Der Frühling ist vergangen – ein heisser Sommer kommt
Die Aktienkurse steigen seit anfangs Jahr in rekordverdächtigem Ausmass. Überall sehen die Wirtschaftsweisen in den Think Tanks, Universitäten und Grossbanken Anzeichen einer Konjunkturerholung, ja gar die Trendwende der Krise. Die Angelsachsen haben dafür ein Schlagwort: «green shoots» – grüne Schösslinge. Grün, das macht doch Hoffnung. Hoffnung sollen vor allem Kleinanleger und ahnungslose Fondsverwalter haben, die den Banken und Hedge Fonds ihr Geld zum Frass vorwerfen dürfen und dafür mit Papierchen gelockt werden, deren Wert jetzt wieder in die Höhe schiessen soll.
Aber es ist eine «jobless recovery», die sich da in den Grafiken und Schaubildern der Medien ausbreitet. Es ist nicht nur eine «Erholung» ohne Arbeit, es ist auch eine «Erholung» ohne Produktion und Austausch. Steigende Produktion verzeichnet, um es mal ein bisschen salopp zu formulieren, nur noch «Tamiflop» und steigende Handelsvolumina verzeichnen nur Wertpapierchen. Sinnbild dafür ist der Hafen von Singapur, wo quadratkilometerweise eingemottete Containerschiffe in Erwartung besserer Zeiten vor Anker liegen.
Weil eine Erholung ohne Arbeit keine Erholung ist, schwenken wir auf das Thema ein, das die Welt in den nächsten paar Monaten in drastischem Ausmass beschäftigen wird: die Arbeitslosigkeit. Die Abermillionen von Stellen, die in den letzen Monaten in den wirtschaftlich führenden Ländern gestrichen wurden, sind dabei nicht einmal das dringendste Problem. Denn noch in diesem Sommer wird die erste grosse Welle von Arbeitslosen aus der Versicherungsleistung fallen. Drei Millionen Menschen allein in den USA, die plötzlich lernen müssen, von nichts zu leben und dabei ja nicht krank werden dürfen – das ist Konfliktstoff erster Ordnung. Das «Laboratoire européen d’anticipation politique» (LEAP) sieht die erste «Monsterwelle» der Massenarbeitslosigkeit noch vor Ende dieses Sommers über die USA, Grossbritannien und Irland hereinbrechen. Ab Ende Herbst sind dann China, Südostasien, Lateinamerika und die neuen EU-Mitglliedstaaten dran. Im Winter folgen die Eurozone, die Schweiz, Schweden und Japan.
Der Mechanismus ist einfach zu verstehen: die Krise führt zu Arbeitslosigkeit, was die Krise verstärkt, was wieder die Arbeitslosigkeit steigert, undsoweiter. Während man eine Finanzkrise mit virtuellem Geld aufschieben (aber nicht lösen!) kann, ist dies mit der Arbeitslosigkeit nicht möglich. Da braucht es zusätzlich nützliche Produkte und Nachfrage, beides krasse Mangelware. Wenn es den kreditsüchtigen Konsumenten noch gäbe, der die Nachfrage in den letzten Jahrzehnten trug, würde er von den Banken keinen Kredit mehr erhalten, weil sie ganz einfach nicht mehr können.
Während man Bankbilanzen, Staatshaushalte und Arbeitslosenstatistiken frisieren kann, nützt es wenig, wenn man den Millionen von Arbeitslosen in den Strassen die Haare macht. Das Problem lässt sich schlicht und einfach nicht aus der Welt manipulieren.
Damit wenden wir uns einem Thema zu, dessen Manipulationsschleier nach rund zwanzig Jahren definitiv gelüftet werden dürfte. Vor einer Woche trafen sich die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China im russischen Jekaterinenburg zu einem Weltwirtschaftsgipfel der anderen Art. Wundern Sie sich bitte nicht, wenn die Massenmedien nicht darüber berichteten. Das Treffen war einfach zu wichtig und zu gefährlich. Die USA, immer noch mit dem Anspruch, eine Führungsnation zu sein, waren nicht geladen. Nicht einmal Beobachter durften sie schicken – ein deutliches Zeichen, dass an diesem Gipfel ausnahmsweise einmal Klartext gesprochen und nicht Nebelkerzen für die Weltöffentlichkeit gezündet wurden.
Die zentrale Frage des Gipfels: Was tun mit den Billionen von Dollars in Form amerikanischer Staatsanleihen für die es bekanntlich keinen realen Gegenwert gibt? Wenn man sie in grossem Stil verkauft, sinkt der Wert der verbleibenden Bestände markant; das ist unerwünscht. Wenn man sie behält, ist man gezwungen, die neu ausgegebenen Anleihen weiter aufzukaufen, um den Wert zu stützen. Das ist angesichts der drastischen Steigerung neuer US-Anleihen (eine Verdreifachung seit 2008!!) ebenfalls höchst unerwünscht. Was tun, um sich aus dieser berüchtigten Dollar-Falle zu befreien? Zum einen haben die BRIC-Länder beschlossen, sich gegenseitig Staatanleihen abzukaufen und ihre Währungen in einer Art Tauschabkommen (SWAP) gemeinsam gegen einen Kurszerfall des Dollars abzusichern. Das ist die Vorbereitung für den Ausstieg aus dem Dollar. Schliesslich fordern sie eine Reform der Stimmrechte beim Int. Währungsfond und anderen internationalen Organisationen, sprich: Aufhebung der der Entscheidungssouveränität der USA.
Dies bedeutet mit Sicherheit, dass der Dollar und Dollar-Anleihen im Wert sinken. Und dies hat zwingend eine Steigerung der Zinsen zur Folge, was wiederum die Staatshaushalte (vor allem der USA und Grossbritanniens), die jetzt schon mit historischen Defiziten umgehen müssen, in den Bankrott treibt. Jetzt stehen die USA ihrerseits vor der grossen Frage: Was tun? Man staunt ja immer wieder über die Tiefe der Trickkiste der grauen Herren an den Schalthebeln der Macht, und es ist auch diesmal nicht ausgeschlossen, dass ihnen ein überraschender Schachzug oder eine versteckte Manipulation einstweilen aus der Patsche hilft. Aber eigentlich haben sie – abgesehen von einer ordentlichen Liquidation – nur zwei Mittel zur Wahl: Geld zu drucken bis zur Hyperinflation oder wieder einmal zu zeigen, wer der Herr der Welt ist. Vielleicht reicht eine Eskalation in Pakistan, vielleicht braucht es einen Krieg. Aber damit sind wir in einem Bereich, in dem nur noch gewinnen kann, wer zerstören will. Warten wir mal ab, wie Kissinger und seine Kollegen entscheiden.
So, jetzt ist geschrieben, was zum Ende dieses Frühlings zu schreiben war. Neben diesem höchst ungemütlichen Szenario gibt es auch immer stärkere Lebenszeichen neuer Kräfte. Immer mehr Menschen machen sich unabhängig vom Geldsystem, nutzen ihre Freiheit und greifen mit «asymmetrischen», friedlichen Provokationen ins politische Geschehen ein. Das macht nicht nur Spass, sondern auch Mut. In diesem Frühling ist also auch etwas Echtes gewachsen. Im Sommer müssen nun die Samen der Vermehrung reifen. Wirklich überlebensfähig ist das kleine Pflanzenvolk noch nicht.
Aber es ist eine «jobless recovery», die sich da in den Grafiken und Schaubildern der Medien ausbreitet. Es ist nicht nur eine «Erholung» ohne Arbeit, es ist auch eine «Erholung» ohne Produktion und Austausch. Steigende Produktion verzeichnet, um es mal ein bisschen salopp zu formulieren, nur noch «Tamiflop» und steigende Handelsvolumina verzeichnen nur Wertpapierchen. Sinnbild dafür ist der Hafen von Singapur, wo quadratkilometerweise eingemottete Containerschiffe in Erwartung besserer Zeiten vor Anker liegen.
Weil eine Erholung ohne Arbeit keine Erholung ist, schwenken wir auf das Thema ein, das die Welt in den nächsten paar Monaten in drastischem Ausmass beschäftigen wird: die Arbeitslosigkeit. Die Abermillionen von Stellen, die in den letzen Monaten in den wirtschaftlich führenden Ländern gestrichen wurden, sind dabei nicht einmal das dringendste Problem. Denn noch in diesem Sommer wird die erste grosse Welle von Arbeitslosen aus der Versicherungsleistung fallen. Drei Millionen Menschen allein in den USA, die plötzlich lernen müssen, von nichts zu leben und dabei ja nicht krank werden dürfen – das ist Konfliktstoff erster Ordnung. Das «Laboratoire européen d’anticipation politique» (LEAP) sieht die erste «Monsterwelle» der Massenarbeitslosigkeit noch vor Ende dieses Sommers über die USA, Grossbritannien und Irland hereinbrechen. Ab Ende Herbst sind dann China, Südostasien, Lateinamerika und die neuen EU-Mitglliedstaaten dran. Im Winter folgen die Eurozone, die Schweiz, Schweden und Japan.
Der Mechanismus ist einfach zu verstehen: die Krise führt zu Arbeitslosigkeit, was die Krise verstärkt, was wieder die Arbeitslosigkeit steigert, undsoweiter. Während man eine Finanzkrise mit virtuellem Geld aufschieben (aber nicht lösen!) kann, ist dies mit der Arbeitslosigkeit nicht möglich. Da braucht es zusätzlich nützliche Produkte und Nachfrage, beides krasse Mangelware. Wenn es den kreditsüchtigen Konsumenten noch gäbe, der die Nachfrage in den letzten Jahrzehnten trug, würde er von den Banken keinen Kredit mehr erhalten, weil sie ganz einfach nicht mehr können.
Während man Bankbilanzen, Staatshaushalte und Arbeitslosenstatistiken frisieren kann, nützt es wenig, wenn man den Millionen von Arbeitslosen in den Strassen die Haare macht. Das Problem lässt sich schlicht und einfach nicht aus der Welt manipulieren.
Damit wenden wir uns einem Thema zu, dessen Manipulationsschleier nach rund zwanzig Jahren definitiv gelüftet werden dürfte. Vor einer Woche trafen sich die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China im russischen Jekaterinenburg zu einem Weltwirtschaftsgipfel der anderen Art. Wundern Sie sich bitte nicht, wenn die Massenmedien nicht darüber berichteten. Das Treffen war einfach zu wichtig und zu gefährlich. Die USA, immer noch mit dem Anspruch, eine Führungsnation zu sein, waren nicht geladen. Nicht einmal Beobachter durften sie schicken – ein deutliches Zeichen, dass an diesem Gipfel ausnahmsweise einmal Klartext gesprochen und nicht Nebelkerzen für die Weltöffentlichkeit gezündet wurden.
Die zentrale Frage des Gipfels: Was tun mit den Billionen von Dollars in Form amerikanischer Staatsanleihen für die es bekanntlich keinen realen Gegenwert gibt? Wenn man sie in grossem Stil verkauft, sinkt der Wert der verbleibenden Bestände markant; das ist unerwünscht. Wenn man sie behält, ist man gezwungen, die neu ausgegebenen Anleihen weiter aufzukaufen, um den Wert zu stützen. Das ist angesichts der drastischen Steigerung neuer US-Anleihen (eine Verdreifachung seit 2008!!) ebenfalls höchst unerwünscht. Was tun, um sich aus dieser berüchtigten Dollar-Falle zu befreien? Zum einen haben die BRIC-Länder beschlossen, sich gegenseitig Staatanleihen abzukaufen und ihre Währungen in einer Art Tauschabkommen (SWAP) gemeinsam gegen einen Kurszerfall des Dollars abzusichern. Das ist die Vorbereitung für den Ausstieg aus dem Dollar. Schliesslich fordern sie eine Reform der Stimmrechte beim Int. Währungsfond und anderen internationalen Organisationen, sprich: Aufhebung der der Entscheidungssouveränität der USA.
Dies bedeutet mit Sicherheit, dass der Dollar und Dollar-Anleihen im Wert sinken. Und dies hat zwingend eine Steigerung der Zinsen zur Folge, was wiederum die Staatshaushalte (vor allem der USA und Grossbritanniens), die jetzt schon mit historischen Defiziten umgehen müssen, in den Bankrott treibt. Jetzt stehen die USA ihrerseits vor der grossen Frage: Was tun? Man staunt ja immer wieder über die Tiefe der Trickkiste der grauen Herren an den Schalthebeln der Macht, und es ist auch diesmal nicht ausgeschlossen, dass ihnen ein überraschender Schachzug oder eine versteckte Manipulation einstweilen aus der Patsche hilft. Aber eigentlich haben sie – abgesehen von einer ordentlichen Liquidation – nur zwei Mittel zur Wahl: Geld zu drucken bis zur Hyperinflation oder wieder einmal zu zeigen, wer der Herr der Welt ist. Vielleicht reicht eine Eskalation in Pakistan, vielleicht braucht es einen Krieg. Aber damit sind wir in einem Bereich, in dem nur noch gewinnen kann, wer zerstören will. Warten wir mal ab, wie Kissinger und seine Kollegen entscheiden.
So, jetzt ist geschrieben, was zum Ende dieses Frühlings zu schreiben war. Neben diesem höchst ungemütlichen Szenario gibt es auch immer stärkere Lebenszeichen neuer Kräfte. Immer mehr Menschen machen sich unabhängig vom Geldsystem, nutzen ihre Freiheit und greifen mit «asymmetrischen», friedlichen Provokationen ins politische Geschehen ein. Das macht nicht nur Spass, sondern auch Mut. In diesem Frühling ist also auch etwas Echtes gewachsen. Im Sommer müssen nun die Samen der Vermehrung reifen. Wirklich überlebensfähig ist das kleine Pflanzenvolk noch nicht.
22. Juni 2009
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