Steinen besteht. Jeder der teilweise 2-3 Meter hohen Felsbrocken aus Granit und Marmor steht für einen anderen Aspekt einer Friedensgemeinschaft und wurde von einem anderen Mitglied der Gemeinschaft gestaltet. Der ganze Kreis dient der Gemeinschaft als Zeremonialort für Jahreskreisfeste, gemeinschaftliche Gebete und spirituelle Feiern. 

Die Steine in einem Steinkreis stehen im Kreis in Beziehung zueinander und zum Land, zur Erde, zum Sternenhimmel und Kosmos. Das brauchen wir auf Gaia gerade sehr dringlich.

Moderne Steinkreise gelten als Manifestationsorte für lebensfördernde Prinzipien und Friedensfelder. Sie stabilisieren und fördern Prozesse der Willensbildung, Versöhnung und Weiterentwicklung. Und sie sind Ausdruck für die Kooperation mit Naturkräften. Dreyfus: «Die Steine in einem Steinkreis stehen im Kreis in Beziehung zueinander und zum Land, zur Erde, zum Sternenhimmel und Kosmos. Sie sind Kontaktpunkte für unsere Schwestern und Brüder in den Sternen, die hoffentlich die Intention und Botschaft unseres Steinkreises lesen können und uns unterstützen kommen. Das brauchen wir auf Gaia gerade sehr dringlich.»

 

Nach dem Besuch des Tamera-Steinkreises fasste Dreyfus den Entschluss, auf der Schweibenalp ebenfalls etwas Ähnliches zu errichten. «Damals wählte ich Steine aus einem nahen Felssturz in Brienz aus und liess sie hinaufbringen. Andere der ausgewählten 18 Steine lagern schon seit Urzeiten auf der Schweibenalp.»

Doch es dauerte länger als gedacht. Äussere Umstände erschwerten den Baubeginn, auch schien die Gemeinschaft noch nicht bereit. Erst 2021 im Vorfeld der 40-Jahres-Feier der Schweibenalp beschloss die Gemeinschaft seinen Bau. Sundar Dreyfus gewann dann Susanne Fischer Rizzi für die Zusammenarbeit und Beratung. Die Expertin für Schamanismus, indigenes Wissen und Matriarchatsforschung half dabei, den genauen Platz, die Grösse und Ausrichtung zu definieren. 

Susanne und Sundar

 

«Im Frühjahr dieses Jahres habe ich dann in den drei Tagen vor Ostern mit unserem langjährigen Baggerfahrer Stephan Graber den Steinkreis gebaut.» Dazu mussten alle Steine vom Gelände heruntergenommen werden. Dann wurde der Humus abgetragen und das schräg abfallende Gelände für den Steinkreis eingeebnet. Erst dann konnten die Steine gesetzt werden. 

Sundar Dreyfus: «Zu diesem Zeitpunkt fehlte uns noch der zentrale Stein, der ja grösser sein sollte als die anderen. Es gab einen grossen Brocken weiter oben auf dem Gelände, der aber zu gross für den Bagger war. Keiner schien zu passen.»

 

In dieser Situation musste Dreyfus dann die Baustelle für einige Stunden verlassen. «Als ich zurückkam, traute ich meinen Augen nicht: Der Platz war eingeebnet und in der Mitte war der Zentralstein an die Oberfläche gekommen. Es war der einzige Stein, der unter all der weggebaggerten Erde gelegen hatte. Er ist grösser als alle anderen und lag genau an seinem Platz. Jetzt mussten wir ihn nur noch aufrecht hinstellen. Es war die unglaublichste Bestätigung aller bisherigen Arbeiten und das Zeichen, dass alles im Zusammenhang mit diesem Steinkreis Führung und Fügung ist.»

 

Der fertige Steinkreis hat 18 Steine. 12 davon sind in einem äusseren Kreis, 5 in einem inneren Kreis, in der Mitte steht der Zentralstein. Dreyfus: «Jeder Stein offenbarte uns von Anfang an seine spezielle Aufgaben oder Bezeichnungen. Mit dieser Wahrnehmung wählten wir die Steine aus und platzierten sie. Doch in den Wochen und Monaten nach der Setzung wurde klar, dass wir die Steine in ihrer Bedeutung nicht begrenzen möchten, sondern – im Bewusstsein der ursprünglichen Aufgaben – es allen frei lassen möchten, die Steine individuell zu erfahren.» 

Am Eingang zum Steinkreis liegt der 19. Stein: Es ist der Wasserstein mit einer Kuhle für Wasser. Hier reinigt man sich symbolisch und bittet um Eintritt. Der ganze Steinkreis ist dem Thema Wasser gewidmet. Nebenan entstand ein Medizinalrad, das dem Element Feuer gewidmet ist. So besitzt die Schweibenalp jetzt zwei neue starke Kraftorte. Sicher lohnen sie einen Besuch auf dem 1.100 m hoch gelegenen Kraftort über dem Brienzer See.

26. September 2022
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